Mit ihrem Magazin renk. gibt Melisa Karakuş der jungen deutsch-türkischen Generation eine Stimme. Im Podcast "Kasia trifft ..." erzählt die Berlinerin, was ihre Themen sind, welche Klischees sie nicht mehr hören kann und was passiert, wenn sie einmal im Monat "ihren Türkischen" bekommt.
"In den Köpfen unserer Generation läuft ständig ein Film ab – über Zugehörigkeit, Herkunft und Identität. Wir verdrängen die Fragen und drängen uns gleichzeitig dazu, Antworten auf Fragen der Zerrissenheit zwischen unseren Lebenswelten zu finden. Entkommen und Ankommen bestimmen unseren Alltag."
So beginnt ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Gesellschafts- und Kultur-Magazins renk.. Es geht in dem Text um Fragen, die die Nachkommen der türkischen Gastarbeiter in Deutschland heute beschäftigen. Wo gehöre ich hin? Warum muss ich mich immer erklären? Kann ich nicht beides sein? Passend dazu sind die Papierseiten in diesem Text zum Teil zerrissen - auch das ist typisch für renk.: Mit viel Spaß am Experiment nutzt die Redaktion alle Möglichkeiten, die das Medium Print bietet, von Spiegelfolie bis zu handschriftlichen Kritzeleien im gedruckten Text.
Erfinderin und kreativer Motor hinter renk. ist Melisa Karakuş. Die 30-jährige Grafikerin hat das Kulturmagazin neben ihrer eigenen Agentur Büro Farbe aufgebaut und nennt es ihr Herzensprojekt.
"In der Pubertät fing ich an, mir über meine deutsch-türkische Identität Gedanken zu machen", erzählt sie im Interview mit Katarzyna Mol-Wolf. "Man will sich ja irgendwo zuordnen." Doch das war nicht so leicht – und sie spürte den Drang, sich mit anderen Menschen auszutauschen, denen es ähnlich geht. So sei ihr die Idee zu renk. gekommen, was auf Deutsch "Farbe" bedeutet.
"Meine Identitäten sind wie eine Bank - manchmal rutsche ich ein bisschen nach links und manchmal nach rechts."
Melisa Karakuş, Herausgeberin des deutsch-türkischen Magazins renk.Tweet
In ihrem Podcast spricht Katarzyna Mol-Wolf, die als gebürtige Polin selbst eine Migrationsgeschichte hat, mit Melisa über Klischees und unser Schwarz-Weiß-Denken. Aber es geht auch um die Zerrissenheit der Frauen, die Melisa als junge Mutter nur zu gut kennt, und um den Wunsch, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Hört hier die ganze Folge mit Melisa Karakuş:
Über das Magazin renk.
Die Redaktion schreibt online auf www.renk-magazin.de und hat bislang zwei Print-Ausgaben herausgebracht, die man online bestellen kann. Darin geht es um Identitätsfragen, aber auch um Kultur: angesagte türkische Bands, Blicke auf Ikonen der türkischen Literatur oder um die Liebe zwischen Spree und Bosporus. Das ist spannend zu lesen – nicht nur für Deutsch-Türken, sondern für alle, die in unserem Land leben.
Melisa Karakuş ist übrigens auch für den EMOTION.award 2019 nominiert - in der Kategorie "Frau der Stunde".
Noch mehr Türkei auf die Ohren:
Im Podcast empfiehlt Melisa diese zwei Musikerinnen, für alle, die sich der türkischen Musik nähern wollen:
Gaye Su Akyol: eine junge türkische Songwriterin, die gerade auf Europa-Tour ist.
Sezen Aksu: eine der berühmtesten türkischen Sängerinnen überhaupt, bekannt auch aus dem Film "Crossing the Bridge" von Fatih Akin.
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