Stories_King Midas/Interview

Ein Königreich für ein Album

In Norwegen sind sie bereits Regenten des Elektro-Rock. Vor der Ausweitung ihres Herrschaftsbereichs stand Bandleader Ando Woltmann dem EVOLVER noch Rede und Antwort.    01.07.2004

EVOLVER: Perfect Pop war euer erstes Label, aber bei dem ist es nicht geblieben. Was war für den oftmaligen Wechsel ausschlaggebend?

 

Ando: In erster Linie basiert unser hoher Label-Verbrauch auf purem Zufall. Er wird aber auch unserem Bedürfnis gerecht, nicht auf einem Level stehenzubleiben. Sieht und hört man ein wenig genauer in unseren musikalischen Werdegang hinein, dann merkt man ja das Wechselspiel mit dem jeweiligen Label. Bei Perfect Pop veröffentlichten wir beispielsweise noch als puristische Psych-Pop-Band. Ein anderer Grund für die häufigen Wechsel war aber natürlich der, daß wir nicht von allen Labels unseren Vorstellungen entsprechend vertreten worden sind. Wir wollen ja schließlich möglichst viele Menschen mit unserer Musik erreichen.

 

EVOLVER: Seid ihr deswegen bei Ellet gelandet? Der Eigentümer Mikal Tellé schob ja schon die Bekanntheit von Röyksopp, Kings Of Convenience und Ralph Myerz & The Jack Herren Band an.

 

Ando: Die Tellé-Connection ist das Resultat eines glücklichen Zufalls. Annie, die schon länger bei ihm veröffentlicht, baute unsere früheren Werke wiederholt in ihre DJ-Sets ein. So stolperte dann auch Mikal über uns.

 

EVOLVER: King Midas gibt es nachweislich seit mehr als zehn Jahren. Wie habt ihr zusammen gefunden?

 

Ando: Die Band entstand nach der klassischen Beatles-Rezeptur. Vier von uns kannten sich von der Schule her. Per Schimmel, Sonny Ohlsen, Stephen Martin und ich übten seit damals gemeinsam, um King Midas zu werden. Wenn andere Bands prahlen, daß es sie bereits fünf Jahre gebe, können wir nur milde darüber lächeln! DJ Hansi, unser Gitarrist, ist der einzige Nachzügler in der Band. Er stieß erst 1999 dazu. Sein Live-Debüt gab er im Kopenhagener Stadtteil Kristiana - eigentlich ein höchst vergessenswertes Ereignis.

 

EVOLVER: Warum tragen einige Stücke von "Romeo Turn" Titel mit Deutschlandbezug?

 

Ando: Die Liebe zur deutschen Sprache zogen wir uns während eines zweijährigen Berlinaufenthalts zu. Es blieb uns nichts anderes übrig, als deutsch zu lernen, und manches klingt so ja einfach auch besser. "Munich Apartement" wiederum ist ein Resultat unserer Bewunderung für Rainer Werner Fassbinder und die süddeutsche Lebensart.

 

EVOLVER: Wie sieht euer Terminplan für die nächste Zeit aus? Gönnt ihr euch eine Verschnaufpause?

 

Ando: Die letzten Monate liefen für uns sehr hektisch ab. Wir tourten kreuz und quer durch Norwegen und unternahmen einige Abstecher ins Ausland. Genau dort hoffen wir unsere Karriere auch fortsetzen zu können. Endlich wird "Romeo Turn" außerhalb Skandinaviens veröffentlicht. Im Herbst wollen wir eine europaweite Tour folgen lassen, gleichzeitig aber auch noch den Feinschliff ans nächste Album legen, damit es bis Jänner 2005 vertriebsfertig ist.

Bernadette Karner

King Midas - Romeo Turn


Ellet/Rough Trade/Ixthuluh (Norwegen 2003)

 

Das bisher nur als skandinavischer Import erhältliche Album ist nun endlich auch bei uns käuflich zu erwerben. Wer mehr über die Vereinigung von in Lederjacken verpackten Soul, schweißtriefenden Funk und mit Elektronikbrocken gefütterten Retro-Pop wissen will, liest am besten unsere Rezension der Scheibe - siehe Link.

 

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