Marcus Klugmann
Vita
Hat am DLL studiert, lebt mit Frau und Kind in Leipzig und schreibt an seinem ersten Roman.
Auswahlbibliografie
![Tippgemeinschaft [2017] Tippgemeinschaft [2017]](https://iza-server.uibk.ac.at/pywb/dilimag/20210113092156im_/https://www.fixpoetry.com/sites/default/files/styles/thumbnail/public/pictures/feuilleton/buch-o-a-medium/tippgemeinschaft_2017.jpg?itok=wezD4mdb)

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Am Ende des Romans in ihrer Gartenlaube - ein Fragment aus der Gegenwart
Am Ende des Romans in ihrer Gartenlaube. Ihre Bleibe mittlerweile auch im Winter (Frau, Mann und ein kleines Kind, eine komplette Kleinfamilie im Winter). Pinneberg seit Monaten schon ohne Arbeit. Mittellos und heruntergekommen. Es ist Nacht. Erfolglos und gedemütigt zurück aus der Stadt. Er versteckt sich hinter der Laube. Aus Scham. Bis der Bekannte geht, der bei seiner Frau ist. Pinnebergs Frau und der Bekannte warten auf Pinneberg. Pinneberg wartet darauf, dass sie mit dem Warten aufhören. Pinnebergs Frau, Emma, er nennt sie Lämmchen (sie ist kein Lamm, sie ist, wenn es sein muss, ein Löwe), Emma, die den Besuch schließlich verabschiedet hat, weil er länger nicht warten kann, merkt, ihr Mann (sie nennt ihn Junge - er ist beides) ist ganz in ihrer Nähe. Was folgt, ist schön.1 Es zerreißt einem etwas das Herz, es ist auch beängstigend, wahr (ja), ganz furchtbar und nicht ohne Hoffnung. Versuch du doch mal, das am Abend vorzulesen! Falladas Kleiner Mann - was nun? als Gutenachtgeschichte. Normalerweise als Gutenachtgeschichte zum Besser-Einschlafen. Als Schlafbegleitung eine Geschichte, doch heute das Ende, und du liest schon seit Stunden. Normalerweise lese ich und nach zehn Minuten ist Miriams Atem schwer und tief. Ich frage, schläfst du schon, sie murmelt was, ich klappe das Buch zu, ein Kuss, gute Nacht (und ich lese was anderes leise weiter, ihr Atem geht gleichmäßig schwer und tief und zieht mich nach fünf Minuten schließlich mit hinab). Doch heute schon 25 Seiten, über eine Stunde schon (also gut, dann eben eine Stunde). Schon heiser. Auch die letzten Tage schon jeden Tag ein wenig mehr als am Vortag. Nicht mehr bloß eine Geschichte: Das sind wir! Und alles, was ihnen passiert, kann auch uns. Jedes Unrecht auch heutzutage, auch uns: das ist möglich! Und es geht abwärts gegen das Ende zu, abwärts. Fallada sagt uns nicht, hier in der Schlussszene, was genau mit Pinneberg passiert ist. Was Schlimmes, das wissen wir, aber was genau, was? Es wird immer schlimmer, je länger wir es uns selber vorstellen müssen. Solange er es uns nicht verrät. Sie will, dass er etwas sagt. Dass er spricht. Er kann nicht. Sie dreht sich zum Hineingehen um, da fängt er zu sprechen an. Pinneberg redet, ich lese vor, was er sagt. Miriam an meinem Arm und schnieft. Für gewöhnlich eine Sicherung in mir drin (ich bin mir nicht sicher, ob das das richtige Bild dafür ist), in der Jugend eingebaut, diese Sicherung, die macht, dass es, bevor ich weinen kann, aus mir herauslacht (vor allem in Gegenwart anderer, die nicht ich sind). Die letzten Zeilen und ich muss immer wieder neu ansetzen. Mit jedem neuen Versuch mein Verlegenheitslachen. Leiser mit jedem Versuch, ich muss noch leiser sprechen. Wenn ich leise genug spreche, geht es. Komm näher! Ich sehe die letzten Zeilen ja vor mir, ich weiß schon, was kommt (ich starre ins Buch beim