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Wir monadische Einheit

express!-Rahmenbeitrag
zettels raum
Statement

Es ist eigentlich schön, wie unser Gespräch so offen ist und sich damit zugleich verschließt - vor allen, die mitlesen. Schon wieder nimmt der Stream von express einen gewissen Lauf, der über dem Text entlangführt und eventuell sogar seine Bewegungen wi(e)derspiegelt. Ich danke also Tim für das Sinnangebot (und die Verantwortung, die er so übernimmt, das Vertrauen, das er uns damit erweist) und schlage nur das Angebot zum Rauszoomen aus. Ich will lieber in die Karte eintauchen und vielleicht dabei die Oberfläche durchbrechen.

Was sehen wir? Einen Faltplan, nicht unähnlich den Monstren, die jeden Familienurlaub mitruiniert haben, weil sich niemand darin zurechtfinden konnte. nachdernacht, so der Titel, verkompliziert sich noch mehr. Der Hintergrund lädt bereits zu Trugschlüssen ein. Links oben – dort fange ich entsprechend meiner Konditionierung an – erkenne ich eine Insel, die ich als Island lese: recht klein, abgelegen, links oben. Das ist indes falsch, denn es sind – und jetzt zoome ich kurz raus – nur solche Inseln zu sehen.

»wir sind die einzige monadische / einheit hier«, steht in dem Text, der mit block 8 überschrieben ist – ich sollte also nicht von Inseln, sondern lieber Monaden sprechen. Die Zeile finde ich interessant, weil sie im Kontext paradox scheint. Ich finde auch Fetzen wie »ich bin eins« beispielsweise, oder, nur wenige Zentimeter davon entfernt, »ich bin ein teil von dir«. Vereinte Widersprüche.

So funktionieren die Texte natürlich, als diskrete Einheiten, die sich gleichermaßen als Teil von etwas arrangieren, »eins« und also identisch mit sich selbst sind, aber zugleich damit das Gesamtbild aufsplittern. Das finde ich deshalb sehr spannend, weil es/sie damit nicht nur inhaltlich, sondern auch formal eine Erfahrung aufs Papier bringt/-en, die wir im Internet erleben: Unsere ausgelagerten, diskreten Identitäten, die gleichermaßen – big data love heißt ein Text nicht von ungefähr – als Gesamtheit erfahr- und analysierbar werden.

So habe ich beim Reinzoomen aus Versehen rausgezoomt. Ich bin versucht, zu fragen, ob vom wuchern nicht eine selbsterfüllende Prophezeiung ist. Oder aber, ob ich vom wuchern gar nicht anders lesen kann. Wäre das jeweils ein Versagen für sich - und wenn ja, wer hat versagt: der Text oder ich?