Mike Markart

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aus: Die Einzelteile des Lebens, 1991

Die Einzelteile des Lebens

 

DIE SPRACHE

Einer der Pfleglinge sagt zu den neben ihm auf einer Bank, welche von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzenden Pfleglingen, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit eben dieser Ausführungen ausmacht. Jener Pflegling, der zu den neben ihm auf einer Bank, welche von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzenden Pfleglingen gesagt hat, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit eben dieser Ausführungen ausmacht, sagt zu den neben ihm auf einer Bank, welche von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzenden Pfleglingen, dass der Wahrheitsgehalt der Ausführungen an der Genauigkeit eben dieser Ausführungen zu erkennen ist. Jene Schilderungen, erzählt jener Pflegling, der jenen Pfleglingen, die neben ihm auf einer Bank, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzen, erzählt hat, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit ausmacht, dass der Wahrheitsgehalt der Ausführungen an der Genauigkeit eben dieser Ausführungen zu erkennen ist, jene Schilderungen also, welche nicht der notwendigen Genauigkeit in den Ausführungen entsprechen, seien, sagt jener Pflegling zu den neben ihm auf einer Bank, welche von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzenden Pfleglingen, der ihnen, jenen Pfleglingen, die neben ihm auf einer Bank, welche von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch den sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzen, gesagt hat, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit ausmacht, dass der Wahrheitsgehalt der Ausführungen an der Genauigkeit eben dieser Ausführungen zu erkennen ist, als offensichtlich unwahr anzusehen.

 

 

DER TODESFALL

Einer der Pfleglinge sagt, dass sich in seiner Verwandtschaft in den letzten Generationen die absonderlichsten Todesfälle ereignet haben.
Der Tod eines Cousins seines Vaters, eines angesehenen Geschäftsmannes und Jägers, der in einem kleinen Ort im südlichen Teil des Landes wohnte, wurde von einer Banane, die er von einem Teller mit verschiedensten Früchten, Orangen, Äpfeln, Weintrauben und eben Bananen, genommen hatte, verursacht.
Kurz nach Verzehr des Obstes fielen ihm, ohne dass auch nur der geringste Schmerz es angekündigt hätte, die Ohren ab. Plötzlich hatte er eine leichte streifende Berührung an den Schultern gespürt und sein dadurch ausgelöster prüfender Blick machte seine Ohren aus, die neben ihm auf dem Sofa, auf dem er, um einen gemütlichen Abend fernsehend zu verbringen, Platz genommen hatte, lagen. Entsetzt sprang er auf. Durch die Heftigkeit dieser Bewegung brach der Oberkörper vom Unterleib. Während sein Unterleib und seine Beine, er trug eine dunkelgraue Hose, ebenfalls graue Socken und Holzpantoffeln mit roten Lederriemen und silbrig glänzenden Schnallen, beiseite rollten, fiel der Oberkörper, auf dem noch der Kopf saß, mit einem dumpfen Krachen zu Boden, worauf der Kopf abbrach und die Augen erstaunt an die Zimmerdecke, die mit dunklem Holz getäfelt war, glotzten.

 

 