Versuch, mich zusammenzureißen, und ich lese das Ende unwillkürlich stumm alleine): Man muss sie wirklich ganz leise, die letzten paar Zeilen (mit Kloß im Hals flüstern). Zu laut und es zieht dir den Stecker. Tief einatmen und dann! ... Ums kurz zu machen: Wir liegen uns heulend in den Armen danach, wir schlafen spät ein heute nacht. Noch bis weit in die Nacht hinein reden. Über die Ungerechtigkeit der Bezahlung, über heute, was besser geworden und was immer noch so. Soziale Absicherungen, aber immer noch Druck im Verkauf. Pinneberg war Verkäufer, Miriam Schuhverkäuferin. Ich auch im Einzelhandel, aber immerhin wenigstens bloß an der Kasse. Über Miriams guten Freund Philipp danach. Altenpfleger. Kann nicht jeder. Er weiß Techniken, wie man bei dicken Männern, die man waschen muss, den Pimmel aus der Speckfalte drückt. Ein Ausbildungsberuf mit Schichtdienst und Schlaflosigkeit und schlechter Bezahlung. Und dann die Eichel nicht vergessen!
Am nächsten Morgen ein üblicher Sonntagmorgen. Meine Sonntagsgeilheit und Miriam, die ihre Temperatur misst, um sie in ihre Zyklus-App einzutragen. Zum Frühstück ein Ei und anderthalb Brötchen, eine dritte Tasse Kaffee. Miriam schaut sich ein Video von Christian an. Philipps Freund und ein Künstler. Ein Künstler aus Dresden, ein Video zur Ausstellungseröffnung in seinem Kunstraum2, den eigentlich beide, Miriam und Christian, zusammen betreiben (aber zur Zeit keine Zeit, meine Freundin). Jedenfalls lacht sie über das Video. Dann eine Wehmut, die sie anweht. -Aawww, sagt sie: wenn ich so was sehe, denke ich immer, ich sollte wieder nach Dresden ziehen! Ein Stich, wenn sie so etwas sagt. Wie sie Dresden gehasst hat, als sie weg- und wir dann zusammenzogen. Flüche und Verwünschungen für dieses tote, zu Tode restaurierte, an Schönheit erstickte, inzestuöse, in seiner eigenen schönen Scheiße sich suhlende und ansonsten absolut reglose, innerlich faulende Dresden (nicht meine Worte - die meisten davon).
Später, mein Rucksack gepackt, ich will hinaus, schreiben, als Miriam am Telefon mit Elena. Ob und wie wir zusammen zu ihren Eltern zu Ostern. Und über die Arbeit. Nur das Tablet noch aus dem Schlafzimmer, das brauch ich als Wörterbuch unterwegs. Schnell holen und dann raus. Es lädt dort im Schlafzimmer, ich hocke mich hin und checke schnell noch die Mails auf dem Tablet, ehe ich los. Außerdem Instagram. Seit ein paar Wochen angemeldet auf Instagram und nun jeden Tag so lange scrollen, bis ich an der Stelle bin, wo ich gestern aufgehört hab. Man könnte auch vorher aufhören, aber ich kann nicht. Immer dann nämlich verpasst man einen nützlichen Post über einen englischsprachigen Autor, der dein Leben verändern könnte (John Hawkes, Gerald Murnane, viel Malcolm Lowry in dieser Zeit, David Markson und Christine Brooke-Rose, warten jetzt noch alle ungelesen in meinen Regalen, um mir mein Leben zu verändern). Außerdem soll das Tablet ruhig noch weiterladen. Ich sitze scrollend vorm Bett und höre, wie Miriam mit ihrer Schwester über Fallada redet. Sie redet über Literatur - ich höre mit und zu (das weiß sie:3 gestern schon, als ich nachhause komme, sie im Bett, ein Buch in der Hand: -Kuck, ich sitze im Bett und lese! Ich soll stolz auf sie sein.). Von den Pinnebergs zur Ungerechtigkeit heute. Nix hat sich geändert! Immer noch der Arsch, wenn du im Einzelhandel! Quoten, Dumpinglöhne und Druck. Sie