Steven Eddleston

The Doctor’s X-files

#1

E.T.: THE EXTRA
CHOLESTEROL.

#2

NOW… URKZOD I BELIEVE YOU BROUGHT SOMETHING BACK FROM THE MILKY WAY FOR SHOW AND TELL?

#3

ALL RIGHT YOU CAN GO TO ANOTHER McDONALDS BUT YOU KNOW THE DRILL: AS SOON AS SOMEONE RECOGNISES YOU WE BEAM YOU UP!

#4

YEAH, YEAH, YOU’RE FROM ANOTHER PLANET AND YOU DIDN’T KNOW YOU HAD TO PAY TO PARK HERE… SPARE ME BOYS I’VE HEARD ‚EM ALL.

Volker Wolf

Die australische Lyrik der letzten Jahrzehnte

Während unter Literarhistorikern die These umstritten ist, dass die australische Lyrik bis in die Mitte des 20.Jh. hinein – von Ausnahmen abgesehen – eine lokalkolorierte Nachahmung englisch viktorianischer Dichtkunst gewesen sei, so herrscht doch weitgehend Einigkeit darüber, dass sie in den 60er Jahren unseres Jahrhunderts ihre Qualität von Grund auf veränderte. Als häufig genanntes literarisches Zeugnis dieses Wandels gilt die Anthologie von Rodney Hall und Thomas Shapcott New Impulses in Australian Poetry die 1968 erschien. Was war geschehen? Um es auf ein Kürzel zu bringen: Australien war in den Jahrzehnten nach dem Krieg international hellhöriger geworden und hatte sich vor allem den Vereinigten Staaten gegenüber weit geöffnet. Für die Lyrik bedeutete das die Abkehr von W.B. Yeats und W.H. Auden und die Rezeption von T.S. Eliot, William Carlos Williams, E.E. Cummings, Ezra Pound oder Robert Frost. Eine junge Generation australischer Lyriker wie Bruce Dawe, Andrew Taylor, John Forbes, Les Murray oder John Tranter warfen voller Begeisterung die als langweilig empfundene traditionelle Syntax, den traditionell streng gebundenen Rhythmus der vorausgegangen Generation eines A.D. Hope, eines James McAuley oder einer Judith Wright über Bord und wandten sich einem einfachen, an der Umgangssprache ausgerichteten Stil zu, der ihrem neuen städtischen Lebensgefühl eher entsprach.

Dieser frische Wind der späten 60er Jahre lüftete auch ganz entscheidend die literarischen Produktionsbedingungen dieser jungen australischen Dichtergeneration. Statt sich weiterhin an die gängigen Literaturvermittler wie das Literaturmagazin Bulletin oder an Tageszeitungen wie das AGE zu verkaufen, entschlossen sich viele Autoren, ihre Gedichte selbst zu verlegen oder sich mit KollegInnen zusammenzuschließen und selbst eigene Literaturmagazine herauszubringen. In kurzer Zeit explodierte der literarische Markt. Dichterlesungen gewannen an Popularität. Das Taschenbuch trat seinen Siegeszug über den traditionellen Leinenband an. Selbst etablierte Verlage widmeten sich plötzlich der neuen Lyrik und verschafften ihr damit auch in etablierten Kreisen die entsprechende Anerkennung.

Während der siebziger Jahre zeigen sich erste Zerfallserscheinungen in der 68er Bewegung. Spaltungen, Zerwürfnisse und Parteiungen innerhalb der neueren australischen Dichtergemeinde sind keine Seltenheit. Dabei manifestieren sich die Unterschiede ebenso geographisch – z.B. zwischen Melbourne und Sydney (wo sich dann wieder Unterfraktionen in konkurrierenden Magazinen bekämpfen – z.B. New Poetry mit Robert Adamson steht Poetry Australia mit Grace Perry und Bruce Beaver gegenüber) – wie auch künstlerisch, indem z.B. Autoren wie Robert Gray oder Les Murray die Einstellung vertraten, Dichtung müsse sich auf Greifbares, Objektivierbares beziehen und dabei an das Beschreiben von Geschehnissen, Charakteren oder Landschaften dachten, ohne jedoch das Gedicht in seiner eigenen Realität unterschatzen zu wollen; Dem widersetzten sich Autoten wie John Tranter oder John Forbes, die sich ganz auf die spielerische Qualität von Sprache verlegten, und sich den Zufälligkeiten eines phantasievollen Umgangs mit Sprache überlassen wollten.