DIE ANSTALT

Am Haupttor des Anstaltsgeländes stehend sagt einer der Pfleglinge die Namen der in seiner Heimatgemeinde gefallenen Soldaten auf. Gedenktafel der gefallenen Soldaten unserer Gemeinde, sagt er, der Pflegling, am Haupttor des Anstaltsgeländes stehend und beginnt daraufhin damit, die Namen der gefallenen Soldaten aufzuzählen. Wann immer man ihn am Haupttor des Anstaltsgeländes antrifft, sagt er, der Pflegling, die Namen der in seiner Heimatgemeinde gefallenen Soldaten auf. In immer gleicher Reihenfolge. Unabhängig von Tageszeit und Witterung. Gedenktafel der gefallenen Soldaten unserer Gemeinde Johann Haring Joh. (Punkt, einige der Vornamen sind abgekürzt, diese Abkürzung wird von dem Pflegling genau wiedergegeben) Fauland Frz. (Punkt) Jöbstl Johann Lenz Anton Krois Rupert Beuk Anton Painsi M. (Punkt) Schmiedbauer Joh. (Punkt) Pommer Rudolf Kögl Matthias Kögl A. (Punkt) Fuchsbichler Karl Gstarz Anton Wolf Franz Herk Fried. (Punkt) Temmel Joh. (Punkt) Kasper Joh. (Punkt) Picker Karl Dietrich Johann Painsi Johann Primus Alois Resch Roman Fabian Stefan Felix Jos. (Punkt) Krasser Josef Oswald Jos. (Punkt) Pommer A. (Punkt) Silberschneider Jos. (Punkt) Reiterer Jos. (Punkt) Strohmeier H. (Punkt) Rotschädl F. (Punkt) Fürnschuss Josef Weixler Johann Weixler Jos. (Punkt) Scherübel Franz Herzog Jos. (Punkt) Löscher Frz. (Punkt) Löscher Johann Resch Karl Pratter Franz Pucher Anton Harkam Wilhelm Malli Franz Malli Karl Greiner Norb. (Punkt) Greiner anstatt Franz Lenz sieben Fresien Josef Lenz verm. (Punkt) Fried. (Punkt) Stoisser Frz. (Punkt) Stoisser August Dengg Ant. (Punkt) Lernpass Stefan Uhl anstatt Franz Uhl sieben Fresien Josef Harzl Franz Harzl Ant. (Punkt) Aldrian Alois Aldrian Johann Meier Karl Meier Albr. (Punkt) Thausing Wolfg. (Punkt) Thausing Franz Weindl Frz. (Punkt) Albrecher Karl Riffel Franz Wilfing K. (Punkt) Bretterklieber F. (Punkt) Bretterklieber Karl Schenk Joh. (Punkt) Jessner August Jauk Alois Theissl Anton Rumpf Frz. (Punkt) Leibnitzer Franz Poglei A. (Punkt) Silberschneider Karl Fuchs Vinz. (Punkt) Krenn Fr. (Punkt) Trifterer Jos. (Punkt) Ruhhüttl Josef Koch K. (Punkt) Rotschädl Anton Achatz Johann Krenn Alex Starchl A. (Punkt) Leitinger F. (Punkt) Rabensteiner Ant. (Punkt) Herunter J. (Punkt) Silberschneider Heinr. (Punkt) Ully Heinr. (Punkt) Otter K. (Punkt) Bretterklieber Josef Knapp Alois Guss J. (Punkt) Schneeberger Alois Bacher Simon Malli Joh. (Punkt) Fellner Josef Adam Gustl Alker Jul. (Punkt) Salmhofer Ernst Nebel Franz Jöbstl Burkh. (Punkt) Zoppelt Josef Walz Karl Schrotter Franz Wippel anstatt Joh. (Punkt) Rotschädl sieben Fresien Frz. (Punkt) Albrecher Johann Stindl Johann Treiber Frz. (Punkt) Knopper Alois Rumpf. Nach dem Aufzählen der gefallenen Soldaten schweigt der Pflegling, am Haupttor des Anstaltsgeländes stehend, für eine Minute.

 

 

DIE SPRACHE

Die mechanische Sprache, so jener Pflegling, welcher jenen Pfleglingen, die neben ihm auf einer Bank, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch welchen sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzen, erzählt hat, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit eben dieser Ausführungen ausmacht und dass der Wahrheitsgehalt der Ausführungen an der Genauigkeit eben dieser Ausführungen zu erkennen ist, dass demzufolge jene Schilderungen, welche nicht der notwendigen Genauigkeit in den Ausführungen entsprechen, als offensichtlich unwahr anzusehen sind, zu eben diesen neben ihm auf einer Bank, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch welchen sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, sitzenden Pfleglingen weiter, beweise sich durch den durch sie, jene mechanische Sprache, welche sich durch höchste Genauigkeit in den Ausführungen auszeichnet, erzielten maximalen Wahrheitsgehalt.
(Aus den Erzählungen jener Pfleglinge, welche auf einer Bank, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe ist, im Park der Anstalt, durch welchen sich Kieswege ziehen, an deren Rändern die Bänke, die von alter und teilweise abblätternder roter Farbe sind, aufgestellt sind, neben jenem Pflegling, welcher erzählt hat, dass die Genauigkeit in den Ausführungen die Glaubwürdigkeit eben dieser Ausführungen ausmacht und dass der Wahrheitsgehalt der Ausführungen an der Genauigkeit eben dieser Ausführungen zu erkennen ist, dass demzufolge jene Schilderungen, welche nicht der notwendigen Genauigkeit in den Ausführungen entsprechen, als offensichtlich unwahr anzusehen sind, gesessen sind, geht weiters hervor: Die Emotionslosigkeit der mechanischen Sprache sei einer der wesentlichsten Faktoren für das Erzielen des maximalen Wahrheitsgehaltes, da die Wurzeln der vorsätzlichen oder jener absichtslosen, in der Euphorie gründenden Verlogenheit in der Emotion lägen. Auch funktioniere die mechanische Sprache um vieles einfacher, verzichte sie doch auf das Ausschmücken, das Fabulieren, das Variieren und lasse im wesentlichen nur eine einzige richtige Formulierung zu. Und dass die Genauigkeit der Ausführungen die Satzaussage kürzer, demzufolge verständlicher, also zweckmäßiger mache.)

