Akzente_Lokal-Guide Aromat

Aromatische Verbindungen

Von außen ist es so unscheinbar und klein, daß man es beinah übersehen könnte. Die gläserne Jugendstilfront mit ihrer einladenden Tür gewährt jedoch tiefe Einblicke ins Innere, in eine scheinbar andere, heile Welt - jener des "Aromat": ein bißchen Prenzlauer Berg mitten in Wien-Wieden.    25.05.2007

Wir befinden uns in der Margaretenstraße, Ecke Kettenbrückengasse, dort, wo der Abendverkehr um diese Zeit zäh stadtauswärts zieht. Das "Aromat" ist bummvoll - keine Kunst, bei dem regen Andrang und lediglich sieben Tischen im und drei weiteren vorm Lokal. Jeden davon ziert ein dekoratives Blümlein; Liebe zum Detail nennt sich das. Mit der ist Oliver Schöninkle, Gastronom aus Wagemut mit Vergangenheit im "Hotel Imperial", ganz eindeutig ausgestattet. 2004 übernahm der gebürtige Wiener das zwei Jahre zuvor eröffnete Suppenlokal, auf dessen Charme er schon früher aufmerksam geworden war.

Heute ist er stolzer Herr des Hauses und wie immer bemüht um seine Gäste. Gegen die Bezeichnung "Kundschaft" verwehrt er sich. "Freunde sind´s", die bei ihm ein- und ausgehen, und "sie kommen alle gerne wieder". Von Wohlfühl-Ambiente, dem zweiten Wohnzimmer und Suchtpotential ist auch gern die Rede. Wer im "Aromat" Steril-Nüchternes sucht, ist eindeutig an der falschen Adresse. Dieses Lokal kann viel mehr als bloß professionell Bewirten. Es hat das in sich Ruhende, Beständige einer Oase. Und es macht aus Reisenden, die scheinbar zufällig hereingespült werden, Heimkehrer.

 

Wie das, fragt man sich? Schwer zu sagen ... Vielleicht liegt es am Personal, das keines ist, sondern der Freundeskreis des Lokalinhabers. Vielleicht macht es auch das Interieur, ein kunterbuntes Mischmasch an Soho-Gemütlichkeit. Rechts im Eck thront die orange-braune Couch mit Geschichte. Wer sie ergattert, hat Glück oder reserviert. Auch das alte Fischgrätparkett in dunklem Rot hat schon viel erlebt. An den naturfarbenen Wänden hängen Bilder junger Künstler.

Wer nach der Speisekarte fragt, wird sogleich auf eine große Tafel an der hinteren Wand verwiesen, auf der die Gerichte des Tages angeschrieben stehen. Ob Humus, Kürbis-Gnocchi, exzellenter Lammrücken oder diverse Crêpes zu 5,50 bis 11 Euro - die Küche im "Aromat" ist multikulturell und facettenreich. Ein Fixpunkt (im Gedenken an die guten alten Zeiten) sind und bleiben die Suppen, die es hier ab 2,90 Euro gibt.

Experimentierfreudige Variationen zum Thema spiegeln das weltoffene, bunt gemischte Publikum wider. Die Zutaten für Olivers Fusion-Küche kommen allesamt frisch vom Naschmarkt, versteht sich, "... is´ ja gleich ums Eck". Individuelle Wünsche und Vorlieben wie vegane oder auf Allergien abgestimmte Zubereitung werden gern berücksichtigt. Selbst nach Küchenschluß ("eigentlich 23 Uhr") erbarmt sich der Küchenchef, wenn man ihn ganz lieb bittet, für arme hungrige Seelen doch noch aus dem Stegreif etwas zu zaubern. Die offene Küche kann man wörtlich nehmen: sie lädt nicht nur zum Schnuppern, sondern auch zum Plaudern ein.

Gegen Ende des Abends ist das gesamte Lokal von einer interessanten Mischung unterschiedlicher Aromen durchflutet, die miteinander eine harmonische Verbindung eingehen. Familiär verbindend ist auch die Atmosphäre. Man hat das Gefühl, ewig an diesem Ort verharren zu können. Leider gibt es aber so etwas wie Sperrstunden. Wer die umgehen will, sollte die Räumlichkeit einfach mit Freunden okkupieren. Das passiert auch gar nicht selten - weil man sich hier sehr schnell wie zu Hause fühlt.

Nur das Aufräumen bleibt einem im "Aromat" erspart ...

Claudia Bernleitner

Aromat


A wie Aromat

R wie Remix-Küche mit orientalischen und Hausmannskost-Wurzeln

O wie offen: Di.-So. 17 bis 23 Uhr, Juli & August traditionelle Sommerpause

M wie Margaretenstraße 52, 1040 Wien

A wie arom.at

T wie Tischreservierung unter 01/913 24 53

 

 

Story-Fotos: (c) quader.at

Links:

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Lokal-Guide Elliefant

Ellie + Elefant = Elliefant

Was den Namen dieses Lokals angeht, kursieren zahlreiche Mißverständnisse. Man möchte zugleich schmunzeln und weinen über das verwienerischt originelle "Elfi-fant", das märchenhafte "Elfen-fant" oder gar das animalische "Elefant". Dabei könnte es charmanter und unkomplizierter gar nicht betitelt sein - das "Elliefant".  

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Lokal-Guide Aromat

Aromatische Verbindungen

Von außen ist es so unscheinbar und klein, daß man es beinah übersehen könnte. Die gläserne Jugendstilfront mit ihrer einladenden Tür gewährt jedoch tiefe Einblicke ins Innere, in eine scheinbar andere, heile Welt - jener des "Aromat": ein bißchen Prenzlauer Berg mitten in Wien-Wieden.  

Musik
Eagle*Seagull - Eagle*Seagull

Bittersüßer Weltschmerz

It´s so sexy: Ein Sextett aus Nebraska erweist sich als legitime Nachfolgeband von The Cure. Demnächst sind die Herrschaften auch live in Österreich zu hören.  

Musik
The Sunshine Underground - Raise The Alarm

Exclusive Company

Das Britenquartett läßt mit seinem Debüt aufhorchen. Prädikat "Noch nie dagewesen"? Nein, das nicht. Aber wenigstens: nicht zu schubladisierender Indie-Rock, tanzbar anders.