Auffällig ist, dass sich in den 70er Jahren auch Lyrikerinnen an die Spitze der Avantgarde setzen. Kate Llewelyn und Susan Hampton zeigen mit ihrer Anthologie The Penguin Book of Australian Women Poets, dass Frauen wie Judith Rodriguez und Jennifer Maiden sehr wohl in der Szene präsent waren. – Gisela Triesch wird sich im Nachwort dieses Bandes eingehender mit der Situation der australischen Autorinnen auseinandersetzen.

Die achtziger Jahre erweitern das Spektrum der australischen Lyrik um zwei wichtige Strömungen: Die schwarze Lyrik einerseits und die ethnische Dichtung andererseits.

Schwarze Autoren wie Oodgeroo Noonuccle (Kath Walker) Jack Davis oder Mudrooroo Narogin (Colin Johnson) stehen mit ihrer künstlerischen Arbeit im Rahmen einer politischen Bewegung, die sich offensiv gegen das weiße Australien zur Wehr setzt (z.B. der Kampf um Landrechte). Sie schildern die Erfahrungen ihrer bedrohten oder sterbenden Kultur, wobei sie oft zum traditionellen Duktus ihrer mündlich überlieferten Geschichten greifen. Außenseiter in dieser Gruppe ist ein weißer Autor, Banumbir Wongar, der mit einer Aboriginefrau verheiratet ist; er schlüpft in eine schwarze Haut und schreibt Gedichte wie wie ein Aborigine. Als weißer Autor unter Schwarzen gehört Banumbir Wongar damit auf seine Weise zu den ethnischen Autoten, die den anderen wichtigen Strang im Lyrikspektrum der achtziger Jahre darstellt.

Natürlich kündigte sich die ethnische Literatur schon erheblich früher an. Einer ihrer ersten Förderer war Robert Adamson, der mit seinem bereits erwähnten Magazin New Poetry, (bzw. Poetry Magazine, das war der Vorgänger) viele der heute bekannteren ethnischen Schriftsteller entdeckte und erstmals publizierte. Ethnische Schriftsteller sind die in der ersten oder zweiten Generation eingewanderten Australier wie z.B Walter Billeter, Peter Skrzynecki, Vicki Viidikas, David Malouf, Antigone Kefala, Manfred Jurgensen und Rudi Krausmann, um nur einige zu nennen. Der Begriff ethnisch oder multikulturell bürgerte sich als neutrale Bezeichnung für ein Schrifttum ein, das zuvor als marginal abgewertet worden war und erst im Zuge einer gesellschaftlichen Anerkennung der landesspezifischen Minoritäten-Kulturen sich einen Platz im ‚Mainstream‘ verschaffte.

Das wohl bedeutendste Forum der ethnischen Schriftsteller in den achtziger und neunziger Jahren ist das Literaturmagazin Outrider. Mit finanzieller Unterstützung des Literature Board of Australia (heute: Literary Arts Board of the Australian Council) wurde Outrider 1984 von Manfred Jurgensen gegründet. Es war von Anfang an die erklärte Editionspolitik dieses Magazins, der Literatur australiengebürtiger Autoten die Literatur der Einwandererschriftsteller – auch in ihrer eigenen Sprache – zur Seite zu stellen und damit den staatlich-ideologisierten Multikulturalismus im literarischen Bereich Wirklichkeit werden zu lassen. Ganz offensichtlich beschäftigt sich diese Dichtung in besonderer Weise mit dem Thema der Identitäten: der eigenen, mitgebrachten oder von den Eltern und der Gemeinschaft vorgelebten Identität, die sich zu entfremden droht und der ansozialisierten ‚fremden‘ australischen Identität, die sich zusehends mit der eigenen Identität vermischt und zu dominieren beginnt.