 

 

DER TODESFALL

Seit Generationen bis zum heutigen Tag habe es in seiner Verwandtschaft seltsame Todesfälle gegeben, erzählt jener Pflegling, der schon wiederholte Male von seit Generationen bis zum heutigen Tag in seiner Verwandtschaft vorgekommenen seltsamen Todesfällen berichtet hat, jenen neben ihm auf einer Bank im Park der Anstalt sitzenden Pfleglingen.
Jener Onkel, so der Pflegling zu den neben ihm sitzenden Pfleglingen, welcher eine Landwirtschaft betrieben habe, welchen er selbst allerdings nur aus Erzählungen einiger Verwandter gekannt habe, sei, wie auch der Mann seiner, des Pfleglings, Schwester, sein Schwager also, unter mysteriösen Umständen verschwunden. Das sei aus den Erzählungen jener Verwandter, welche seinen, des Pfleglings, Onkel, welcher eine Landwirtschaft betrieben hat, gekannt haben, hervorgegangen.
Der Pflegling erzählt jenen neben ihm auf einer Bank im Park der Anstalt sitzenden Pfleglingen, dass sein Onkel, so sei es ihm von einigen Verwandten erzählt worden, schon am frühen Morgen aufgebrochen war, um jene sechs Kälber, welche auf einer über dem Wald liegenden Alm geweidet hatten, weiterzutreiben.
Jedoch sei er, der Onkel, nicht wieder zurückgekehrt, so begann man abends, sich zu sorgen und am nächsten Morgen, ihn zu suchen. Der Pflegling erzählt den neben ihm auf einer Bank im Park der Anstalt sitzenden Pfleglingen, dass gut zwanzig Leute aus dem Dorf zusammengekommen waren und nach kurzer Absprache aufbrachen, nach zwölfstündiger Suche allerdings erfolglos zurückgekehrt sind, um den Wartenden, welche den ganzen Tag über im angrenzenden Wirtshaus aßen und tranken, wie ihm, dem Pflegling, von den von diesem Vorfall Kenntnis habenden Verwandten versichert worden ist, mitzuteilen, dass man weder Fuß- noch andere Spuren, also weder eines seiner, des Onkels, Kleidungsstücke, seinen Rucksack, noch jenen Holzstock, welchen er, der Onkel, zu jedem längeren Fußmarsch mitzunehmen pflegte, finden hat können, dass sich jedoch, so einer jener Männer, welche die erfolglose Suche durchgeführt haben, sieben anstatt sechs Kälber auf jener über dem Wald liegenden Weide aufgehalten haben. Was nicht nur seiner, des Pfleglings, Tante, welche seitdem immer wieder betont, er, ihr Mann, sein, des Pfleglings, Onkel, sei tot, ein Rätsel geblieben ist, bis zum heutigen Tag, erzählt der Pflegling jenen neben ihm auf einer Bank im Park der Anstalt sitzenden Pfleglingen, um zu betonen, dass es in seiner Verwandtschaft seit Generationen bis zum heutigen Tag ein Vielzahl seltsamer Todesfälle gegeben hat.

