Musik_Tom Hamilton - London Fix

Musik und der Börsenkurs

Singende Pflanzen und elektronisch verstärktes Grillenzirpen waren schon Ausgangspunkt für Musikstücke. Nun werden sogar Goldpreisschwankungen verarbeitet.    09.03.2004

Tom Hamilton komponiert seit über 25 Jahren elektronische Musik. Sein Spezialgebiet sind dabei alte analoge Synthesizer. Seit 1979 setzt er sich mit den Beziehungen zwischen "formeller" und "informeller" Musik auseinander, indem er (besonders live) Improvisation mit musikalischen Strukturen verbindet und elektronische Instrumente mit akustischen kombiniert. Seit 1990 ist Hamilton auch Mitglied des Oper-Ensembles des großen Komponisten Robert Ashley.

"London Fix" ist eine einstündige Komposition, inspiriert vom sich verändernden Goldpreis an der Börse. Nachdem Hamiltons Frau vor Jahren einem Nachbarn dessen Violine repariert hatte, lud dieser das Ehepaar zu sich ein und zeigte ihm, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente: mit Analysen von Börsenvorgängen und Aktienpreisen. Auf dem Computerbildschirm erschienen Tabellen und Grafiken, die den Komponisten derart faszinierten, daß er darin die Noten für ein Musikstück sah. Mit Hilfe eines Programms seines Kollegen Michael J. Schumacher wandelte Hamilton die Graphiken in Noten um. Das Resultat ist ein ruhiges, aber sich ständig transformierendes Stück Musik, das wie das Plätschern eines Bachs klingt und ein wenig an Werke von Komponisten wie David Behrman oder Charlemagne Palestine erinnert. Ein klassisches Stück elektronischer Avantgarde, von einem ihrer zur Zeit prominentesten Vertreter.

Walter Robotka

Tom Hamilton - London Fix

ØØØØ


Muse-Eek (USA 2004)

 

erhältlich bei Mord + Musik

 

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