Zum Schluß noch ein Wort zum Umfang der Lyrik im kulturellen Leben Australiens. Obwohl die Lyrik überall schon seit jeher eine relativ unbedeutende Gattungsform ist, genießt sie in Australien ein beachtliches Ansehen – was nicht zuletzt dem Literary Arts Board und dessen konsequenter Forderungspolitik zu verdanken ist. Die Auflagenhöhe durchschnittlicher Lyrikpublikationen in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien ist im Vergleich nur zwei oder dreimal so hoch wie die australische, obwohl beide Länder Australien bevölkerungsmäßig um ein Vielfaches übertreffen.

aus: Made in Australia, Gangaroo 1994

Gerald Ganglbauer

Intro zur OZLIT COLLECTION

Gangan ist der erste Verlag aus dem deutschen Sprachraum, der sich in Australien niedergelassen hat. Das hat für mich als Verleger den Vorteil, dass ich in einem Land lebe, dessen Menschen, Landschaften und – in mancherlei Hinsicht – Klima ich sehr schätze; für Sie, liebe Leser, dass wir Ihnen Literatur aus erster Hand AIR MAIL FROM DOWN UNDER schicken können.

Warum gerade Australien, werden Sie sich fragen. Nun, meine Reisen in den letzten 15 Jahren haben mich um die halbe Welt geführt; der Verwechslungen (Ah, Austria, there’s kangaroos!) war ich überdrüssig – und auf den fünften Kontinent ohnedies neugierig. Die Entwicklung des Verlages in Österreich hat mich einige Jahre festgenagelt; vor knapp zwei Jahren bin ich endlich doch hingeflogen, habe mich verliebt – und bin gleich Down Under geblieben.

Australien hat seinen 200sten Geburtstag 1988 bereits mit einigem internationalen Medien-Echo hinter sich gebracht; dennoch hat es bislang hierzulande kaum eine wirklich starke und längst verdiente literarische Präsenz erlangt, wie beispielsweise die USA sie zumindest seit den Beatniks hat. Ich denke daher, dass es nun höchst an der Zeit ist, sich die Arbeiten der neuen Welt genauer anzusehen.

Die australische Filmindustrie (kommerziell erfolgreich mit Crocodile Dundee I+II, in höchstem Maße künstlerisch mit Bliss und The Dead Poets Society, unverwechselbar humorig in den Madmax-Filmen oder Young Einstein); sowie die populäre Musikszene (von so international reputierten Bands wie Midnight Oil oder den Hunters and Collectors, über Men at Work und Icehouse, bis hin zu den schrägen Klängen von Nick Cave & The Bad Seeds oder Beasts of Bourbon, um nur einige zu nennen) konnte sich overseas bereits etablieren.

Warum das in der Literatur noch kaum nachvollzogen ist, hat vielerlei Gründe. Da sind einmal die Verknüpfungen der Verlagsindustrie mit Großbritannien noch sehr stark, andererseits gibt es eigenartige, regional abgeschlossene Copyrights (ein in Australien verlegtes Buch darf nicht automatisch auch in den USA oder GB verkauft werden). Es werden zwar schon Lizenzen aus dem Bereich Fiction für den deutschen Sprachraum gekauft, aber das sind dann meist Romane im Stil der Dornenvögel, also – wie man das hierzulande nennt – Belletristik, die natürlich keinen Eindruck auf die Literaturfeuilletons macht, aber – und allein das scheint für viele zu zählen – bestens verkauft werden kann.

Meist wird dann noch an den Universitäten, wo ein Institut für Amerikanistik bereits selbstverständlich ist, Australien im großen gemeinsamen Topf des Commonwealth gehandelt, wie mir Professor Horst Prießnitz von der Bergische Universität – Gesamthochschule Wuppertal klagt, jener Uni, die im deutschsprachigen Europa im Australien-Engagement federführend ist.

