Games_Trapt

In die Falle gegangen

Die Erfinder der "bouncing boobs" im Videospiel bringen mit einem Game für Hinterlistige den vierten Teil der in Japan beliebten "Deception"-Serie endlich auch nach Europa.    09.03.2006

Was tut eine Prinzessin, wenn sie von ihrer bösen Stiefmutter des königlichen Vatermordes bezichtigt wird? Sie flüchtet sich klarerweise in die Arme des großen Widersachers und nützt dessen diabolische Kräfte, um Rache an ihren Verfolgern zu nehmen. Als Gegenleistung für seine Hilfe muß sie ihrem neuen Mentor lediglich die Seelen der Geopferten darbringen.

So viel zur aus der Art geschlagenen Story, die den Spieler bei diesem Game der etwas anderen Art erwartet - denn in "Trapt" von der japanischen Entwicklerfirma Tecmo geht es nicht darum, wieder einmal die Welt vor dem Bösen zu retten. Ganz im Gegenteil: Diesmal folgt man dem dunklen Pfad der Macht, und es macht Spaß, zur Abwechslung einmal keine Gnade walten zu lassen.

Wollen Sie ihrem Verfolger das Prinzip der spontanen Zellteilung anhand eines praktischen Beispiels erklären? Kein Problem - das ist Sinn und Zweck des praktischen Klingenpendels. Oder steht Ihnen der Sinn nach Ausgefeilterem? Wie wäre es dann mit einer schönen Kombination aus Wand- und Deckenfalle, wie etwa einer magnetischen Wand, die das (fast bemitleidenswerte) Opfer so lange festhält, bis es ein riesiger Steinbrocken endgültig von seinen Kopfschmerzen befreit hat? Klingt gut. Und daher ist "Trapt" auch das richtige Spiel für Hinterlistige, die hier wenigstens ihren virtuellen Gegnern eine Unzahl hundsgemeiner Fallen stellen können.

 

Zu Beginn stehen dem Spieler nur wenige Räume für seine Fallensysteme zur Verfügung. Man ist grundsätzlich auf drei Fallen pro Zimmer beschränkt - je eine an der Wand, eine am Boden und eine an der Decke. Das Positionieren der Dinger geht sehr einfach von der Hand, da jede der drei Kategorien einer Taste zugeordnet ist. Von Vorteil ist auch die Tatsache, daß die Fallen jederzeit wieder versetzt werden können und somit auch miteinander kombinierbar sind. Je länger die Abfolge der tödlichen Vorrichtungen, desto mehr Punkte können ergattert werden - und die werden dann nach Ende eines Kapitels gleich in neue und noch effektivere Fallen investiert.

Das Problem ist nur, daß man die arglosen Gegenspieler dann auch in ihr Unglück locken muß. Und hier zeigt sich auch gleich einer der Schwachpunkte des Spiels: die störrische Kamera. Zum einen bewegt sich die Verfolgerkamera viel zu langsam um den Charakter herum, sodaß man gelegentlich lieber die Protagonistin dreht als den Blickwinkel zu ändern; zum anderen scheinen die Entwickler von der Geschichte des "Hans Guck-in-die-Luft" äußerst beeindruckt gewesen zu sein: Die Kamera blickt gern nach oben und verlangt deswegen ein beständiges Korrigieren der Sicht.

Graphisch bewegt sich das Spiel im oberen Mittelfeld. Die Charaktere - vor allem die weiblichen - sehen zum Teil sehr ansprechend aus, und auch die Gebäude überzeugen durch die kontraststarke Farbpalette, auch wenn teilweise ein Kantenflimmern nicht zu übersehen ist. Einen weiteren Kritikpunkt bietet die deutsche Lokalisierung des Spieles, weil sie schlicht und einfach nicht vorhanden ist. Gesprochen wird ausschließlich japanisch, wobei gnädigerweise wenigstens englische Untertitel eingeblendet werden. Doch die erwecken zeitweise den Eindruck, als hätten sie hauptberufliche Autoren von Gebrauchsanleitungen verbrochen.

"Trapt" ist aber trotz dünner Story, der mißratenen Kamera und der lieblosen Übersetzung auf jeden Fall ein Probespiel wert. Immerhin bringt das Game wirklich frischen Wind in eine sonst angestaubte Spielelandschaft und ist sogar zu einem recht vernünftigen Preis erhältlich.

Dragan Andjelkovic

Trapt

ØØØ 1/2


(Tecmo/Take2)

erhältlich für: PS2

 

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