Weiter wandern (?)
Rechts von der Seite wird aus der Kommentarspalte heraus reingegrätscht: Wir sind nicht am Text. Aber stimmt das? Max Czolleks A.H.A.S.V.E.R. wandert, weil sein Protagonist ein Wanderer oder, besser beziehungsweise schlimmer noch ein Getriebener ist, der nicht zur Ruhe kommt.
hat dir einen graben geöffnet
in den legst du dich nieder
merkst nach wenigen stunden
das sterben will dir nicht glücken
So heißt es im zweiten Gedicht von insgesamt neun. Josef kommt nicht einmal zum Sterben. »nimm einen von den findlingen / bereite ihn dir zum kopflager«, selbst die Ruhestatt ist nur vorläufiger Endpunkt einer quälend langen Bewegung riesigen Gesteins. »josef, cartaphilos, malchus, bottadio / ewig wandernde seid ihr geworden« endet das letzte Gedicht - und also doch nicht. Der ewige Wanderer vervielfältigt sich zum Schluss nochmals.
A.H.A.S.V.E.R. berichtet von einer Reise ohne Ende und vielleicht auch ohne Ziele, dementsprechend wandert der Text als solcher und dementsprechend weit öffnet er sich. Damit nimmt er die unaufhörliche Bewegung des zugrunde liegenden Mythos auf.
Die jeweilige künstlerische Ausgestaltung des Ahasver-Mythos scheint dabei abhängig zu sein
von „der philosophischen oder künstlerischen Anschauung eines jeden und der Mentalität und
dem Denken der jeweiligen Epoche“ (Baleanu 2011: 10 f.)
So schreibt Czollek im Nachwort Inglorious Poets. Rache als Topos jüdischer Selbstermächtigung. Gedanken zum A.H.A.S.V.E.R. Unsere Kritik(en) wandert/n ähnlich wie die Gedichte und ihr(e) Protagonist(en) an sich, wir haben - ähnlich wie der sich zu seiner Lyrik Gedanken machende Czollek es qua Essaytitel andeutet - versucht, unsere Position zum Text zu bestimmen.
Und jetzt?