Und überhaupt ist es auch geographisch so weit entfernt …

gangan ist zwar nur ein ganz kleiner Verlag, und wir werden daran von heute auf morgen nichts ändern können (obwohl im nächsten Jahr auch noch Volker Wolf im Fischer Taschenbuch Verlag einen Band ‚Australien erzählt‘ herausgegeben wird, der allerdings nicht nur Gegenwartsliteratur, sondern die letzten 100 Jahre versammelt), doch mit unserer OZlit Collection, in der weitere Ausgaben bereits geplant sind, werden wir zumindest einen Beitrag dazu leisten, dass das in der Öffentlichkeit vom früheren Einwanderungs- zum Tourismusland wechselnde Australien auch als moderne Kulturnation begriffen wird.

Mein aufrichtiger Dank für das Zustandekommen dieses Buches gilt Monica Sander und Andrew McLennan, die mir in der ersten Phase sehr geholfen haben, meinen kompetenten Herausgebern und Freunden Rudi Krausmann und Michael Wilding, den Autoren und Übersetzern, sowie den Kollegen von den Verlagen für die freundlichen Genehmigungen, diese Arbeiten nun hier veröffentlichen zu dürfen.

Gerald Ganglbauer
Wien, im Oktober 1990

aus: Airmail from Down Under, Gangaroo 1990

Anmerkung zum Untertitel THE OZLIT COLLECTION:
Einige Leser werden sicherlich wissen, dass Australien das Englische recht eigenwillig modifiziert hat; vor allem wird vieles verkürzt und z.T. phonetisch geschrieben, so bedeutet OZLIT nichts anderes als AUSTRALISCHE LITERATUR. Die fünf Sterne am Cover und auf den Headlines symbolisieren das Southern Cross, das Kreuz des Südens, signifikante Orientierungshilfe am Nachthimmel der südlichen Hemisphäre und Bestandteil der Australischen Flagge.

 

David Hopkinson

My Beautiful Laundrette

Affixed to the wall
Below my flat
Is the welcoming sign
Of the laundromat

LAUNDRY 7 DAYS
Come rain or shine
Remove life’s stubborn stains
$4 a time

Invisible mending
Of love’s bullet holes
Spiritual cleansing
For odd socks
And lost souls

Flathunting one day
On Glebe Point Road
I spotted this bijou
Upstairs abode

UNIT TO LET
Apply within
I saw the sign
And the light
And moved straight in

10.00am Sunday morning
I’m up early and bright
To enact the ritual
Washday apartheid

Separating the coloureds
From the whites
In fragrant bleach
Of human rights

The latest gossip and scandal is there
Displayed for all to view
Cosmopolitan / New Idea / Marie Claire
Dated May 1992

At night the mighty neon smile
A warming glow does spread
A fiery sunset through the blinds
A blaze of blue and red

Magically bathing my bedroom
In a tasteful brothelpink hue
Prompting a string of male callers to ask
If credit cards will do

The world famous aromatic Hopkinson socks
(They can kill at 50 paces
They’re known to induce comas and cardiac shocks)
Now just walk downstairs unaided

And hop right into the nearest machine
First adjusting the settings required
Adding extra industrial strength strychnine
Meanwhile all around have expired

(The poet’s personal hygiene
Leaving much to be desired …)

Scrubbed to perfection
Purged of sin
Devils expelled
On the final spin

Grime doesn’t pay
The tie-dye is cast
I’ve abandoned old ways
They belong to the past

LAUNDRY 7 DAYS
Clean living at last.

Michaela A. Gabriel

Ten Poems

you
(August 31st / September 1st, 1992)

autumn is dawning
and you are beside me
whenever I reach out
you
with your warm and tender eyes
you
with your incredible smile
you
who helps me to find myself
what in the world
could I ask for
when sometimes
you make love to me
with every word you say

relapse
(February 2nd, 1996)

once again
the snow has settled down
cruelly
on our hopes
for spring
deceiving us
with its whiteness
scornfully
laughing in our faces
sneering at us
from underneath the ice
littering a thousand snowflakes
down upon our foolishness

roadhouse blues
(October 8th, 1991)

the truck stopped
the door banged
hi
yelled sue
behind the counter
he nodded
coffee as usual
asked sue
he nodded
lots of sugar as usual
asked sue
he nodded
what’s wrong
asked sue
used to come out here often with eve
answered he
it over
asked sue
he nodded
slowly
boy
said sue
been a long time though

