Print_Patricia Duncker - Der tödliche Zwischenraum

Freud, Faust und Fantasy

Man nehme eine Prise Ödipus und füge ein Element Phantastik hinzu: Heraus kommt ein neuer Roman mit einer etwas anderen Mutter-Kind-Beziehung.    26.05.2003

Patricia Duncker wurde 1951 auf Jamaika geboren und lehrt Literaturwissenschaft und feministische Theorie an den Universitäten Cambridge und Oxford.

1. Freud: Schon die Figuren aus ihrem ersten Roman "Hallucinating Foucault" wären auf Sigmunds Couch gerngesehene Gäste gewesen. In "Der tödliche Zwischenraum" lebt der 18jährige Toby mit seiner Mutter in einem annähernd inzestuösen Verhältnis, samt lebischer Tante und deren Liebhaberin. Als ein charismatischer Biologe ins Leben der Mama tritt, wird der dauerpubertierende Bursche zum krankhaft eifersüchtigen Rivalen.

2. Faust: Im Lauf der Geschichte erfährt der Leser, daß Tobys Mutter ihren Liebhaber schon vor vielen Jahren kennenlernte, als sie sich im Rahmen eines Schulausflugs nichts sehnlicher wünschte, als von einem schönen Fremden verführt zu werden. Der Wunsch ging in Erfüllung, allerdings schloß die junge Frau damals einen Pakt mit dem Unbekannten...

3. Fantasy: Als Mutter und Sohn sich an die Fersen des ungewöhnlichen Mannes heften, werden sie bald selbst zu Gejagten und erkennen, daß sie ihr vermeintliches Opfer so schnell nicht loswerden können - der Fremde ist seit über zwei Jahrhunderten tot.

"Der tödliche Zwischenraum" ist klassische Geistergeschichte, Entwicklungsroman und Thriller in einem. Dunckers Figuren sind lebendig, die Story gelungen, die Handlung in einem forschen Tempo unterwegs. Alles in allem ein Buch, wie man es sich von Jonathan Carroll wünschen würde - aber zum Glück gibt´s ja Patricia Duncker.

Walter Robotka

Patricia Duncker - Der tödliche Zwischenraum

ØØØØØ

(The Deadly Space Between)


Berlin Verlag (Berlin 2003)

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