Lange, vom Winter bis zum Herbst, habe ich gebraucht um THETIS zu durchwandern. Ich bin häufig auf Reisen und weil ich mit kleinem Gepäck reisen möchte, musste dieses große und schwere Buch (2kg, 22x14x6 cm) zu Hause bleiben; ein peinlich banaler aber lebenspraktischer Grund für die lange Lesedauer.
Mein Leit-Faden durch THETIS war Hans Erich Deters, den ich schon aus den WOLPERTINGERn kannte, und der hier nun in einer Kneipe in einer großen Stadt sitzt, eine rätselhafte Diskette hütet und auf eine geheimnisvolle Frau wartet. Dabei betrinkt er sich, was soll er sonst in der Kneipe tun, und gibt sich tagträumerisch seinen Phantasien hin, aus denen er immer wieder einmal kurz auftaucht, reflektierend über sie nachdenkt und alsogleich Gestalten aus dem aktuellen Umfeld in sie einbindet.
Über den Inhalt seiner Phantasien, möchte ich hier nichts sagen, dazu kann man sich ein wenig bei WIKIPEDIA kundig machen, dort findet man auch Verweise auf Rezensionen anlässlich der Ersterscheinung des Buches in den Neunzigerjahren.
Nur so viel: Anfangs hatte ich das Gefühl, in die Hölle des Hieronymus Bosch geraten zu sein, und ich dachte mir, dass ich diese "Ausgeburten einer gequälten Phantasie" ( E.H. Gombrich) keine neunhundert Seiten würde durchstehen können. Andererseits waren die Bilder so grotesk, dass sie mir gewissermaßen vom Leib blieben und meine Neugierde, worauf das Ganze hinausläuft, sehr viel stärker war als die Abwehr. Es ging von diesem Text ein ungeheurer Sog aus, mich weiter in den innerweltlichen Dschungel des Protagonisten hineinzuwagen. Ich traf darin ja auch auf beruhigende Orte, wo ich mich als Leser richtig gut fühlen konnte, weil ich verstand, was vor sich ging, worauf sich die Anspielungen bezogen, mich also in einer einigermaßen vertrauten Welt befand.
Allerdings kam ich durch die vielen Unterbrechungen und Neueinstiege immer wieder in die Lage, mich fragen zu müssen: Wo bin ich jetzt eigentlich? Doch erging es mir, wenn ich große Abschnitte am Stück las, oft genau so bei diesem ununterbrochenen Changieren zwischen Zeiten Orten Bewusstseinsebenen und den vielfältigen Bezügen zum allgemeinen Bildungswissen. Meist störte mich das aber keinesfalls, im Gegenteil erzeugte das Lese-Wandern durch diesen labyrinthischen Anderswelt-Dschungel eine ungeheure Spannung voll dunkel gefühlter Ahnungen. Für den Notfall, dass ich einmal gar nicht mehr wusste, wo ich mich befand, hatte ich meine Machete dabei und säbelte einfach nieder, was ich nicht mehr ausdeuten konnte. So fand ich den Weg durch das Dickicht, wie viel mir dabei verlorenging sei dahingestellt, und kam an mein Ziel, diese großartige Textlandschaft als Ganzes zu überblicken. Ein Lesen in der Gruppe mit der Möglichkeit des Zusammenfügens der unterschiedlichen Leseerfahrungen wäre wunderbar gewesen.
THETIS zu lesen war für mich also ein echtes Abenteuer, stilistisch wie inhaltlich, ein "Einweihungsweg" in einen eigenständigen, eigenwilligen literarischen Kosmos weit weg vom Mainstream mit den simplen Plots. Staunend steh ich vor einem Autor, der so etwas zuwege bringt und wundere mich über seine geringe Präsenz in den Medien im Vergleich zur Aufregung um so manche banale Texte manch anderer.
Könnte das auch am Umfang eines solchen Buches liegen? Denn es gibt nicht wenige, die sich vor dicken Büchern fürchten, darunter vermutlich auch Rezensenten. Und außerdem ist THETIS freilich kein Buch, das man nach Büroschluss auf der Heimfahrt in der U-Bahn lesen kann.
Ich wünschte, es kämen noch viele Leser, die sich voll Neugierde in dieses Buch stürzten - "Gehirn-Jogging ist doch "in", oder?
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