land’s end
(September 16th, 1995)

the green
rolling
into the sea
above it
a blue sky
a white cloud
sailing
towards america

schneewinters
(November 30th, 1990)

sommergedanken
sonnendurchflutet
schneewinters

scheinbare
stille
summt sinnenvoll

silbernes
schneeflocken-spiel
sachte

seelen
schweifen sehnsuchtsvoll
sonnwärts

too soon
(15/02/97)

february
and winter is puzzled
a premature spring
is in the air
but he is boisterous and bold
and bowing to us
in a clownish manner
taking off his blue blue hat
to let out the sun
and produce by magic
smiles on grey faces
a blossom or two
he lifts us on top of the world
for a while
lulling us into a false sense of security
until this carnival is over

tribute to eve
(15/02/97)

whichever way
our bodies meet
they are in tune
a passionate colourful symphony
youme – meyou
in a rhythm of our own

sharing this
sweet sweet trance
my love
we approach
apocalyptic ecstasies
a wordlessly eloquent tribute to eve
for picking that one apple

old vienna
(16/02/97)

oh vienna
you’re older than i feel today
your wise old cobble-stone
lures me into the trap
of your countless lanes
narrow, crooked, of yesterday
your charmless parks
untidy sidewalks
keep me on their leash
your golden glitter’s turned to dust
after midnight
my one time cinderella
and today’s impatient breath
is sweeping it swiftly awa

sweetie
(18/02/97)

at the grave
nothing left to say but
goodbye sweetie
good girl

the fallen princess
has died
you did walk through some doors
after all

no more
flicking over chairs
you’ve gone to meet
your producer

but your clumsy little song
wrapped in innocent pink
will forever be
the old fool’s lullaby

(based on the movie „sweetie“ by jane campion)

on the phone II
(21/02/97)

your trickling words
wrap me up in
a thousandfold lemon ecstasies

my body is overflowing
like a river in a temper
knowing you are feeding
on my luscious moans

desire meets desire meets fulfillment

heaven and hell
have never been so close
and the graze of angels‘ wings
might as well be the devil’s breath

Jolanta Janavicius

Painted Poems

Hills of Gundagai

Silvery gold
are
the hills
around Gundagai
hill next to
soft rounded hill
like
heaving bosoms
all velvety
warm
basking in the
golden glow
of the late
summer afternoon

Desert flower

Little flower
in the desert
how do you survive
tell me
I want to know your secret

Richard Tipping

Poetry is …/Dichtung ist …

Mangoes

mangoes are not cigarettes
mangoes are fleshy skinful passionate fruits
mangoes are hungry to be sucked
mangoes are glad to be stuck in the teeth
mangoes like slush & kissing

mangoes are not filter tipped
mangoes are idiosyncratic seasonal seducers
mangoes are worse than adams apple
mangoes are what parents & parliaments warn against
mangoes like making rude noises

mangoes are not extra mild
mangoes are greedy delicious tongueteasers
mangoes are violently soft
mangoes are fibrous intestinal lovebites
mangoes like beginning once again

mangoes are not cigarettes
mangoes are tangible sensual intelligence
mangoes are debauched antisocialites
mangoes are a positive good in the world
mangoes like poetry

Mangos

Mangos sind keine Zigaretten
Mangos sind fleischig pralle leidenschaftliche Früchte
Mangos  wollen ausgesaugt werden
Mangos sind froh zwischen den Zähnen steckenzubleiben
Mangos mögen Kitsch & Küsse

Mangos haben keinen Filter
Mangos sind eigenartige saisonbedingte Verführer
Mangos sind schlimmer als Adamsäpfel
Mangos sind wovor Eltern & Parlamente warnen
Mangos mögen Geschmatze

Mangos sind nicht extra mild
Mangos sind gierige köstliche Gaumenreizer
Mangos sind gewaltsam zart
Mangos sind fasrige innerliche Knutschflecke
Mangos beginnen gern von vorne

Mangos sind keine Zigaretten
Mangos sind handfeste sinnliche Nachrichten
Mangos sind zügellose Gegner der feinen Gesellschaft
Mangos sind unzweifelhaft Gutes auf der Welt
Mangos lieben die Poesie

