Annie - Anniemal
ØØØØ 1/2
679 Recordings/Warner (Norwegen 2004)
Anne Lilia Berge Strand meidet schnelle Entscheidungen. Für ihren Erstling ließ sich die Norwegerin Zeit. Gelungen ist ihr dabei ein wohlüberlegtes und sehr rundes Discopop-Album. 07.09.2005
Vor einigen Jahren in der Vorweihnachtszeit legte FM4 explizit einen Sampler mit Vertretern aus dem Label-Hause Tellé als Geschenktipp ans Herz. Darauf zu hören waren u. a. die mittlerweile abgeworbenen Ralph Myerz & The Jack Herren Band, Röyksopp, Kings Of Convenience - und Annie. King Midas und Datarock waren zum Veröffentlichungszeitpunkt noch zu frisch oder noch nicht an das Label gebunden. Beide Namen fehlen auf dem mit massiver Talentanhäufung versehenen Tonträger, werden in den kommenden Monaten aber ohne Zweifel von sich reden machen und dadurch das Gespür des Bergenser Mikal Tellé für Unbekannte mit Potential belegen.
Das allein rechtfertigt es, "Anniemal" schon ungehört mit Vorschußlorbeeren zu bekränzen. Beim Hören des Albums erweist es sich dann, daß sie tatsächlich verdient sind. Anne Lilia Berge Strand vergißt dabei nicht auf ihren damaligen Beitrag zum Sampler. "Greatest Hit" wurde 1999 noch von Annies Lebensgefährten Tore "Erot" Kroknes mitgeschrieben und produziert. Vorgesehen war, daß auf die Single, die tatsächlich - wenn Erfolg in Reputation gemessen wird - zum Hit wurde, ein Album ohne langer eingeschobener Wartezeit folgen sollte. Erot erlag aber bald einer angeborenen Herzschwäche. Da ist es nur allzu verständlich, daß Annie von da an die Musik nicht mehr so wichtig nahm und ihre Ambitionen auf Eis legte, bis sie im Vorjahr mit "Anniemal" überraschend ein Debütalbum vorlegte, das überraschte. In ihrer norwegischen Heimat fielen Anne namhafte Auszeichnungen zu, und bald setzte es schier grenzenlose Lobeshymnen. Im Ausland mag der Tonträger zunächst wegen der hilfreichen Hände aufgefallen sein. Torbjørn Brundtland und Svein Berge von Röyksopp mischen sich immer wieder in die Songs ein und zeigen sich dabei konzentrierter an der Arbeit als auf ihrem letzten eigenen Tonträger.
"Anniemal" hat sich am ausgeprägten Charts-Appeal vollgesogen, ohne sich dem Mainstream anzubiedern. Berechnend wirkt einzig der des öfteren zu Kylie getätigte Vergleich, doch darf man in diesem Falle Nachsicht walten lassen. Ähnlichkeiten sind ja vorhanden und auch Verbindungen spürbar. Sie sind indes nicht so zwingend, daß mit dem Erstling schon über die Nachfolge von Frau Minogue verhandelt werden könnte. Annies Musik schielt nicht auf die Tanzfläche von neonschreienden Discotempeln, sondern auf jene entspannter Clubs. Zu den erklärten Vorbildern der Norwegerin ist auch Madonna zu zählen, der im Vergleich zu Annie freilich die Frische abhanden gekommen ist. Refrainsicher und stilbewußt (Anspieltips: "Chewing Gum", "My Heartbeat") wäre "Anniemal" perfekt für die Laufstege von Nachwuchs-Designern, die sich bei aller Verspieltheit nicht in Verzierungen verlieren, sondern auf klare Schnitte fokussieren und so Stücke entwerfen, die mehr als eine Saison überdauern werden.
Annie - Anniemal
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679 Recordings/Warner (Norwegen 2004)
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