Sondre Lerche - Two Way Monologue
ØØØØ
Virgin/EMI (Norwegen 2004)
Sein Debütalbum "Faces Down" verschaffte dem erst 18jährigen Norweger internationale Beachtung. Mit dem Nachfolger will er die Altersbeschränkung für sich aufheben. 03.06.2004
Kaum waren die letzten Spuren des Stimmbruchs weggeübt, stand der Bergener Singer/Songwriter Sondre Lerche in seiner Heimat bei den Kritikern hoch im "Aus dem wird mal was ganz Großes"-Jubelkurs. Eine derartige Etikettierung kann sich leicht als zu schwerer Ballast erweisen und unbeschwertes Komponieren zu einem zähen Kampf um originelle Melodien werden lassen - sollte man meinen.
Auf die Schaffenskraft und Schreibfreude Sondres haben sich die Vorschußlorbeeren und die anläßlich seines Erstlings ausgesprochenen Belobigungen jedenfalls nicht negativ ausgewirkt. In Interviews mit der norwegischen Presse äußert der Musiker aber den Wunsch, den Jugendbonus aus dem Spiel zu lassen und seine Tonträger altersfrei zu bewerten. Dabei wurde seine liedschöpfende Frühreife ohnehin selten über Gebühr strapaziert. Hat er da vielleicht selbst ein Vorurteil geschaffen, gegen das er nun artikuliert aufbegehren kann?
Eigentlich wären solche Überlegungen ja Zeitverschwendung - wenn Lerches neues Album "Two Way Monologue" nicht von einer gewissen Angestrengtheit durchzogen wäre. Die auf dem Vorgänger "Faces Down" so verzaubernd wirkende Unbekümmertheit hat einen Knacks bekommen. Der ist verhältnismäßig klein und fällt etwa beim Titel-Song gar nicht auf, und auch die Grundfarbe der Stücke hat sich kaum verändert. Trotzdem aber ging irgendwo ein Stück Charme verloren. Vielleicht hat man ja im Studio eine Falte zu viel ausgebügelt...
Aus dem Beilageheft blickt Sondre (wahlweise mit oder ohne Gitarre) den Hörer ernst und eigenständig an. Ernsthaft ist auch seine Vortragsweise; gerade die Stücke und Liedtexte, bei denen sich der junge Mann nur auf besagte Gitarre als Begleitung verläßt, bleiben aber dennoch locker und schwunghaft. Drängt sich die begleitende Musikerschaft (Freunde unter sich: Julian Berntzen, Mitglieder der Real Ones usw.) zu sehr an die Melodie heran, kommt das Singer/Songwritertum jedoch ins Stottern, und die Leichtigkeit geht flöten. Da schlägt die Nachdenklichkeit plötzlich ins Krampfhafte und Angestrengte um.
Das beim Lied "Two Way Monologue" implizit mitgelieferte Auftrittsbild - Sondre im Konzertsaal, vom Lichtkegel eingefangen - trübt sich beim angedeuteten orchestralen Unterbau anderer Songs wie etwa bei "Days That Are Over": Der Sänger wandert von der Bühne weg in eine Bar und versucht, mit Geigenklängen den Duft der großen, weiten Welt einzufangen. Tatsächlich landet er dadurch aber in kleineren Dimensionen. In diesen Momenten wird er zwar nicht belanglos, aber doch beliebig - und das ist (mit der Frische des Debüts in bester Erinnerung) doch schade.
Sondre Lerche - Two Way Monologue
ØØØØ
Virgin/EMI (Norwegen 2004)
Thomas Hansen hat den Heiligenschein wieder hervorgeholt und aufpoliert. Der Norweger nimmt sich Zeit zum Erzählen von Geschichten, die der Nachdenklichkeit genug Raum und der Melodie ausreichend Auslauf bieten, um in Schwung zu kommen.
Seit 2002 geben vier Schwedinnen leise Laute von sich. Schlicht und bescheiden schwelgen sie in wohliger Traurigkeit, um gleich darauf mit einem Hochgefühl aufzuerstehen.
Für ihre Ausdauer beschenken sich die Lassos mit eigenen Songs und legen nach elf Jahren Band-Geschichte ihr drittes Album vor. Motto: wie früher, aber anders.
Melodienmangel und Ideenlosigkeit sind für ihn ebenso Fremdwörter wie Schreibblockaden. Auf seinem aktuellen Album übt Will Oldham sich in der Kunst des Loslassens.
Die Schweden machten nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch rotzfreche Vergleiche auf sich aufmerksam. Der naive Übermut ist weg - aber goschert sind sie heute noch.
Es war einmal ein Songwriter, der auf der Suche nach Musikern und einem passenden Namen in Hollywood fündig wurde. Wo ließe sich Erfolg auch besser lernen?
Kommentare_