Deutsch von Rudi Krausmann & Gerald Ganglbauer
* Danger, australisches Gefahrenzeichen

Guntram Balzer: MUZURK

7 Texte

„Was aber tun in einer Zeit ohne Maßlosigkeit? Natürlich könnte man sich versuchsweise bei lebendigem Leib rösten lassen; eine Lesung unter selbigem Titel geben; die tiefen Schluchten der Meerungeheuer aufsuchen, sich einer Elektroschocktherapie unterziehen; nach Alaska auswandern oder den Damen vom fremden Stern ein farbiges Empfangsfest bereiten, usw. Aber das alles ist im Grunde nur Poesie.“
Paul M. Waschkau

Den Tag entwerten, Gesetze brechen

jetzt ist killing-time = Beschäftigungstherapie

machen sie mehr aus sich, säuselt diese Stimme

und verkauft Whiskey, Einbauküchen, Tampons;

mit den gleichen Worten kann man einem ein

Messer in den Leib stoßen und wenn die Handlung

gilt, sagt man: das ist wieder so ein Tag, den man

verfluchen könnte. Staubtrocken. Ein Säugling

schreit. Im Kopf ein Hornissenschwarm & kein

Bier um den Rausch von gestern wieder aufzuwärmen.

Und du würdest es wiedertun? Immer wieder! Ich

springe von weit oben in den Fluß und bin entkommen

und habe einen riesigen blauen Fleck so groß wie

ein Kuchenteller, aber ich habe es geschafft und

werde nie wieder zurückkehren. Immer nur das

Eine: Fernsehprogramme, Filme, Bilderblätter,

Psychoquasseleien. Mensch ist nackt und macht

sich nackt. Ein Monster gefüllt mit Obsessionen.

Mensch tötet und kopuliert. Mensch kopuliert und

tötet. Endlich frei. TATÜTATA


Karstadt – Parfümerieabteilung

Als mein Eis auf ihre

blankpolierte Theke fiel

wurde sie kribbelig.

Irgendeinen Lappen holte

sie aus der Luft und

verwischte hektisch die Spuren

des Genusses, dessen Namen

an dieser Stelle nichts zur Sache

tut. Hier stinkt’s, sagte ich, blickte auf

die öligen Flakons und die

gelangweilten Frauenkörper davor,

teure Bikinimode oder ohne: dann

aber sind die Photographen noch teurer.

Ihr Blick, der zwischen zwei Ohrgehängen

festgeschraubt war, traf mich nicht, während

ihre Hände in Gold badeten, ihre Brüste

wahrscheinlich voller Silikon waren und

ihre Fußnägel… Wenn die grün sind, in

diesem wunderbaren Ton, würde ich dich

gerne lieben auf der Stelle

Liebe auf Sofa mit Schlaffunktion

Sie ist behaart

aber herzlich

aufrecht stehen ihre Brüste

die ich unter mir begrabe:

das Spiel gelingt.

Wir blicken uns nicht tief in die

Augen, stöhnen nicht, furzen

nicht, machen keine Geräusche.

Lieber diskutieren wir während des

Sex über Politik. Dann treffen wir uns

auf ein Glas im Nachbarzimmer


Sex ist wie Schokolade

manchmal in lila, schwarz

oder weiß dein Slip

mit dem du die Voyeure blind stellt

die Stofftiere in deinem Bett

und dann zum Papier greifst;

zwischen deinen Beinen schmilzt

die Schokolade gerade, als ich dich erreiche

unter deinem Hemd brüte ich deine Brustwarzen aus

dann haben wir kurz hintereinander,

leise und aufeinander bezogen, aufgeschrieen

das Bett ist eine warme Muschel aus Schlaf.

