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Tobias Roth

* 1985
München

Vita

Studium in Freiburg und Berlin, seit 2013 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 644 „Transformationen der Antike“.

Seit 2011 Herausgeber der Berliner Renaissancemitteilungen. Seit 2012 im Vorstand der Internationalen Wilhelm-Müller-Gesellschaft. Seine Lyrik, Essais und Erzählprosa wurden mehrfach ausgezeichnet,u.a. mit einem Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin (2010), dem Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis (2013) und dem Bayerischen Kunstförderpreis (2015).

Auswahlbibliografie

Grabungsplan
Tobias Roth
Grabungsplan
Verlagshaus Berlin
2018
Tobias Roth
Grotesken von Sabbioneta. Holzschnitte von Caroline Saltzwedel.
Hirundo Press
2018
Ein Mittagessen im Vatikan am 17. Januar 1567
Bartolomeo Scappi
Ein Mittagessen im Vatikan am 17. Januar 1567
SuKuLTur
2015
Tradition, Tobias Roth, Verlagshaus J. Frank
Tobias Roth
Asmus Trautsch
Tradition
Verlagshaus J. Frank
2013
Tobias Roth
Aus Waben
Verlagshaus J. Frank
2013

Textfläche

Isartal bei Lenggries

Eine geöffnete Hand
Auf den Boden der Ebene hinaus.
Der Kies wird noch lange bleiben,
Kaum Wolken bis zur
Grauen Riegelhaube Münchens.
Die Bäche von den Hängen gehen
Mit den Blicken zur
Isar, dort, Lebenslinie in die
Weich gerundeten Kiesbänke,
Blau wie Augen, fast.
Unbelaubte Apfelgärten,
Silberne Ketten vor einer Brust.
Wald in Kälte am Gegenhang,
Abendlicht: Rost, denke ich,
Farbverläufe im seidenen Zeug,
Und hinter mir, weiterhin, die
Lärchen, Zirbeln, Kirchtürme,
Die Schindeln ihrer Überröcke.
Wenn sie erst rollen durch Schneisen,
Murgänge, gestiftelte Steilhänge.

Lenggries, dort unten, wuchert
Schon nicht mehr weiter,
Beute ist gemacht, s’huifft’a nix,
Mensch voran mit geschlossener Faust
Den Bäumen entgegen, sg’lankt’ah,
ɐba d’Jahga, de san nehd so schlau,
des foid eana goarned ei.
Ich habe in Versen gelesen,
Dass Hirsche weinen können,
Und jemand sagte mir, das stimmt,
Auch am Eingang ins Karwendel.
Aber Helene Sedlmayr kann
Nicht schöner gewesen sein als du.

01.03.2016

Hangstück Alp Novai

Von der Höhe der Grate,
Mit den Bächen und Steinen,
Legt sich etwas, das
Aus den Kellern
Des Paradeplatzes
Nicht steigen kann.

In den Randstunden monochrome
Landschaft, zuweilen der Himmel.
Schneefeld bis auf den Boden des Talschlusses.

Hangabwärts Weiß wird Wasser,
Legt das aschblonde Gras
Frei, offen, stündlich Tau.
Nackte Beeren überm Kraut.
Holz, harsche Fetzen Bruch und Zersetzung
Und von der Zeit zu Mehl zerlegt:
Harz Tränen für gefallene Vögel.
Junge Bäume ihnen entgegen.
Eisüberzogene Spinnweben halten
Die Nadel zusammen so vieler
Jahreszeiten Totholz Nährboden.
Erde bis zum nächsten Regen.
Talabwärts Fäulnis der Wurzeln.

01.03.2016

Versuch über Wurzelwerk

Sehnsuchtsorte, die unbewohnbar sind. Alles
Ist Jugend. Schafgarben und Vorschlagsnoten,
Trockene Winde des Mistrà im Glas.
Die Abschnitte der Stadt sehr alte Götzenbilder,
Frisch restauriert. Stark in den Sinnen und
Ungerichtet. Ein Abschnitt Himmel
Bis zur Hügelkette, antikes Glas, das
Es vermochte, die Folie des Lichtes abzustreifen.

01.03.2016