Video_Lonely Hearts Killers
Mörderischer Paarlauf
In Todd Robinsons konturlosem Noir-Thriller plündert und mordet ein teuflisches Betrügerpaar ahnungslose Single-Frauen. Dafür spielt Salma Hayek ganz allein John Travolta und James Gandolfini an die Wand.
06.11.2007
In den späten 40er Jahren ist das Cop-Gespann Elmer C. Robinson (John Travolta) und Charles Hildebrandt (James Gandolfini) den "Lonely Hearts Killers" Ray Fernandez (Jared Leto) und Martha Beck (Salma Hayek) auf der Spur. Das gesuchte Pärchen hat es vornehmlich auf alleinstehende, möglichst betuchte Damen abgesehen. Fernandez und Beck gehen systematisch vor: Über Inserate und daraus entstehende Brieffreundschaften pirscht sich Ray - üblicherweise in der Rolle eines finanzkräftigen Don Juan von Welt - an die "einsamen Herzen" heran. Dem Charme des öligen Charmeurs verfallen, werden die Frauen später um ihre Ersparnisse gebracht - und bezahlen schließlich mit dem Leben. Elmer Robinson hat ein persönliches Interesse an der Ergreifung des mordenden Duos: Seit dem Freitod seiner Frau schleppt sich der seelisch schwer verwundete Witwer auf der Suche nach Antworten durch den Alltag. Der von Schuldgefühlen geplagte Mann verbeißt sich immer mehr in den aufsehenerregenden Kriminalfall. Robinson versucht seinen unverarbeiteten seelischen Konflikt durch einen Ermittlungserfolg aufzulösen.
Vor 60 Jahren fabrizierten die "Lonely Hearts Killers" tatsächlich eine beachtliche Betrugs- und Tötungsserie. Die Ermittlungen führte seinerzeit Elmer C. Robinson, Großvater des Regisseurs Todd Robinson, der sich der Geschichte seines Vorfahren nun Jahrzehnte später annimmt. Bei der Dramatisierung der damaligen Ereignisse mangelt es dem Cop-Enkel jedoch vor allem an Mut zum Risiko.
Seine filmische Version des mörderjagenden Großpapas ist in ähnlicher Form bereits unzählige Male auf die Leinwand gebannt worden: Travoltas Figur ist der Prototyp des innerlich verletzten, sozial abgeschotteten Staatsdieners. Aus Kompensationsgründen wagt er sich an den prominenten "Lonely Hearts"-Fall und will sich mit der Beendigung des serienmäßigen Tötens für die vermeintliche Mitschuld am Selbstmord seiner Gattin rehabilitieren.
Travolta bringt in diese Rolle nur wenig ein, wirkt müde und uninspiriert - und somit austauschbar. Robinsons persönlichem Kreuzzug folgt Charles Hildebrandt, eine Inkarnation des klassischen Buddy-Cops und ruppig-gutherzigen Kumpels der lädierten Heldenfigur. James "Tony Soprano" Gandolfini adaptiert das Minenspiel seiner berühmten Mafiarolle fast unverändert; die Folge ist eine solide, wenn auch überraschungsarme Darbietung. Recht erstaunlich fällt dagegen Salma Hayeks Auftritt als Femme fatale mit markant psychotischem Einschlag aus. Hayeks Martha Beck, die von Fernandez ursprünglich als Opfer auserkoren wurde, sich mit dem kleinen Gauner dann aber zu einem diabolischen Duo zusammenschloß, ragt als ansprechendster Charakter aus dem Ensemble hervor. Dominant, sexy und aufgrund ihrer offensichtlichen Gestörtheit nur schwer berechenbar, fungiert sie als unheilvolle Partnerin an Rays Seite. Marthas Neigungen für Ray wachsen sich bald zu einer echten Obsession aus - und werden damit zur ernsthaften Bedrohung für den plötzlich Skrupel zeigenden Partner.
Robinsons Inszenierungsstil läßt dabei leider keine individuelle Handschrift erkennen. Erzählrythmus und audiovisueller Stil seines Films bleiben vor allem funktionell. "Lonely Hearts Killers" lebt somit hauptsächlich von der an Gefährlichkeit stetig gewinnenden Martha Beck, deren gemeingefährliche Taten den größten Anteil an Spannungspotential bergen.
Dietmar Wohlfart
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