Schneeflockenlicht fällt durch die

breitgemusterten Vorhänge und legt

sich darüber wie Diamantstaub

ich lege noch das Schokoladenpapier

darüber, um es zu schützen


Sie

Schlange auf Pfennig

er

mit Hut

und mein Fuß

litt

unter ihr

und

mit ihm

dem seine Augen

in

der Buchhandlung

ausliefen

und der

sich bei

diesem Frauchen

doch

nichts kaufen

durfte

aber

irgendwie

muß es

bei Ihr

doch gemütlich

gewesen sein

Virtueller Kaffee

Bonjour – ich bestelle

mir einen Drink

zum Wachwerden. Der

kommt natürlich nicht. Ich

muß mir nur vorstellen, dass

er kommt. Ich trinke Kaffee

aus ihrer hohlen Hand. Nicht

so schnell, nicht so heiß,

schreie ich ihr entgegen. Sie

läßt die Hand fallen. Mein

Sonntagsanzug ist jetzt braun.

Die Vernichtung all meiner

Wünsche hat stattgefunden.

Jetzt bin ich nackt; eine leere

Hülle in einem leeren Gewand


sonnenbrille

um ihre augen zu sehen, gehe ich folgendermaßen vor:

zuerst setze ich ihr den hut ab

damit dieser beim brilleabsetzen nicht beschädigt wird

dann kämme ich ihr haar zurecht

damit die frisur beim brilleabsetzen nicht beschädigt wird

dann gehe ich mit dem glasschneider zu werke

die herausgetrennten gläser wickele ich vorsichtig in taschentücher

dann erst setze ich ihr die brille ab

sie blinzelt

schade nur um das licht, das jetzt ihr augen trifft


Guntram Balzer, geboren 1963 in Hagen/Westfalen, Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Düsseldorf, Buchhändler, verschiedene Veröffentlichungen in Zeitschriften (Unicum, Literaturdienst, Tasten) und Büchern (Wortnetze III, Zehn, Junge Lyrik dieser Jahre), neuerdings auch im Internet (Gangway #2), lebt in Erkrath/Rheinland (Deutschland).

Walter Hoelbling

Selected Poems

Berlin 1990

right in the eye
of history
I walk
among the crowds
that taste
the absence of confinement

an unfamiliar space

between the band stands
on the avenues
where people
test a freedom
newly won
still strange
as yet in need
of daily reassurance

crossing and recrossing
the big gate
and the bridges
that for generations
connected nothing
marked divisions kept
by guns and barbed wires
and well-lit empty spaces
between walls
watched from towers

the new reunion
brings happy smiles for most
quiet tears for some
new doubts for many
that are uncertain
now
about their lives together
after decades
of separation

right in the eye
of history I walk

just now and then
a little bit afraid
that she might
rub her eye

just now

W. H., October 3, 1990

Leipzig 1990

A city old in trades,
in cultivation of the arts
based on industrious commerce
of its citizens who boast
the world’s oldest commercial fair

the city in which
Martin Luther and Melanchthon
led fierce disputes
with delegations of the Pope

where J. S. Bach found stimulus
and time to master
harmony and rhythm
close to perfection,
(and that was shocked listening
to Leibniz’s monadologies),

the city of which
Goethe spoke with praise,
that saw Napoleon defeated
on the nearby battlefield
(and built a monument of quite
imposing ugliness one hundred years
after the fact),

this city suffered hard
from two world wars
followed by over forty years
of dreams gone sour of a new society,
until, most recently,
this city once again
became a catalyst of major change.
Yet those who kept their meetings
at St. Niklas‘ church
and by their stubborn protest
helped to reunite
a country separated by walls for generations –
those you don’t see,
walking the streets of Leipzig now.

What strikes the eye
(besides the crumbling blackened ruins
of former glory,
and strip-mined land
just out of town)
is Wall Street’s new frontier,
the bustling peddlars of new easy wealth
as they appear on every street downtown,
offering anything from oranges
to shoes and South Pacific cruises.

Ramshackled pre-fabs built on shabby parking lots
already stake the claims of big banks,
business and insurance companies
that promise earnings, safety and security
to eager if bewildered customers.

„Pecunia non olet“ says the poster
of the postal savings bank,
and shows a happy pig
rooting in money.

Old stores, in order to survive,
have started selling
new and shiny goods
to happy new consumers,

only a few resist

and hesitate to walk a mile
for the melange of
fast food, cigarettes and booze
offered at makeshift stands
that seem have come
to symbolize the great new freedom

of the new Wild East.

