Sina Seiler

Vita

Absolvierte ihr Film- und Medienstudium an den Universitäten Karlsruhe KIT - Karlsruher Institut für Technologie in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe), Eberhardt- Karls-Universität Tübingen und DAMS - Drama Art and Music Studies, Bologna, Italien. Sie arbeitete mehrere Jahre im Bereich Medienkunst am ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe.

2006 wurde sie für ihren ersten Experimental-Essay-Film, entstanden im Jahr 2002 mit dem Publikumspreis beim Kurzfilmfestival im Kino Arsenal Tübingen ausgezeichnet. Ihr Poetryfilm „Elefant“ (2013) wurde auf mehr als 20 internationalen Literatur- und Filmfestivals gezeigt und ins „Best of“ ZEBRA Poetryfilmfestival 2014 kuratiert. Ihr aktueller Poetryfilm „Vierfarbendruck“ basierend auf dem Gedicht „Dolce far niente“ von Frouke Arns entstand mit dem Masterclass Stipendium „Poetic encouters across the borders“ der Filmwerkstatt Münster in Kooperation mit dem Filminstitut DZIGA Nimjegen, Niederlande. Im Oktober 2016 hatte „Vierfarbendruck“ Premiere auf dem ZEBRA Poetryfilm Festival und war auf den internationalen Filmfestspielen Karlsruhe 2017 für den „Best female Award“ nominiert.

Textfläche

Elefant

Wut
blaugefärbte
fast dunkelrot

Du, die Liebe
kommst mir nah

Ich, ein Elefant
dickhäutig und dünnhäutig zugleich
in der Savanne taumelnd
das Meer suchend

Die Liebe
kommt grinsend daher
komm mit, sagt sie
nimmt mich an der Hand
und vertreibt meine Gespenster

11.11.2017 · Aus: Literaturtage Karlsruhe 2013

Dazwischen

Zwischen Menschen
die fröhlich Cocktails trinken
finde ich mich wieder
im falschen Leben

Mit Gedanken an Dich
und Winterfrühling
in Buchenwäldern voller Duft nach Harmonie
Ozeangrünem Wasser
und Sonnenstrahlen, die mich im Wasser kitzeln

Doch Dazwischen
waren wir nicht mehr wir
ich nicht mehr ich
und Du nicht mehr Du

11.11.2017

Vertraut

Vertrautheit gewinnt
und doch schlagen wir uns,
wenn wir uns näher kommen.
Präzise trifft mich jeder Schlag in die Wunde,
Dir anvertrauten Seele.

Du trittst noch nach,
ich liege schon am Boden,
wollte mich gar nicht wehren,
krümme mich noch nicht einmal zusammen.

Pfeil und Bogen fehlen mir,
meine Kraft,
Ziel verfehlt,
sagt meine innere Stimme.

Im Taumel des Tanzens,
dem Lachen,
dem Unbeschwerten,
haben wir uns plötzlich in der Nähe verloren.
Den Abgrund des Anderen zu sehen,
machte uns beiden wohl Angst.

Im Streit liegt unsere Kraft,
sagt mir mein Pfeil
und so spanne ich den Bogen,
um Dich mitten ins Herz zu treffen,
wenigstens unsere Freundschaft retten.

Im Streit das Leichte finden.
Verzweifelt,
so wirke ich.

Doch der Pfeil verfehlt sein Ziel und kraftlos,
nur noch kraftlos
krümme ich mich zusammen,
wie eine Feder
bette mich auf taufrischem Gras
und sehne mich nach Frühling und Leichtigkeit

09.11.2017