James Siegel - Verschollen
Bastei-Lübbe 2005
Sogar Privatdetektive - so coole Hunde sie auch sein mögen - werden einmal alt. Und so richtig cool war William Riskin, um den es in "Verschollen" geht, ohnehin nie. Nur der Experte für Scheidungs- und Ehebruchsachen in der kleinen Agentur "Three Eyes", der von einem seiner Partner zu einem Motel geschickt wurde, wo die eigene Frau es mit dem anderen seiner Partner trieb. Jetzt ist er im Ruhestand und alt. Fünfundsiebzig. Da fängt man sich nichts mehr Anstrengendes oder gar Gefährliches an. Aber was bleibt ihm über, wenn sein Ex-Partner stirbt und ihm einen geheimnisvollen Fall hinterläßt? Also macht sich William auf den Weg, in die Welt der angeblich nach Florida ausgewanderten, aber in Wahrheit verschwundenen Pensionisten. Und findet anfangs nur das, was er selbst aus seinem Dasein als alter Mensch kennt: das Übersehenwerden, die absolute Demütigung, die das Alter darstellt, den grausamen Verrat des eigenen Körpers. Erst später stößt er auf eine sehr böse und bis zum Ende überraschende Geschichte, die ihn fast den Kopf kostet. Man hat ja doch noch einiges zu verlieren, auch wenn man auf den Achtziger zugeht …
Grausam gut erzählte Geschichte aus einem Terrain, das bisher nur L. A. Morse mit seinen zwei Alter-Detektiv-Romanen abgehandelt hat - doch bei dem las sich das alles noch viel weniger depressiv. Hier heißt es: Nur die Guten sterben jung. Und die anderen müssen trotzdem irgendwie weitermachen.
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