Peter Köck

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aus: gedichte (10), 1990

Das unbewältigte Wörterbuch

love-story in co

der collegeboy cohn spielte cornett bei einer combo.
das collegegirl connie besaß einen collie.
eines abends veranstaltete cohn mit seinen confratres vom college anläßlich einer cocktailparty ein wohltätigkeitsconcert, da kam auch connie vorbei mit ihrem collie. con brio blies cohn das cornett, con calore coste connie ihren collie. mitten im concert geschah es, dass der collie, der zuviel cornflakes und confetti verschluckt hatte, cotzen mußte, und das auf connies neues cocktailkleid! das connte cohn, der auf courtoisie conditioniert war, natürlich nicht mitansehen und er eilte zu connie, die gekonnt in heftige convulsionen ausgebrochen war, betupfte comme il faut ihre stirn mit eau de cologne, bereitete ihr compressen und entfernte provisorisch das inzwischen coagulierte conglomerat aus cornflakes und confetti von connie’s cocktailkleid, und das mit seinem eigenen mouchoir! coax, coax, machte der collie, der nicht ganz stubenrein war und obendrein etwas corpulent, das war sein ganzer commentar zu dieser nicht ganz coscheren geschichte.
nach einigen minuten war connie soweit reconvalesziert, dass sie conversation betreiben connte. cohn, anfangs ziemlich confus, stammelte incohärentes zeugs daher, connte sich dann aber concentrieren und compensierte seine complexe, indem er sämtliche seinem cortex zur verfügung stehende cognition mobilisierte, complimente zu machen begann, comme il faut, con sordino, con discrezione am anfang, dann nach und nach con affetto, con dolcezza, con dolore, con espressione, con forza, con fuoco, con impeto, con moto, con passione schließlich, con spirito, dann endlich con amore, was connie mit cokettem augenaufschlag zur kenntnis nahm, ansonsten aber für den rest des abends cool blieb und cocacola trank. cohn, der total consterniert war, weil ihm schließlich die superlative ausgegangen waren, war schon im begriffe, das closett aufzusuchen, um sich ebendort mittels eines colts eine kugel in den copf, genauer gesagt, etwas oberhalb der coteletten, zu jagen, da gab ihm connie gegen alle convention überraschend den consens, sie nach hause begleiten zu dürfen, und die linien der beiden convergierten alsodann, continuierlich zwar, doch eher langsam, gegen die spitze eines ziemlich langgestreckten conus, die, coitus geheißen, (zu) erklimmen (zu lassen) connie vor ihrer beider öffentlich und im namen des bürgerlichen codes vollzogenen copulation nicht bereit war und den conationen cohn’s entschieden conterte. auch gab es von seiten der eltern einige complikationen: cohn war bereits zum manne der tochter des compagnons von cohn’s vater gecört, und connie’s eltern waren einer conjunktion der beiden eher abgeneigt, da cohn der mosaischen confession angehörte, doch ließ sich dies bereinigen, indem er zu einem der alleinseligmachenden collektive mit confirmationserlaubnis, dem auch connie’s familie angehörte, convertierte. auch war cohn’s vater, der mittlerweile einem conzern beigetreten war, schließlich und endlich conzilianter geworden, wodurch dann beider conjunktion nichts mehr im wege stand. die flitterwochen verbrachten sie an der cote d’azur, wobei es infolge eines condomrisses zur conception connie’s kam, der dann später noch eine folgen sollte: nach dem sohn, der conrad getauft wurde, wurde connie noch mutter eines mädchens gleichen namens. ansonsten conterminierte cohn geconnt auf der börse, was bald ein ansehnliches bankconto zur folge hatte, connie besuchte coiffeur- und cosmetiksalons, außerdem des öfteren concerte, in begleitung ihres gemahls (während ihre kinder heimlich comics lasen). des weekends bewohnten sie ihr cottage, zu welcher gelegenheit sie auch gewöhnlich cohabitierten, kauften bilder von cocoschka und Köck, was sich denn auch als incontestabel gute kapitalsanlage erwies, und lebten glücklich und zufrieden bis in ihre alten tage.

 


 

der hervorragende hals

fräulein, Sie haben einen hervorragenden hals. Ihr hals ist hervorragend. auch sonst ist einiges an Ihnen hervorragend. auch bei mir ist etwas hervorragend, und das ist z. b. meine begabung beim kalauern. auf wiederstehn!

 


 

jovial
ein jovialer (heiterer, leutseliger) alter herr
jubel
der jubel
des jubels
der jubel der heiterkeit
der trubel des jubels
ein jubelnder alter herr
ein leutseliger alter herr
ein juwel von einem alten herrn
viele leutselige alte herrn.
der jubel des jubilierenden leutseligen heiteren
junggebliebenen alten herrn
die jubel der leutseligen jubilierenden heiteren
junggebliebenen alten herrn.
die jubel geht nicht.
jubel ist singular
.. . . . . . . .

(ein jeder: „juhu!“
ein jeder: „juchheissassa!“
bei den händchen
fassen sie sich an
und hüpfen
vor lauter schusseligkeit

so einen jux
kann sich mit etwas johimbim
ein jeder machen)


 

rosenkranz
rosette
Rosegger, Peter, ein österr. Dichter
rosig
roß
Roswitha, weibl. Vn.

Roswitha litt an argen hämorrhoiden. da sie sich nicht mehr anders zu helfen wußte und auch kein arzt zur stelle war, preßte sie inbrünstig die kühlen perlen des rosenkranzes auf ihre rosige rosette. allein das half nicht viel.
eines tages fiel ihr durch eine fügung des himmels ein band mit erzählungen von Peter Rosegger in die hand. sie las, las und genas. seither schiß Roswitha wie ein roß. und ihre hämorrhoiden waren wie weggeblasen. wer’s nicht glaubt, probiere es doch selber! Kernstock, Ganghofer oder Waggerl tun’s auch. achtung: vorsicht bei schweißfüßen!!!

