The Brimstone Solar Radiation Band - Solstice
ØØØØ 1/2
Big Dipper (Norwegen 2005)
"Solstice" markiert den längsten und kürzesten Tag. So nennt sich aber auch das aktuelle Album dieser Norweger, auf dem sie den Schattenseiten des Lebens den Rücken kehren. 29.11.2005
Es sei geklagt: Die Bergenser legen erneut Hindernisse in den Weg, sich tatsächlich auf den Tonträger - und nur auf ihn allein - zu konzentrieren. Beim Kritisieren von "Solstice" muß Vorsicht walten, um damit nicht schon ein Konzertreview-Substrat vorweg zu nehmen. Allein - es wird sich nicht völlig vermeiden lassen. Zu klar scheint zwischen den Stücken durch, daß es sich bei The Brimstone Solar Radiation Band um eine launige bis famos mitreißende, auf alle Fälle launemachende Band handeln muß. Auf ihrem Zweitling lassen die Norweger ihren Instrumenten sogar noch mehr Zeit und Raum zur freien Entfaltung (bestes Beispiel "Norway Five-0") und gönnen sich ausgeprägte, aber nicht überdehnte Ein- und Überleitungen. Die Stücke tragen den Charakter impulsiver, im Ansatz improvisiert wirkender Ausschweifungen. Fast scheint es so, als ob die Musiker sich dabei selbst vergessen und den Kompositionen ihren Willen lassen. Tatsächlich aber behält die mittlerweile auf Quintettumfang gewachsene Band die volle Kontrolle bei den Aufnahmen. Töne werden gezielt gesetzt und die Längen exakt bemessen und passend gemacht. 2:49 ("Under The Gaze Of Gods") können schon genug sein, aber auch 9:06 stellen sich bei "The Spirit Of The Airborne Hogweed" als genau richtig heraus. Mit dem Opener "Back In The Days" spielen sich Brimstone zunächst noch leise und schleichend in den Vordergrund, um ihn in Folge kräftig aufzuwirbeln und sich abschließend mit "Where Is Your Love" immer stiller werdend zurückzuziehen. Hier zieht Rockmusik noch psychedelische Kreise und Kringel, ohne sich dabei zu verirren. Einer strikten Aneinanderreihung von Strophe und Refrain wird somit vorgebeugt. Farbenreiche Variationen brechen dieses erwartbare Muster auf. Dem Pressetext läßt sich ausnahmsweise nicht widersprechen. Er bewirbt den Tonträger folgendermaßen: "If Lynyrd Skynyrd had starred in Hair, instead of a bunch of dancing hippies, or if Steve Earle had sung in Jefferson Airplane, maybe it would have sounded something like 'Solstice'."
Leichtigkeit und Ausdruckstärke sind also kein Widerspruch. Hier setzt sich eine Band hörbar aber auch in andere Sphären, ohne abzuheben und erbringt damit unaufgefordert den Beweis, daß Schwerelosigkeit auch bei aktivierter Bodenhaftung funktioniert. Eine suchtstoffliche Beeinflussung ist angesichts des schweifenden Aufbaus der Songs und mancher farbenfrohen Textstellen (etwa "If you think the earth can bury a rainbow" im Opener) von vornherein nicht auszuschließen. Die Stimmfärbung des Sängers und das zeitweilige Beiordnen von Chorharmonien trägt das ihre dazu bei. "Solstice" schließt musikalisch am ersten Album der Band an, beweist aber eine größere klangliche Selbständigkeit und wirkt in sich geschlossener als das Debüt.
The Brimstone Solar Radiation Band - Solstice
ØØØØ 1/2
Big Dipper (Norwegen 2005)
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
Kommentare_