Gisli - How About That?
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Waterfall/EMI (Norwegen 2004)
Die heile Welt dreht sich um die Sonne. Bekommt sie einen Sprung, verläßt sie ihre Umlaufbahn und beginnt, um einen Norweger und dessen Befindlichkeit zu kreisen. 02.11.2004
Norwegen ist großzügig. Um als Talent gehandelt und als nationales Liebkind von den Medien großgezogen zu werden, muß man nicht unbedingt im Königreich geboren worden sein. Es genügt, im halbreifen Alter einzuwandern - so wie Gisli, der als Teenager seinen Eltern von Reykjavik nach Oslo folgte und sich schnell in die dortige Szene einfügte, ohne sich aber im neuen Land vollends einzuleben. Wirklich einheimisch geworden ist er immer noch nicht. Wenn dann noch eine langfristige Beziehung in die Brüche geht und die gemeinsame Band zur Auflösung zwingt, kann man sich schon seltsam einsam fühlen. Die Ichbezogenheit in den Texten läßt sich also durch die Lebenssituation des Künstler schlüssig erklären: Die 13 Stücke von "How About That?", dem Albumdebüt des Isländers, entstanden nach dem doppelten - privaten wie gruppendynamischen - Scheitern.
Als Solist wirkt Gisli aber weder hilflos noch alleingelassen, sondern so, als wäre er dabei, einen wichtigen Schritt in Sachen musikalische Weiterentwicklung zu tun. Daß er dabei bei Becks "Mellow Gold" eine Rast einlegt und sich genau umhört, sollte dem Tonträger gegenüber keine Voreingenommenheit (im negativen Sinne) entstehen lassen. "How About That?" ist keine blutleere Beck-Kopie. Sehen wir die leidige Quellenfrage doch von der anderen Seite; sagen wir einfach, Herr Hansen hat in seinem frühem Schaffen Gislis Song-Bauweise vorgegriffen ... Stücke wie "Go Get ´em Tiger" oder "Can You Make Me Right?" werden durch ihre "Schnittechnik" geprägt. Charakteristisch für sie sind die stimmuntermalenden, sich in Schleifen wiederholenden Samples. Selbstdarstellung wird hier scheibchenweise geliefert.
"Worries", "I´m Trying" oder "End of My Ropes" funktionieren nach einem anderem Muster: Hier verwickelt sich der Gesang nicht mehr mit einer begleitenden Tonvielfalt, sondern begnügt sich in erster Linie mit geradlinig gespielten Gitarren oder simplem Piano. Diese Reduktion bremst die Schnelligkeit der Stücke auf Balladentempo ein. Die Wortwahl wird dabei allerdings nicht notwendigerweise im gleichen Maße zurechtgestutzt. Auf der Suche nach der passenden Textzeile schalten sich bei dem Isländer immer wieder die Hormone ein. Auch hier bringt er genau auf den Punkt, was ihn stört und was lebensmäßig in seinen Augen schiefläuft. Und den Quell allen Übels hat er auch schon einwandfrei ausgemacht: "TV = The Devil". Punktum.
Gisli - How About That?
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Waterfall/EMI (Norwegen 2004)
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