The Ark - State Of The Ark
ØØ 1/2
EMI (Schweden 2005)
Die Schweden versuchen ihre perfektionierte Ausgelassenheit neu zu ummanteln. Doch warum schlüpfen sie ausgerechnet in die abgelegten Spandexhosen von The Darkness? 02.05.2005
Ihre Herkunft zur Qualitätsmarke zu drehen und sie darauf zu reduzieren, ist bei The Ark nicht ratsam. Der Eigenwert der Band würde dadurch nicht getroffen und ihre bislang erwiesenen Stärken nur umkreist anstatt angetastet. Klar, The Ark gehören zu einer immer länger werdenden Reihe an populären Gruppen und Interpreten aus dem nordischen Königreich. Ihre kunterbunt verspielte Rockauslegung fordert auf, sie nach ihren eigenen Gehaltsstoffen zu beurteilen und dabei den Markennamen Schweden außen vor zu lassen. Reißfeste Anknüpfungspunkte gibt es ohnehin keine. So sah es zumindest bis vor kurzem, nämlich bis zur vorliegenden Veröffentlichung, aus.
Auf ihrem aktuellen Tonträger sind The Ark sodann keine alleinstehende Kraft mehr, sondern aus der für sie reservierten Umlaufbahn gekippt und in die Spuren von Bands gefallen, deren Betragen im Unklaren läßt, ob es tatsächlich ernst gemeint, der darin enthaltene Witzfaktor beabsichtigt oder Zufall ist. Das schwedische Quintett hat seine Arche dort festgefahren, wo weitschweifig für die leichte Rockmuse ausgeholt wird, bei der es für die rauere Schale nicht ausreicht. Ola Salo, songschreibende Frontfigur von The Ark, hat sich erheblich zu viele Durchläufe von The Darkness gegönnt, bevor er sich an die Arbeit zu "State Of The Ark" machte.
Eine Veränderung fällt bereits rein äußerlich im Artwork auf. Bei den Pressefoto-Shootings zu den vorgehenden Tonträgern trumpft der Farbenreigen groß auf und versteht es dadurch, die Musik mit einigen zusätzlichen Tupfern aufzuGLAMen. Mögen auch Modefachleute das ihrige beratend dazu beigetragen haben, vertritt der Mix doch glaubhaft den persönlichen Geschmack der Musiker. Nun wird die Band aber derart gut ausgeleuchtet, daß die letzte Lachfalte sich freiwillig glättet. Die Mitglieder von The Ark erstrahlen in engelhaftem Boygroup-Weiß, was nicht weiter schlimm wäre, würden sie mit diesem Farbton nicht auch die Songs selbst überziehen.
Auf dem Vorgänger "In Lust We Trust" parkten sie das Stück "Beauty Is The Beast" - mit dieser Feststellung haben sich The Ark als Propheten in eigenem Auftrag erwiesen. Der Titel holt die Band ein und bewahrheitet sich mit der aktuellen Veröffentlichung. Der Versuch, zu überraschen und ein besonders gelungenes Werk abzuliefern, läßt den Hörnerv zucken. Am Vorhaben, neue Elemente in ihr Klangbild hinzuzufügen, um dadurch besser zu werden, scheitern sie. Die angestrebte Schönheit entpuppt sich als Kraftaufwendung ohne Nutzen. Angestrengt anders sein zu wollen anstatt gesunder Weiterentwicklung des Sounds lautet die Diagnose. Weiterentwicklung läßt sich der Band zu diesem Zeitpunkt nur dann mit gutem Willen attestieren, wenn in der Definition von Entwicklung das Überspringen mehrerer Stufen unter Vernachlässigung der vormals wiederholt ausgespielten Trumpfkarten (glänzende Songs mit leichten Hang zum Kitsch fernab der Peinlichkeit, charmante Stimmkraft und lässiges Auftreten, das nicht bemüht wirkt) enthalten ist.
"This Peace Of Poetry Is Meant To Do Harm" läßt die gute Melodie durch lustloses Karnevalgedudel als instrumentales Strophenintermezzo zerstören. Die Singspur selbst ist angekratzt und die Klarheit der Stimme verfälscht. Ola zittert und kann seinen Gesang nicht gerade halten. Vor allem in den langsamen, nach Zartgefühl fragenden Stücken wie "No End" wird der Gesang fast schon bis in die einzelnen Fasern zerlegt. "Rock City Wankers" geht als Stadionrockanbiederung mit biergetränktem Gegröle als Refrainauffettung durch. "One Of Us Is Gonna Die Young" allein vermag kaum etwas auszurichten. The Ark verflachen ihren Sound und driften ins Schlagerhafte der allgemeinen Gefälligkeit ab. Ohren zu und mitschunkeln. Es steht zu befürchten, daß mit "State Of The Ark" versucht werden wird, der Band den Durchbruch zu höheren Verkaufszahlen herbei zu promoten. Schade, sollte der Erstkontakt mit dieser sehr interessanten Band (wer "In Lust We Trust" oder "We Are The Ark" sein eigen nennt, wird zustimmen) ausgerechnet über deren vernachlässigbarsten Tonträger geschehen. Es gibt zwar nichts, das den Hörer gegen "State Of The Ark" aufbringt, aber auch wenig, das für den Tonträger als Pflichtkauf spricht. Leider.
The Ark - State Of The Ark
ØØ 1/2
EMI (Schweden 2005)
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