Aus heiterem Himmel
Alfred Kolleritsch wird mit dem Franz-Nabl-Preis geehrt. Ein Gespräch über heilige Dichter, den Sound von Martin Heidegger und die Todesangst
Es ist nicht ganz einfach mit Alfred Kolleritsch ein ungestörtes Gespräch zu führen. Ständig will jemand etwas von ihm. Ob die frisch übersetzten Gedichte, die in den manuskripten gedruckt werden sollen, schon
bei ihm eingelangt seien, will ein Anrufer wissen. Ob er die Adresse dieses oder jenes begabten Jungliteraten habe, fragt ein anderer. Alte Freunde schauen im Büro im Grazer Palais Attems vorbei, um den „Fredy“ kurz in dessen Stammcafé, die Konditorei König, zu entführen. Und am Vortag erst, erzählt Kolleritsch, der für all diese Anliegen viel Verständnis aufbringt, sei eine Dame eigens aus Rom angereist, die an der Universität über die Grazer Literatur der Sechzigerjahre arbeite. Nur manchmal, wenn es dem Doyen der steirischen Literaturszene, der vor einem Jahr schwer erkrankt war und demnächst mit dem Franz-Nabl-Preis geehrt wird, zu turbulent wird, spricht er auch ein fröhliches Machtwort: „Ruh’ geben jetzt!“
Falter:Seit ein paar Monaten sitzen Sie wieder jeden Tag an Ihrem Schreibtisch – schlägt da die Disziplin des Internatszöglings durch?