Kolumnen_Breaking the News # 29

Arbeite lieber ungewöhnlich

Brauchbare Jobs sind heute eine Rarität. Da heißt es den Gürtel enger schnallen oder sich um lohnende Nischen umsehen: als Ortstafelverrücker oder Buchzerzauser.    09.06.2006

Steigende Arbeitslosenraten machen erfinderisch. Dies gilt insbesondere für die Bundesregierung: Wie OPA bereits berichtete, sollen neue AMS-Programme zu einer deutlichen Reduzierung der in den Statistiken aufscheinenden Arbeitslosen beitragen. Ausgestorbene Sprachen erweitern daher künftig die Lehrinhalte der Fortbildungskurse für Langzeitarbeitslose. Das ist gut für die Optik (der Statistiken) und die Moral (der Regierungsmannschaft).

Tote Sprachen gäb´s zwar genug, dennoch kann offenbar nicht jeder zur Zeit Arbeitslose in diesen Programmen verstaut werden. "Irgendjemand muß schließlich auch die Versicherungsbeiträge einzahlen, mit denen solche Programme finanziert werden", meint "Future Jobs"-Projektleiter Robert Törleß. Im Informationsprospekt der Initiative findet sich Altbekanntes (Vorkoster, Testdieb, Fledermausforscher) neben völlig neuen Berufsbildern.

Der Buchhandhaber etwa, bei dem Flann O´Brien Pate gestanden haben dürfte, macht es sich zur Aufgabe, Bücher so aussehen zu lassen, als wären sie tatsächlich gelesen worden - eine Dienstleistung, die gewohnheitsmäßige Analphabeten und TV-Junkies, die mit ihrer Bibliothek renommieren wollen, gern in Anspruch nehmen. Für einen Aufpreis gibt´s neben zerzausten Seiten und Eselsohren auch tiefsinnige Randbemerkungen auf den Seiten der zwar ungelesenen, aber professionell gehandhabten Bücher.

Weiters im Programm:

- George-Bush-Double: interessanter Job, bei dem man etwas von der Welt sieht (Washington-Texas und retour). Aus physiognomischen Gründen ist die Zahl potentieller Doubles recht beschränkt; zudem dürfte diese Marktnische bereits ausgefüllt sein (siehe OPA-Meldung vom 5. Mai).

- Schafaufsteller: Bekanntermaßen säuft sich die Wolle im Freien grasender Schafe durch den irischen (und derzeit auch österreichischen) Dauerregen so lange an, bis die Tiere das Gleichgewicht verlieren und auf dem Rücken liegen bleiben. Abhilfe schaffen österreichische Schafaufsteller, die sich als Gastarbeiter von Kilkenny bis Connemara verdingen.

- Ortstafelverrücker: Selbst ein Kärntner Landeshauptmann war sich für diesen Job nicht zu schade. Nun sollen Professionisten ran - und zwar immer dann, wenn es ein neues Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes gibt.

- Alibi: Der perfekte Mord ist nichts wert, wenn das Alibi nicht wasserdicht ist. Abhilfe bei Meuchelmord und Seitensprung schaffen Full-Time-Alibis, die sich für keinen Meineid zu schade sind. Damit faule Ausreden künftig auch wirklich halten ...

Reinhard Ebner

Quelle: OPA (Obskure Presseagentur)

Redakteur: Reinhard Ebner


 

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