 


 

etyde in y

yber.
die augen gingen ihm yber.
die yberische halbinsel.
yberer und kyberer.
ybung
macht den meister.
einige ybung
Ihres gesch. yberichs
garantiert Ihnen
yberirdische freuden!!!
nehmen Sie doch diesen zug
Sie yberbleibsel,
wenn Sie’s schon nicht
zum ybermenschen bringen!!!
im ybertragen
hatte er immer einen einser.
das ybertragen.
die ybertragung.
der ybertrug.
ybermut
kommt vor den fall
sagte er
und zog ihm eins dryber.
(yberzeuge dich selbst
sagte er)
die yberzeugung
die zeugung
die entzeugung:
ein wirksames mittel
zur bekämpfung
der yberbevölkerung.
gestern
hat er sich yberblasen.
er hat zuviel gekybelt.
ybs.
ybs ybs.
NEHMEN SIE YBS PERSENBEUG
WENN IHNEN DIE DONAU ÜBERGEHT!!!
die vroni
hat ein schönes yoni

Peter Köck

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aus: gedichte (8), 1989

Das Bild anfängt stehen

 

(natur über haiku)

ich öffnete das fenster und lehnte mich in den
garten hinaus / wanderten gedanken zwischen
den bäumen atmend erinnerung / sehr hell war
es und still weiße tücher wehte es vögel und
wolken / zogen durch die sonne fäden im garten
atmend ein leerer kopf / gedanken tanzten über
dem wasser wellen schlugen zusammen /
zwischen den blicken der riß wurde breiter sah
ich durch die augen durch –

der katzen ringe in ihnen gefror das licht die
sonne tanzte / wellen wanderten zurück zu ihren
gedanken kammern blitze im garten gärte es
phosphorn räder rückten die

wiese hinauf / in
den kopf die wege zog ich nach spur für spur
ich traf auf den schritt / zwischen den bäumen
der vögel geschrei federnd ansetzen zum
sprung –

weit über meinen kopf hinaus zog ein schatten
zog wolken nach sich / flug nackt durch eine
trommel unter der haut hörte ich es klopfen /
weithin vor mir die wege sich öffneten zu aller
schenkel punkt / ich ging durch den garten und
der garten wuchs über meinen kopf hinaus /
einen schlauch steckte ich durchs fenster laut
hals trommeln atmeten los / haut zog sich
zusammen zungen falteten sich auf und es
brannte / von außen war ich und der garten
hindurchgehn spiegel zum tasten –

 

unserer spiegel
echo / horch / dieses jucken
unter deinem blick

 

„ – mein herz schlägt buckel – “
„ – blätter fielen von mir ab – “
„ – ich öffnete – m i c h – “

 

das auge beschlägt
sich auf jenem spiegel in
dem ich atmete

 

es brannte zwischen
unseren fenstern lief ich
hin und her und schlief

 

ein tropfen quoll auf: etwas das sah glitt über die
wand und suchte

 

an der brücke trat er auf die uhr /
dann beschleunigte der verkehr

 

lange im wind stehn
weg von atem zu atem
flügelschlag endlos

 

eine möve nicht wie die andere endlos
im lidschlag schwellend

 

läufer verloren
die fußspuren in einem
sandigen garten

 

da wo ich bin war
ein bild wo ich war ist ein
bild wo inmitten

 

denk schienen nach rück
wärts zeichnen puls und knoten
schwellen rauschend weiss –

 

„ – wir sind schwebungen – “
„ – weit über gräser hinaus
trug unsre masken – “

 

zwischen den möven
die wörter hoben sich und
davon in der luft

 

lange öffnete
ich meine augen hinter
dem wellenrücken

 

ein auge ging auf
haare senkten sich über
den flimmerrücken

 

dies bild ist rahmen
los es zieht dich ein weg der
rinnt über den stein

 

wolken wandeln in
regen los lassen wandern nach
unerrechenbar

 

ich beugte mich aus
einem fenster und schaute
ins fenster hinein

 

die welle entlang
wo der damm aufhört und das
bild anfängt stehen

Toni Kleinlercher

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aus: ganganbuch 5, 1988

Gedichte

 

8
den reistränen
ball der kinderwangen nicht
das kugelnass vom platz
wischt einen wörterhagel in
die ohren knallt dass
graue wolken diesen dunkelschimmer
fällt ein felsenregen
vor den stein
grauen kinderaugen wie ein
kugelstosser in
den keimfreien himmel
seine siegreiche hand
gestreckt