verdiene jetzt zwar ganz gut, leitet sie über und tiefer hinein in unser momentanes richtiges Leben: aber eben auch für zwei. Zusammen haben wir beide im Durchschnitt Durchschnittsgehälter. Wenn Marcus einen richtigen Job hätte, hätten wir ein ganz nices Leben. Easy peasy. Aber so ... Druck und Überstunden. Arbeit in der Schweiz. Jede Woche Fliegen und Alleinverdienersorgen wie vor Jahrzehnten Männer mit Alkoholproblem, Magengeschwüren und Hut. Die ihre Kinder nicht kannten, weil: Firma geht vor. Die müde und wortkarg an Krebs starben, sobald sie in Rente. Wenn sie jetzt schwanger werden würde, sagt sie: -... dann wird’s duster. Dann geht’s auch in die Gartenlaube ... Ich sitze vorm Bett, ich scrolle und schwitze. Die Jacke die ganze Zeit an. Beim Atmen die Luft nicht ganz ein. Weder ganz ein noch ganz aus jedesmal. Sich zum Gähnen zwingen, und dann gähnst du auch. Aber das Atmen ist mit dem Gähnen nicht ganz synchron. Du reißt den Mund auf, es gähnt, aber es gibt nicht den Durchbruch der Luft in den Bauch hinein heute. Mit ein bisschen Konzentration dann. Die Hand auf dem Bauch und es geht. Was ich außerdem noch verstehe von dem, was Miriam sagt: -... brotloser Schriftsteller ... bleib du mal bei deinem Doktor (Elenas Marius Medizinstudent mit Geldproblemlösungsab- und auch sehr guten -aussichten). Dann ein Themawechsel, ich zur Tür und klinke mit der Türklinke der offenen Wohnzimmertür für das laute Türklinkengeräusch. Noch einmal ins Wohnzimmer, um den Rucksack zu holen. Miriam zu Elena: -Warte mal, ich muss noch Tschüss sagen. Tschüss. Handy noch am Ohr und gibt mir einen Kuss: -Grüße. -Zurück. Durch den Park und der brotlose Schriftsteller mir durch den Kopf. Als Abfolge von Konsonanten und Vokalen. Als Töne, während ich gehe, ein Wort pro Schritt, immer wieder: brotloser - Schriftsteller - brotloser - Schriftsteller. Manchmal wird er zum trostlosen Schriftsteller, ohne dass ich es merke.
- 1. Spoileralert!
- 2. -In seinem Kunstraum? In unserem Kunstraum!, sagt Miriam, als sie neben mir mitliest, während ich überarbeite. Sonntagmorgen, es nieselt. Vorschnell, liest weiter: -Ach, ich war zu vorschnell. Und geht lachend pissen, als ich die Fußnote einfüge.
- 3. Muss keiner hellsehen, um zu wissen, dass ich hellhörig werde.
Die Kleine Ulrichstr., die Stühle unter der Markise - ein Fragment aus der Gegenwart
Die Kleine Uli, die Stühle unter der Markise, unter dem Sonnenschirm. Die schweren gusseisernen Tische, mein Rucksack, meine Hände, wenn es nicht zu warm ist, sitze ich oft auf den Händen, mein Kopf. Absatz und neuer Versuch: Zu früh da, vor dem Café Noir. Es ist zu warm, um auf den Händen zu sitzen. Zu früh, weil sonst immer zwei Cafés weiter. Wenn wir uns sonst treffen, im Roten Horizont, kann man sitzen und schauen. Auf deinen Händen sitzen und schreiben, bis Max aus der Bölbergasse kommt, man hat Platz. Anders: Im Café Noir, d. h. draußen, davor, an den zu engen Tischen. Die schweren gusseisernen Tische sind nicht zu bewegen, sie stehen zu eng. Aufschauen, aber dann auf den Händen. Kein Himmel unter der Markise, den vier Sonnenschirmen, das Haus gegenüber zu nah. Es ist zu warm, um auf den Händen zu sitzen, deshalb warte ich im Tagebuch, bis Max um die Ecke aus der Dachritzstraße kommt. Dass wenigstens deine Hände, wenn man nicht aufschauen kann, dass die Finger, die Flügel der Hände, ein wenig sich ...
