Musik_St. Thomas - Let´s Grow Together

Wiederkehr eines Heiligen

Pflegeleicht ist anders: Wenn es um die Behandlung seiner Musik geht, kennt der Osloer Singer/Songwriter Thomas Hansen keine Kompromisse.    25.05.2004

Wieder eines dieser inflationär gebrauchten Worte: "Comeback" sollte im besten Falle und eigentlichen Sinne die Aufhebung einer längeren Pause bezeichnen. St. Thomas war nach der Veröffentlichung von "Hey Harmony", dem Charts-kompatibelsten seiner Alben, weder vom Verletzungspech verfolgt noch freiwillig von der Bildfläche verschwunden, sondern auf ausgedehnter Tour.

Tatsächlich hat die Titelwahl aber dennoch Sinn. In Norwegen war und ist Thomas Hansen mit dem Osloer Racing-Junior-Label fest verwachsen, international aber gab es einen Wechsel: City Slang löste den geschlossenen Vertrag vorzeitig und entließ Herrn Hansen aus einer Label-Beziehung, in der dieser sich von Beginn unwohl und wenig verstanden gefühlt hatte. Natürlich finden sich als Folgeerscheinung auf "Let´s Grow Together - The Comeback of St. Thomas" kritische Worte (und kindliche, gepinselte Coverbilder) zum Thema "Situation des Musikers auf dem Arbeitsmarkt". Weitaus schwerer für diesen Tonträger wiegt der Wille, transparenter und in den Texten noch persönlicher zu werden. Stimme, Taktgefühl, Instrumentenbeherrschung - nichts von alledem muß letztlich perfekt sitzen, wenn es ehrlich gemeint ist und der Song Substanz hat. Auch gibt Thomas Hansen ein Beispiel für Tempovariationen: "Dance to the Disco" oder "An Artist With A Brilliant Disguise" schunkeln schwungvoll vorüber, während "Silence Break Your Heart" der intensive Ruhepol der Platte ist. Die lückenlos verfugten Refrainteile des Titeltracks kitzeln den Mitsingdrang.

Alles in allem ist "Let´s Grow Together - The Comeback of St. Thomas" ein interessantes Beweisstück in Sachen Weiterentwicklung der Hansenschen Songschreiber-Fertigkeiten wie auch seiner neu entdeckten Stimmkraft.

Bernadette Karner

St. Thomas - Let´s Grow Together

ØØØØ

The Comeback of St. Thomas


Racing Junior/Trocadero/Ixthuluh (Norwegen 2004)

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Kommentare_

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