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Ute Dietl

* 1963
Erlangen

Vita

Lebt in Darmstadt

Studium der Psychologie und Ausbildung zur Psychotherapeutin

Seit 2010 Mitglied der Darmstädter Textwerkstatt, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien

Auszeichnungen

3. Preis Stockstadt Literaturwettbewerb 2012
3. Preis Feldkircher Lyrikpreis 2014
1. Preis Mannheimer Literaturpreis 2014

Textfläche

wie nichts

flirrt schaumkraut  violettstichig  zwischen  zikaden
ein wiedehopf merula die alte sitzt und keift zeisen
stieglitze    gimpeln    schwirle    meisenblau   zittert
flügelschlag   ein schulterblatt   hebt  sich  fliegt  ihr
entgegen     haarflaum    flimmert     im    gegenlicht
hüftknochen  streifen  sonnenstrahlen  schälen sich
aus häuten seine nasenflügel erbeben  im lichtspiel
auf   netzhaut   der   atem   trennt   sie   vom   nichts

10.12.2014  ·  Aus: Glücksfälle - Mannheimer Literaturpreis der Räuber`77. Literarisches Zentrum Rhein-Neckar "Die Räuber `77 e.V.", 2014

wie oft

tupft  sie   salz  in  die  wunde  schäumt  den  schmerz
krakelige  kreise  mustern  körperteile  schärfe  dringt
in poren  wasser  trägt  den sommer  fort  es bricht ihr
die augen  der ruf  des kuckucks  kriecht  unter  seine
bettdecke streicht über krusten  auf wangenknochen
haut zum trocknen gespannt ihr flattern wie oft noch
federn  kissen  kiele   unter   flügelschlägen   diesseits
aus  dem bett  stoßen  anderswo  ein nest  aus  flaum
hautfetzen     wirbeln    auf     schmecken    nach    salz

10.12.2014  ·  Aus: Lyrik der Gegenwart - Feldkircher Lyrikpreis 2014. Erika Kronabitter, edition art science, 2014

ohne mich

in   der   manteltasche    eine   zerknüllte    erinnerung
finger fahren falze entlang  streichen behutsam über
risse glätten wogen unter kuppen bist du bergrücken
tal schlucht gräbst dich  in die linien meiner hand  ich
falle und falle auseinander
                                                            scharfkantig schneidet

papier  mich  entzwei  und zerfalle  in  einzelne  teile
die nicht zueinander passen sich manchmal als töne
in der höhe  finden  und  stürze  ins bodenlose  ohne
mich sammle scherben bruch
                                                                        stücke auf breite

sie   aus  auf  schwingendem   boden   breche   löcher
aus der nacht  schwarz  der halbmond  meiner nägel
windböen tragen mich durch papierschnipselschnee
gestöber draußen der herbst golden oder nass

10.12.2014  ·  Aus: Lyrik der Gegenwart - Feldkircher Lyrikpreis 2013. Erika Kronabitter, edition art science, 2013