10
wenn der flusskalte
regen wenn der flusskalte
schnee kristallzacken kriegen
oder spitzt wenn der hagelreis
singt oder singt er fällt
in die landschaft die kugel des
donners ist hart grad
des donners das ist ein gebot
schnee und gefallen dahergefallen ein
schnee nämlich leicht aus den wolken
feder so leicht von der
schüttelmarie aus den betten
geklopft ein verlorenes weisses
kristall gefunden
gegen den braunen hügelstrand und fallen
jeden tag aufs neue der schnee
und wie entstanden und in der folge des
fallens dein wundern was für ein schnee und
deckt das unverständnis zu wie gebaut
liegt das mächtige weiss in
der landschaft zwischen den jahreszeiten manchmal
aber ein dünner versuch wird in das
wechselbad eingetaucht

15
auch den mutverlust den
kopfinhalt auf fast ver
gessenem terrain verlorenen
spazierwegen im dickicht die gedanken
spur noch immer kein entscheidungsträger
tag für tag
ein wiederholungszwang und
vor die hunde
geht der glühdraht in
den kalten gassen ausgefroren in
den menschenvollen u-bahn-zügen
einsamkeit und über beide ohren dass
die kälte nicht den
schrei erstickt
nicht wahrgenommen
niemand
schmilzt ein apfelherz mit
seiner zunge aus
dem starren block

17&18
ein saharagemüt in
dmdarnfstdkensndmdrdim ein
gkgkgkgkgkgkgkdkcinem
ssalökzwahjdqibbäume gleich
adxsltcftacawracr
franzjosefstrasse hinunter
galoppiert

19
an der horizontkante
bald aus der sichtkraft ver
loren kaum
ein schatten
eine ahnung noch so
ein langes hügelmeer-
rollen ferner immer
kleiner eine usurpator-
ahnung desto weiter der
horizontkante
entlang

22
in mandelstams poesiealbum nicht
einen zweig vom
regennassen apfelbaum im
obstgarten die marderschritte einen
holzpflug aus der hosentasche
hängen
für den späten märz der
bauernhoffung auf
dem bauernball die breiten schritte
und den berg
bauerngang nach noten auf
den holzboden drehen wie
ein bergseemann die
bergbauernmatrosen im
viel zu frühen märz die
hoffnung in den taschen keine
bauernpläne in
die obstgartenerde
kreiden

23
in genua vielleicht
ein graues regenwetter graue
schiffe übers graue meer und das
matrosenlied im winterohr dann
könnte schnee dem hafen einen
nordsturm über alpenpässe auf
dem dach der brenner-
eisenbahn
durch alle gassen
wintermützen übers ohr den
sturm &
weisse schiffe übers
weisse meer in
genua

26
um die wintersonnenwende einen kreis
u. um
die kalten tage einen zaun u.
einen schneemann in
den winterkäfig
schneemaulaffen feilhaltend
gesperrt

27
irgendeinpaar zeilen um die ecke in der
via moricone oder muezzine von
der ferne über sieben hügel
mindestens die sturmsirene über
tönt u. lauter wegelagerer
die zogen ihre langen wind
hosen vor staunenden passanten ein
fach aus

30
aus dem landwehrkanal
genausogut die zarentochter oder groß-
fürstin obwohl
zwei jahre dalldorf oder
grad eben weil
das massaker von jekaterinburg
doch überlebt

47
wie ein wolkenflug in
ländern adler-
stolz den beinen in
den abgemähten wiesen
weisse pelze aus-
gelegt in
sonnen schmoren
lerchen in
den grasbüschelnischen kreisen
adler über lang-
gezogne furchen wie
die schneeberittenen so
wie ein wolkenflug

54
rundheraus das hinkelding der
domspatz scheisst vom dach genau
auf deine hochgestockte scraper
stirn gewischt &
einmal um die welt in
44 dichtungen die priessnitz-kugel ab
gerollt so wie ein kleidungsstück vom
roten kater seinen langen
haarverwurzelungen so
wie das einmal ist

Ilse Kilic / Fritz Widhalm


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aus: gedichte (9), 1989

Kleine schmutzige Welt des Denkens

 

VORWORT
_______
_______
fassen wir
nehmen wir
ein bild des denkens

wie ein bild sei
wie eine brille sei
wie eine bedeutung sei

deshalb ist es so wichtig
deshalb ist es so umgekehrt
deshalb ist es so prinzipiell

seit beginn zum widerspruch gewendet
seit beginn zum unterschied gewendet
seit beginn zum verfahren gewendet

kleine schmutzige welt des denkens
___________________________
___________________________
KLEINE SCHMUTZIGE WELT DES DENKENS

 


 

1
anfangen

anfangen
!
im rufzeichen
glibberigten jetzt
die höchstpersönlichkeiten
gleichmütlich

es mühsamt nur scheiss zu uns umständ

die
schönheit
ist jeher
genierter
!!
der schlitter

der schlitter

 