Mit Max gestern (draußen, im Café Noir sehe ich uns sitzen). Bevor seine Freundin dazukommt, alles über Johanna. Alles oder fast alles, ich beginne es ihm zu erzählen. Warum erzähle ich ihm das alles? Doch eigentlich wenn du ehrlich bist im Grunde gut möglich, nicht weil dein Herz so belastet. Oder die Seele geplagt. Nicht um den Kummer endlich mal abzuladen, dir geht es ja gut. Null Sorgen, im Grunde. So gut wie noch nie. Ein eigenes Zimmer, Freunde, viel Zeit. Ich hab eine eigene Freundin, Bücher bis ans Lebensende. Zeit auch. Und Frieden. Ich muss auch nie hungern. Es ist das Gefühl von Kopfschmerzgesprächen mit Freunden. Ich muss nie Angst haben auf der Straße, ich bin gesund, werde nicht diskriminiert, ich bin nicht entstellt und ich hab Zeit. Ich hab ein Gefühl wie von anderen Gesprächen, die Kopfschmerzen machen. Wie nach Gesprächen mit anderen Freunden als Max, taub fast in den Fingerspitzen. Ein Kribbeln in meinen Fingern. Von einer Arschbacke auf die andere und du kriegst Kopfschmerzen von diesem Gespräch. Weil Heiko zum Beispiel, oder Ricardo, neben dir oder gegenüber, auf einem Sofa im Colonne Morris, an einem Tisch im Czech oder nt, und erzählt. Hat zu leiden und will mir erzählen, woran. Er kann es aber nicht vollends verraten. Wir stehen also beide vor seinem Abgrund, Heikos oder Ricardos. Jeden Tag muss er den überwinden, was nicht einfach ist, verrät seine Stimme. Er deutet an und gibt Hinweise, und ich glaube meinem Freund, es wird wohl so sein. Das muss wohl ein Abgrund sein, auf den er da zeigt. Jeden Tag sich ihm stellen, den Blick in den Abgrund und diese Qualen tagein und tagaus. Aber heute liegt Nebel darüber. Was hat er denn nur? Ein psychisches Leiden? Ein vorübergehendes Problem? Oder ist es für immer? Ein Abgrund, eine richtige Schlucht oder bloß eine Pfütze? Erzählt von sich und macht mir vermeintlich verständlich, warum er dieses und jenes nicht kann im alltäglichen Leben. Dass etwas ihn hindert. Woran ihn denn überhaupt hindert? Nicht einmal das ist hier klar. Vielleicht sind wir zu lose befreundet. Kennen uns nur am Rande und sind auch noch schüchtern, wir beide. Er redet und redet um eine Leerstelle herum. Eine Leerstelle mit Anziehungskraft/Gravitationszentrum. Das Gespräch steuert immer näher drauf zu, immer näher, ein Strudel, eine Spirale. Gleich kommt es an, gleich versteht man, worauf er hinaus will ... Aber es kommt nie dort an. Das Gespräch verschwindet im Nichts, in einem Schwarzen Loch, und wir bleiben doch: am Rand stehen. Ein Schwindel, ein Eiertanz. Nichts zu greifen, alles im Nebel. Mit Empathie auf das blicken, was Heiko da sagt oder Enrico1: Ein Versuch, der mit Kopfschmerzen endet. Leer wie nach dem Zappen durch alle Fernsehsender, danach. Worüber denn eben geredet?, fragst du dich hinterher.
