Musik_Eagle*Seagull - Eagle*Seagull

Bittersüßer Weltschmerz

It´s so sexy: Ein Sextett aus Nebraska erweist sich als legitime Nachfolgeband von The Cure. Demnächst sind die Herrschaften auch live in Österreich zu hören.    09.01.2007

Drei Dinge seien dieser Rezension gleich vorangestellt: Kein Song auf dem Eagle*Seagulls-Debüt hört sich an wie der andere. Kaum eines der Lieder unterschreitet die 5-Minuten-Marke. Und in jedem Stück gibt es einen Bruch. Klingt anstrengend? Gewaltig trifft es schon eher ...

Der Einstieg ins Album erfolgt mit "Lock and Key" ruhig und sanft, wenn auch latent traurig. Auf diese Weise nähert sich das Sextett mit psychedelischen Klängen dem Hörer. Geradezu sphärisch verträumt plätschert das Klavier in den ersten Minuten vor sich hin, wie schwerelos. Im Vordergrund haucht der Sänger und Songwriter Eli Mardock mit leidend-ächzender Stimme ins Mikro, ein einziges klanggewordenes Selbstverzehren, bis sich als Höhepunkt alles in einem instrumentalen Chaos, einem konfusen Geräuschkonzert entlädt: kratzend, klirrend, lärmend, schauerlich schön.

Ganz anders, weil von Anfang an rasant tobend und energiegeladen, ist das Stück "Photograph". Mit der Wut der Verzweiflung singt sich Mardock seinen Herzschmerz von der Seele. Dem Objekt seiner Begierde widmet er folgenden Schlußrefrain: "So what if I carry your photo around with me everywhere/I don´t care, it´s not such a bad thing to do/And so if I´ve tried to do what you´ve told me to do/I´ve tried to forget about you, oh I´ve tried, I´ve tried."

Bei "Hello, Never" erwartet den Hörer ein markanter Stilwechsel in Richtung Folk und Country; das Stück erinnert verdammt an "Range Life" von Pavement. Mit der dunkel-morbiden Stimmung von "Death Could Be At The Door" geht es weiter. Majestätisch kommt dagegen das Lied "Holy" daher, das auf phänomenale Weise eine unheimliche Leichtigkeit (Gitarre) und dennoch Schwermut (Stimme) zugleich versprüht. Der Text wirkt absolut pathetisch: "The world is holy, the soul is holy/Your skin is holy, everything is holy/Everywhere is holy, everyone is holy/Everyone is an angel."

Der wohl zappeligste Song der Platte ist "Your Beauty Is A Knife I Turn On My Throat" dar. Die Nummer beginnt wie Wilcos "Hummingbird" und versprüht die Nonchalance einer vom Wind mühelos in den Lüften getragenen Möwe. Absoluter Gegensatz dazu und zugleich wahrer Ohrwurm ist das orgiastische "It´s So Sexy". The Cure lassen grüßen: "When your make-up runs down your cheek/It looks so hot/I love you when you cry, I want your tears/I want you and your heart as a souvenir/Because it makes me feel like I was just born" - ein gewagtes, diabolisches Geständnis, wenn man sich so herrlich am Leid des Mitmenschen ergötzen kann.

Beim "Last Song" wird dann nostalgisch am Klavier geklimpert, in Erinnerungen geschwelgt - und letztendlich (darauf) gepfiffen. Den Schluß macht der Titel "Ballet or Art". Ein gehaucht nüchternes "I know it´s not love, I´m not sorry at all" setzt dem Album die ihm gebührende Krone auf.

Alles in allem ist "Eagle*Seagull" das gelungene Erstlingswerk einer Band mit Potential, die ohne Frage Parallelen zu Arcade Fire, The Cure oder Interpol aufweist, aber - und das macht den kleinen, entscheidenden Unterschied aus - stets unberechenbar anders bleibt.

 

 

Live-Termine:

 

15. 2.: Wien/Flex

16. 2.: Salzburg/Argekultur

Claudia Bernleitner

Eagle*Seagull - Eagle*Seagull

ØØØØ


Lado (USA 2006)

 

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