 

2
wägt
zeichensetzt
!
schritt

und keinerlei versucht

hemden : westen
als verbrauchtheit

wägt
wort zu bruch

drehmühle

anfangsbraus

 


 

3
verrostig
könn ich respektable
ausgespritzt anfangsbauch schlauch

die schlitterschlangen gewöhnen

er hält
die worten in der rechten
!
starke worten
!!
und flicht
entgegen dem zeitvertreib

satzt

schreit

den weglang ein rostrot frauenschuh

         d
aben endstillt kopfein kopfaus

 


 

4
abfallbehälter
apfelschale

dermassen unruh

unterwegs
grad hellwacht

zeitverfluch
zeitverlor
einsicht
nur rehabilit und interpretat

kopfwo und kopfwie
das rufzeichen
!
schlitt

schrammschneiden

schrammhaupten

schrammstorben

kacke gespielt

 


 

5
aber
der gegend wegen
!
wegeswut

abwagschale : schaltschmack : schlund

beschlackt

verwortet rot

sperrt alle geigen ein : gelingendes
schmaucht wütig

im wärter
hängt der himmel himmel blau

 


 

6
reizaugen

reizbeinen

!!

grauen und schweren beileiben

der reiz
des spätsommerlichen blauhimmels

viertelstunden
schrammschlacht

 


 

7
entgegen
der wegt zu schlamm
als zurück
unempfundner fühligkeit

entfühlen : entfinden

in abwärts getückt

stillschwammt abfallgelüst den bergauf

bergrinne gletschert

denken
!
denkt sich als gaertnerin

         e
schw rer rucksack abendland : kling
liedlein fein an die tür
(herzen)

Bodo Hell

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aus: ganganbuch 3, 1986

Almtagebuch

Montag, 5. August (Maria Schnee)

6°C, Morgenhimmel blank, gebe dem verletzten fünften Brandl-Kalb zum letztenmal Wasser, es hat sich den rechten hinteren Fuß gebrochen und liegt in einer Grube unterm Groipnwandl, es kommt noch auf, kann auf den drei gesunden Beinen stehen und etwas grasen, würde bis zum Herbst (Abtrieb) durchkommen, wenn auch abmagern, man müßte den Naturheiler Brandenberger verständigen, er geht gern auf die Almen, würde das Bein mit Kartonstreifen schienen, ein Pflaster mit seinen Salben auflegen und fest verbinden, wenn ein Hinterbein gebrochen ist, kann das Kalb gut aufstehen und sich niederlegen, vorne wäre es ungünstiger, Kälber unter einem Jahr sind nicht versichert (Absturz/Blitzschlag), Gerhard, Karl, Rössing Hias und Peter kommen mit Kraxen und großen Rucksäcken herauf, Hias holt mit der Axt aus und schlägt dem Kalb auf die Stirnplatte, sticht es in den Hals und läßt das Blut ausrinnen, der Kadaver wird aus der Sonne in den Schatten gezogen, die Fliegen stürzen sich auf die Blutlache, fachmännisches Aus-der-Decke-Schlagen und Zerlegen, erster Schnitt ins Fell beim hinteren Bein, dann Kopf ab, der Schlund wird mit einer Schnur abgebunden, damit der Dreck nicht austritt, dann Hals aufgeschnitten, zum Hintern durch, Lunge, Herz, Leber, Magen, Därme heraus, abgelöste Decke an den Rändern eingeschlagen und auf einen kleinen Polster zusammengelegt, der feinsäuberlich und farbenfroh (Fleckenkaiberl) im Wiesengrün liegt, Kopf, Innereien und abgeschlagene Haxen werden auf einem schrägen Schotterfeld eingesteint (dort wo das Vieh nicht grast), wenn die Körperhöhlung leer ist, wird der Schlachtkörper mit der Hacke in zwei Teile zerlegt, das Rückrat entlang, Kalbsfell hat jetzt wieder besseren Preis, aber nur Totgeburten sind haarfest, Handtücher zum Blutabtrocknen und Fliegenabwehren, die vier Viertel werden in saubere Plastiksäcke verpackt und mit den Kraxen abtransportiert, Karl, dem Akademiker, wird die schwerste Last zugeteilt
die Hauskreuzotter ist wieder da, Adi und Willi kommen nachmittags, angeblich ist eine Kalbin über den untersten Zaun beim ‚Feldl‘ hinunter, ich finde die Gruppe vollzählig bei den Hütten vor, gebe Salz, das alte Gsölln-Ehepaar ist da, der Bauer pflückt kleinblütiges Weidenröslein, das zwischen dem Fois herauswächst (Tee gegen Männerleiden), eine Föhnwalze steht über den Schladminger Tauern, auf dem Stoderzinken ist ein Startgerüst für Drachenflieger errichtet worden, der Bundesheerhubschrauber hätte das Kalb nicht als lebendes ausgeflogen, sondern nur als Kadaver (Gefahr für Trinkwasser), die jungen Häher zirpen aus den Zirben, üben das Melden, Kopf an der Tür angeschlagen

