Mercury Rev - The Secret Migration
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V2/edel (USA 2004)
Donahue und Co. melden sich mit einem Bausch zerbrechlicher Wunderwelten zurück. Wie gewohnt zieht sich durch deren engelhafte Sphäre ein feingesponnener dunkler Faden. 08.02.2005
Drei Jahre sind seit ihrem letzten Album ins Land gezogen. In diesem Zwischenzeitraum scheinen es Mercury Rev endgültig geschafft zu haben, sich aus dem Schatten ihrer wechsel- und leidvollen Geschichte an die Sonnenseite eines gefestigten Banddaseins zu ziehen. Frühere Auflösungserscheinungen, die sich aus Enttäuschung über verlorene Freundschaften und der Ernüchterung über den Lauf der Dinge ergaben, bleiben überwunden. Die Band-Urgesteine Jonathan Donahue und Sean "Grasshopper" Mackowiak nahmen mit Drummer Jeff Mercel und ihrem früheren Kollegen Dave Fridmann als Produzenten ihr insgesamt sechstes Album auf. Ort des Geschehens war wiederum ein in die Wälder der Catskill Mountains gepflanztes Studio. Natur pur wartete also vor der Tür, ließ sich aber auch bei der Arbeit nicht abschütteln. Im Gegenteil: Sie machte sich selbst zum Thema. Im Wechsel der Jahreszeiten folgt hier Herbst auf Frühling; die klimatischen Extreme fehlen, um der Wohligkeit und Ausgeglichenheit fernab jeglichen Mittelmaßes Platz zu geben.
Nie wäre es ihm so elendig gegangen wie bei den Aufnahmen zum Vorgänger, zu "All Is Dream", gibt Donahue freimütig zu. Von Beklemmungen in vergleichbar ernstzunehmender Größenordnung ist auf "The Secret Migration" nichts mehr nachzuspüren. Die grollende Wolken der Seelenqual haben sich verzogen und das Dunkel weicht der sanften Dämmerung. Langsam, aber nachhaltig baut der Tonträger sich selbst wie auch den Hörer auf. In Stücken wie "Across Yer Ocean" hält das Arrangement bei der Endstation "Maßvolle Euphorie". Bei "In A Funny Way" läuft die Stimme über ihre festen Grenzen hinaus, verwischt und vermischt sich mit der jubilierenden Instrumentallinie. "Moving On" treibt im ähnlichen Klangfreudentaumel zur Sicherheit, daß letztendlich doch alles gut werde. Schon nach einem Durchlauf von "The Secret Migration" kommt man nicht umhin, sich dieser Zuversicht anzuschließen. Obwohl in ihrer Umsetzung gestriegelt und damit leichter zugänglich gemacht, werden die Melodienbögen von Mercury Rev in kein Korsett geschnürt.
Gleichzeitig lockern sich die Zügel nur so weit wie es ohne Verlust der Lenkbarkeit in die beabsichtigte Richtung möglich ist. All das macht "The Secret Migration" zu einem Album für Feinschmecker.
Mercury Rev - The Secret Migration
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V2/edel (USA 2004)
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