W. H., November 1990

new orleans

the charm of French Colonial style
with Cajun cooking promised – „genuine!“ –
at every second door
jazz bands at every other

the flair of well-groomed wealth and savoir vivre
exuding from St. Charles‘ porticos,
the restaurants on Calle du Roi,
the campuses of Tulane, UNO and Loyola

the grandeur of the superdome
the open space of Audubon and City Park
oakes draped with Spanish Moss
alive with jogging, skating, biking, walking health
between the nights –

all this makes you almost forget
the city project housings
slumming beneath the highrise business shadows
crime ridden,
floating on neverending waves of dime-a-dozen tunes
from hi-fi stereos of cruising cars

the grand lake spoiled for generations
with the big city’s waste,
the ‚father of rivers‘ dwarfed beyond repair
by wharfs and cranes and fortified embankments
that line his banks as far as you can see
and far beyond

a shotgun wedding of the rich and poor,
the black and white,
torn by the struggle to ascend
from shotgun to colonial
to the soft sound of dixie

W. H., February, 1992

libération

after some grey days
comes the sun
summer heat
spectacle on the Seine

to commemorate

„La Route de l’Aramda“
a fleet for tourists
that never was

yet nice to watch
nevertheless
with fireworks
& stately masts
sails folded orderly
decks scrubbed
the crews all smiles
ready to answer
all the children’s questions

in between
gray & inaccessible
some men of war
of more contemporary make

among them
somewhat tarnished
one single ship
that really carried
allied soldiers
in its sighthless hull
on that gray morning

and suddenly
if only for a moment
you smell the sweat
of fearful courage
hear ammunition
click into magazines
the waves break dull
with hollow sound
amidst the crashes
of firework artillery
that split the waters
upward from the ground

Rouen, July 1994

above things

at standard cruising altitude
sipping my digestive
after a decent inflight lunch
on the flight from Vienna to Athens

I gaze through the scratched
double plexiglass bulleye
shielding me from the outside world
and try to pierce the blinding haze
of a lazy spring afternoon
hiding from me
the people shot by snipers
the shelling of suburbs
the burning houses
the crowded hospitals
of Sarajevo, Gorazde, Mostar, Zadar …

supsended in diffuse light
all I can see
is the silhouette
of an occasional snow-capped mountain range

there is no sign
of human suffering

May 1992

WINE COUNTRY

courting the sun
after a cool June
in my vintner’s garden
close to the southern border

carefully sipping
his latest selection
a good year
you can taste it

looking out from the hill
across the river valley
I listen to his children
proudly telling how
only yesterday
they filled 50 sandbags
just in case

the deafening roar
of an interceptor jet
splits the air
just for seconds
leaves my wine glass
trembling

three helicopters
slash their way south
and come back later

over the winding road
on the next hill
the last tank of the column
disappears

we can hear
not far away
over there
sounds like explosions

we enjoy the sun
Helmut opens another one
of his treasured bottles
and tells me
what he will do
if They come across

he is a good hunter
and an excellent shot

I sip the clear wine
watch how the sunlight
lends its brilliance
to the half-filled glass

I feel a little bit
like Humphrey Bogart
in the wrong movie.

(On the Yugoslav border, July 1, 1991)

hazards of the profession

quipping maliciously
the learned scholar
outdid himself
and keeled over backward
into a huge barrel
of seething criticism

TO BE

People that ‚are‘
of those who still ‚become‘
speak lowly
treasuring the edge
they have
by luck or by some clever sleight
of hand
gained in the race for being

Sometimes I wonder
where I am
am I
or am I not
do I become
and if so
will I ever be
what others are
where others are
(or think themselves to be)

Maybe
those who appear so sure
of what and where they are
have at their backs
the everlasting fear
that when they are
where they have liked to be
there always are
the others who were there
some time before
and now
are somewhere else
happy again
that they are
where and what
others still struggle to become

Methinks
to be where I am
suits me fine
I do not care exactly
where
this is
if only I still see
a chance that I become
that is I change
and not just be

There is
it seems to me
too little space
between to be
and
not to be.

W. H., September 1990