Thirteen Senses - The Invitation
ØØØ 1/2
Vertigo/Universal (GB 2004)
Die britischen Newcomer machen aus ihrem Erstling eine Einladung zu einem sanften Hymnenabend, die man nicht so ohne weiteres ausschlagen sollte. Es sei denn, man ist Diabetiker. 22.07.2005
Wer sich die Konzertkarten für den Auftritt von Coldplay im Nachspann des Nuke-Festivals nicht leisten konnte, darf sich an einem Seelentröster in erschwinglicherer Preislage laben. Thirteen Senses ziehen auf ihrem Debüt "The Invitation" die Melancholie ebenso durch Zuckerwasser wie ihre bekannteren Landsmänner um Chris Martin, aber auch wie Mew, The Crash oder Keane. Der Beigeschmack ist allerdings ein anderer, süßlicher und doch gut verträglich. Dabei macht die Band aus Cornwall auf unschuldig und arrangiert sich mit einer gewissen Kindhaftigkeit. Dieser Eindruck prägt sich vor allem durch die Sangesart von Will South ein. Fast scheint es so, als ob er sich die Worte erst überlegen müsste und sie sich deshalb nicht deutlich auszuformen traut. Statt dessen haucht er lieber seinen Text zu Melodien, in deren weichen Kern das Piano meist Tastendruck für Tastendruck melancholisch gestimmt bleibt. Klar, daß bei leicht getrübter Laune die nötige Kraft fehlt, um wirklich klar zu werden. Für "The Invitation" ist das auch gar nicht erforderlich, ja, sogar nicht einmal wünschenswert. Die Heimeligkeit, die der Tonträger ausstrahlt, würde nämlich Verluste davontragen. Andererseits ist fraglich, ob Souths Stimme die im Album eingefangene Tragfähigkeit live beizubehalten vermag oder ob sie sich ausgedünnt zwischen der Musik verliert. Wenn ja, würde dann genau das fehlen, was Stücke wie "The Salt Wound Routine" oder "Thru The Glass" bindet.
Thirteen Senses lassen nämlich ihre Instrumente an lange Leinen, die der Frontmann stramm zu halten versuchen muß, damit sie nicht zu einem großen Knäuel verlaufen. Sie streicheln das Unterbewußtsein von innen her, geben sich sanft als Vertrauter. Falls es stimmt, daß man sich durch die Art der Lebensführung die Daseinsform für den nächsten Versuch verdient, müßten Thirteen Senses als Plüschhäschen mit Batteriebetrieb wiedergeboren werden. Der Song läuft und läuft und läuft ... von Wiederholung zu Wiederholung. Das unterstreicht den gutmeinenden Charakter der einzelnen Stücke und langweilt nur dann, wenn es die Musiker mit dem Beweisenwollen ihrer Fingerfertigkeiten übertreiben.
Thirteen Senses - The Invitation
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Vertigo/Universal (GB 2004)
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