Print_Faye Kellerman - Die Schwingen des Todes

Mord, nicht koscher

Selbst Routiniers sind nicht vor Schlampereien gefeit - vor allem dann, wenn sie nicht auf eine gute Krimihandlung, sondern auf das fade "Terrortrauma" 9/11 setzen.    12.05.2003

Das Setting könnte spannend sein: Mord und Entführung an Mitgliedern einer jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft in New York. Ein Opfer ist minderjährig, der Ermordete drogenabhängig - aber das darf in der streng-religiösen Gemeinde natürlich niemand wissen.

Kommissar Peter Decker aus Los Angeles wird von seiner Familie in New York zur Klärung dieser Verbrechen um Hilfe gebeten. So weit, so gut. Alles könnte noch seinen Gang gehen, wäre da nicht die haarsträubende Überbewertung des 11. September und - viel schlimmer - die offensichtlichen Mängel des Buches. Gröbste logische Fehler ziehen sich nebst fehlender Stimmigkeit duch das Buch. Gar nicht zu reden von so banalen Dingen wie beispielsweise, daß anfangs erklärt wird, Frau Decker habe keinen Handapparat, der aber später mit einer impertinenten Selbstverständlichkeit zur Hand genommen wird. Bei jeder Schreibwerkstatt hätte Autorin Kellerman eine Menge Kritik geerntet. Vielleicht hat sie ja auch nur einige Basics zu gut gelernt und meint, damit auszukommen, etwa bei dem Versuch, Protagonist versus Antagonist auszuspielen (Decker gegen seinen alten Gegenspieler bei der Mafia) oder bei authentischen Schilderungen (seht her, ich war in NYC nach den Anschlägen).

Trotz allem ist "Die Schwingen des Todes" ein spannendes Buch. Lange gibt es keine Spur, und die Lösung ist dann doch irgendwie überraschend. Aber es hätte mehr hergegeben - vor allem, wenn das Lektorat sich mehr bemüht hätte, anstatt auf den Pseudo-Seller "amerikanischer Patriotismus gegen den Rest der Welt" zu setzen.

Anni Bürkl

Faye Kellerman - Die Schwingen des Todes

ØØ

(Day of Atonement)


C. Bertelsmann (München 2002)

 

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