Kaizers Orchestra - Evig Pint
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Farmen/PIAS/edel (Norwegen 2004)
Die Kapelle in Diensten des fiktiven Mafiapaten Mr. Kaizer versucht Ölfässer als Instrument zu deklarieren und geleitet im Polkatakt zum Jüngsten Gericht. 05.04.2004
2003 brachten die Zigeunerrocker von Kaizers Orchestra ihr Debütalbum "Ompa Til Du Dør" mit zweijähriger Verspätung auch in hiesige Plattenregale. Jetzt reichen sie mit "Evig Pint" den zweiten Tonträger nach. Passend zur revitalisierten Russendiskowelle unterwirft die sechsköpfige Band aus Norwegen ihre Anhängerschaft mit Liedern, die große Gesten einfordern ("Di Grind", "Salt & Pepper").
Die Musiker rund um das Songwriter-Paar Janove Ottesen und Geir Zahl nähern sich osteuropäischen Klängen mit dem typisch norwegischen Verständnis für Stilfreiheit, wie es beispielsweise auch Wunderkammer oder Cloroform an den Tag legen. Dabei bilden sie die Ausnahme von der Regel, die Englisch als ohrgefällige Sangessprache aufzwingt, um international bemerkt zu werden. Die Kaizer mutterspracheln munter weiter. Sie transportieren den Inhalt des dialektgefärbten Textes zwischen den Zeilen und injizieren dem Hörer die Gewißheit, daß es von nun an nur mehr bergab gehen kann. Wenn dann Janove im Refrain des Titel-Tracks frustriert mit den Worten "Eg er evig pint/Gud lar meg bli evig pint" daherkommt, braucht es keine Übersetzungskünste, um dies als Anklage zu verstehen.
Die Geschichten von verpfuschten Lebensläufen spielen wie schon auf "Ompa Til Du Dør" im Kreise lichtscheuer Gestalten und Kriegsversehrter; der Unterschied liegt allein im Verzicht auf ein festes Personeninventar. Die Schar engster Vertrauter (Marcelo, Constanze, Viktoria) des Paten findet keine wiederholte namentliche Erwähnung mehr, was dem Songwriting hörbar gut tut. Die Rücksichtnahme auf eine Kombinierbarkeit der Stücke weicht dem lose gesetzten Rahmen einer gefinkelten Abstimmung von Ton, Text und Aussage.
Fazit: ein Album zum Tanzen, Schreien und Sich-Bekreuzigen von einer Gruppe, die auszog, um sich den Ruf der besten Liveband zu verdienen. Die Vergebung ihrer Sünden dürfen der Erlösung Harrende am 19. 4. in der Szene Wien erflehen. Save me, Kaizer!
Kaizers Orchestra - Evig Pint
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Farmen/PIAS/edel (Norwegen 2004)
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
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