Lorraine - The Perfect Cure
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Rec90 (Norwegen 2003)
Dave Gahan und Martin Gore wandeln derzeit lieber auf Solopfaden; Suede haben sich aufgelöst, weil die Inspiration fehlte. Mehr als tröstend, daß diese Norweger die Leere füllen. 19.01.2004
Es ist durchaus vorstellbar, daß Compilations heutzutage nach Art der "Starmania"-Liedauswahl bestückt werden (wahrscheinlich von einem bösen Megacomputer): Aus einem festgelegten, grob in Sparten unterteiltem Song-Depot werden Inhalt und Reihung per Zufallsauswahl oder Ziehung durch Waisenkinder ermittelt. Das würde erklären, warum in einem Großteil der musikalischen Setzkästen nicht immer gute, aber alte Bekannte enthalten sind. Ein Pop-/Rock-Überblick norwegischer Bauart zum Beispiel ohne "Twenty Years Under Water" läuft unrund, wirkt seltsam und ist selten. Der Albumversion genügen daher schon vier Sekunden Taktgestampfe zu Beginn, um die Erwartung zu wecken, hier würde mit der abgespeicherten Melodie von Kents "Just Like Money" fortgesetzt. Trägt die Schuld daran Nille Perned, der die neue Lorraine-CD "The Perfect Cure" abmischte und durch die Arbeit mit den Wannadies, Bob Hund oder eben Kent bekannt wurde?
Lorraine mögen Sneaker Pimps, Placebo, Depeche Mode und Suede. Das sagen sie selbst, das steht als Referenz aufs Promoexemplar geklebt - obgleich sie ihrem Selbstverständnis gemäß natürlich nicht verglichen werden wollen. Elementarteilchen der angeführten Bands schwirren aber nun einmal im Material des Trios aus Bergen unverkennbar herum - besonders dann, wenn Ole Gunnar Gundersen den Text aushaucht, anstatt ihn auszupressen, suedet es beträchtlich. Der Beleg hierfür wird gleich im Titeltrack geliefert. Beim Anrühren der Fugenmasse des Song-Unterbaus standen Kent hilfreich bei. Daß es ausgesprochen leicht fällt, Vergleiche zu ziehen, macht aus Lorraine aber noch lang keine anämischen Kopisten. Sie können besonders mit Songs von höherer Schlagzahl punkten, während sie etwa bei "Hold" zu sehr in künstliche Trägheit entgleisen. Aber ein wenig Schwäche darf doch gezeigt werden, oder? Schließlich ist es das erste Album der Band...
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
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