Und ich sehe nun also Max schon auf dem Stuhl hin und her. Er fordert ihn ein. Er wartet nicht, bis sein Kopf schmerzt. Meinst du, es wird wieder wärmer? Man weiß morgens nie, welche Schuhe am besten, bei so einem Wetter. Lieber über das Wetter als so in den Nebel hinein. Oder du springst vom Zehnmeterturm, aus dem brennenden Fenster, einem fahrenden Zug, aus deiner Ricardorolle heraus: Ein Vertrauensbeweis: Max fordert ihn ein. Ich fange dich auf. Erzähle mir, was dich belastet, sagt mir sein Rutschen von einer Arschbacke auf die andere. Mein Zögern, das aussehen muss, als fiele es mir schwer, über alles zu reden. Mein Zögern, das in Wahrheit bloß zeigt, dass ich mir nicht sicher bin, ob der Turm hoch genug ist, von dem ich gleich springe, oder der Zug schnell genug. Ich wohne im Erdgeschoss, und es brennt nicht.
Mein Zögern, je länger es dauert, fühlt sich dann doch um so mehr an, als wäre alles ein Spiel. Ein Kartenspiel, und ein Ass noch im Ärmel. Ein Glücksspiel. Mit Max als Gegner oder mit ihm dieses Spiel? Beides vielleicht. Er ist die Bank und freut sich mit mir, wenn ich gewinne. Ist es Schummeln? Ich kann nicht gut bluffen. Ich kann nicht drauf warten, bis sich das Thema ergibt. In medias res mit einem linkischen Einstieg. Dann ihm wenigstens glaubhaft vermitteln, das Linkische entspringe der Pein. Gequält schon seit Tagen, seit Wochen, und jetzt muss es raus, sagen Stimme und Mimik und Gestik. Eine Last auf den Schultern seit Monaten schon. Den Stein mir vom Herzen. Hier: bitte. Und doch aber auch und nicht wenig, ja sicher: das schlechte Gewissen. Sie schämt sich doch so. Ich darf Johanna nicht bloßstellen. Meine eigene Freundin. Jetzt hab ich mich selbst davon überzeugt und beginne glaubhaft zögerlich (glaubhaft im Zögern). -Letztens, ich wollte dir letztens ja schon ... Ich sage doch immer, dass wir, also wenn wir nach einem Wochenende, Max, wenn wir uns dann treffen, wenn ich wieder aus Erfurt zurück, du fragst ja manchmal, wenn wir hier, oder drübern im Horizont oder im Fräulein, was wir so machen, Johanna und ich letztes Wochenende, was wir gemacht haben, und ich antworte dann: Nix. Wir machen ja meistens auch nix. Aber passieren tut trotzdem, es passiert ja natürlich immer etwas. Sein Blick nun. Maxens Blick maximal fokussiert. Auf die Unterarme gestützt und nach vorne gebeugt. Die Langeweile verkriecht sich unter den Tisch. Von links kommt die alte Vertrautheit. Sitzt mit uns am Tisch[, lässt sich streicheln [alle Personifizierungen sind Katzifizierungen]] und stellt die Frage in den Raum, ohne dass Max etwas sagt, um was es genau geht. [Oder: Die alte Vertrautheit wie Hitze. Schwitzen. Und die Wahrheit wie Knoblauchausdünstungen.] Jetzt alles erzählen. Wichtig für unsere Freundschaft. Im Grunde vernünftig. Deine Freundin! Du hast sie verraten, sagt einer, der auf meiner Schulter sitzt. Engelchen? Teufelchen? Sehen sich ähnlich. Man kann sie kaum unterscheiden. Sehen komplett gleich aus, wie Zwillinge. Sie sprechen mit gleichen Stimmen, gleichem Akzent. Einer ahmt den anderen nach. (Eine die andere.) Du hast verraten, was sie am meisten beschämt/schämt. Damit dein bester Freund sich nicht langweilt. Ein Leid, mit dem man dich ernstnimmt. Würdest du wenigstens beim Erzählen nicht zögern, als ginge es um deinen eigenen Abgrund. Du hast doch jetzt nicht etwa Johanna aus dem fahrenden Zug? Ihre Erdgeschosswohnung in Brand?
Und jetzt?
Soll ich Johanna davon erzählen?2
(Da, kommt Max’ Freundin und findet uns gleich. Im Café Noir, als beste Freunde fürs Leben.)