Julian Berntzen - Waffytown
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New Records (Norwegen 2003)
Mit 12 war er ein ausgezeichneter Bluegrass-Geiger, mit 17 schrieb er Stücke für Streichquartette. Und nun, mit reifen 22 Jahren, legt er sein Singer/Songwriter-Debüt vor. 21.01.2004
Hinter der Produktion des Albums "Waffytown" steht Sondre-Lerche-Hilfesteller H. P. Gundersen. Allein das wäre schon Grund genug, die Ohren zu spitzen. Wenn dann auch noch der zweite "Sensible Twin" (Kato Ådland am Baß) musikalisch involviert ist, kann gar nichts schiefgehen; Goldkehle und inspiriertes Songwriting sind garantiert. Ob dieser Vorbilder und des Musiker-Lebenswandels von Julian Berntzen sind die einzelnen Stücke gleichzeitig eingängig melodiös und doch nicht zum simplen Nachbau geeignet. Ein Pop-Song ist ein Pop-Song - aber hier ist ein Pop-Song auch um einiges verwickelter und trägt eine vollständige Symphonie in sich.
Diese Eigenschaft wurde den Stücken bereits bei der Konzeption des Albums zuteil. Auf der Platte soll die Geschichte der Leute von Waffytown erzählt werden, die auf den ersten Booklet-Blick und den ersten Ton friedlich und gutherzig in einer lieblichen, farbenfrohen Stadt leben. Ein genaueres Hinhören hinter die Fassaden der gemütlichen Holzhäuser offenbart jedoch Einsamkeit, Armut und unglückliche Liebe. Ebenso untergründig wie dieser zweite, genauere Blick tragische Züge offenbart, zieht sich Melancholie in die Fröhlichkeit der Lieder hinein. Selbst das die Beleuchtung von Einzelschicksalen noch ausblendende Titelstück "Waffytown" spart nicht gänzlich mit kaltem Gegenwind. Und "Jason the Face" oder "A Song For the Ghost That We Saw" etwa sind derart komplett, daß einer der beiden Songs für sich schon genügen würde, um Julian Berntzens Vorhaben unmißverständlich verstehen und nachvollziehen zu können.
Wäre "Moulin Rouge" anstatt eines Musicals ein Stummfilm, so wäre "Waffytown" wahrscheinlich die als Untermalung beigefügte Tonspur.
Julian Berntzen - Waffytown
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New Records (Norwegen 2003)
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
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