Dienstag, 6. August

6°C, Regen, Gewitter im Dauerregen, bei jedem neuen Guß wird es auch untertags sehr dunkel, 7. bis 10. August ist die beste Sprengzeit für Rehböcke, also auch für die Jagd auf sie, 6+3 Rössinger zum Weiß Wandl getrieben, die 3 Landl-Kaiberl sind ins Klammel hinaufgegangen, das Peternkalb mit dem rechten Augenfleck ist stierig, Adi und Wili gehen bei stömendem Regen ab, das Vieh, das einen weniger oft sieht (z. B. die 8 Blasbichler weit hinten in den „Suin“), führt ein geheimes Leben, kaum heizt man ein, sind die Stubenfliegen wieder aufgewacht, die Geißen sausen schnell einmal durch den strömenden Regen vom Stall zur Hüttentür, meckern erbärmlich und ziehen wieder ab, die beiden Hühner girren und picken mit dem Schnabel an die Türschwelle, Treiben von schweren Kalbinnen bei Regenwetter gefährlich (Gelände weich, Gras rutschig), „Gwahen“ = Regenfahnen, „Zaschen“ = Zirren, Zirruswolken, Robert hat mit Recht ein großes Gestänge vor der Hütte zum Trocknen der klatschnassen Wetterflecke errichtet, früher sind die Kälber zum Großfrauentag (15. August) ins Tal gebracht worden, der Wettlauf der Jäger um die Böcke hat eingesetzt, es hat nur mehr 4 °, um 6 Uhr abends ist es den Geißen zu dumm und sie gehen trotz strömenden Regens grasen, Wespennest unterm Dach, nachts Summen, die Geißen schlüpfen immer an derselben Stelle unterm Zaun durch: wo sie sich am wenigsten bücken müssen, nasser Lodenmantel riecht nach Schaf, Körperpflege vernachlässigt

Mittwoch, 7. August

2°C, Schneefall, weiß, aber nur bodenbedeckt, es schneit untertags weiter, 6 Friener kommen vom Scharschtl aufs Hüttfeld, ziehen unruhig herum, auch die anderen Kälber, sie suchen um die Hütten nach Foisblättern, die aus dem Schnee hervor schauen, im Innenraum ist es heller als sonst, Schnee rutscht platschend vom Dach, man hört bei Schnee die Viehglocken schlecht, Seidl-Kalbin 086 stierig, Kielhäusl Schafe (die Glocke hat zwei rote Ohrmarken) kommen aufs Hüttfeld, ein Möslehn-Widder ist dabei, die Hydroloin sitzt unten im Hartweger-Hütterl und entnimmt aus 6 Quellen 3x täglich Wasserproben, sie werden ins Labor nach Wien geschickt, es schneit und regnet den ganzen Tag, wilde Wasserbäche den Seegraben hinunter, am Grieshüttl hat sich eine große Lacke in der Wiese gebildet, die Kälber stehen unter Bäumen auf schneefreien Stellen, bucklig, frierend, wiederkäuend; die drei kleinen Forcher und die Pferde unauffindbar, in den Tälern Überschwemmungen, bei Taxenbach ist die Westbahn unterbrochen, sagt Robert, der Teekessel singt seinen melismatisch-meditativen Gesang, man muß ihn nach einiger Zeit vom Herd nehmen, damit wieder Ruhe eintritt, Else Wulff sagt mir ein Rezept für Schlehenschnaps an, er heißt ‚Schlehenfeuer‘

Anselm Glück

Best of Gangan [in Print]
aus: ganganbuch 4, 1987

(zwei ausländer im inland)

2 tierstücke

1: vorspann
oder als immer die gleiche zustandsbewegung die sagen wir zum beispiel in mir da dahinbesteht und zwar als laufen in einem sagen wir kreis in dem sie selbstverschlungen vor sich her- und hinter sich dreinzentrifugiert und aber nie von wirklich weit her (jedenfalls nie weiter als hier immer direkt von mir) obwohl es gar nicht so unwahrscheinlich erscheint dass ich darin (also in dem kreislauf) bloß eine zufällige schwachstelle bin oder so eine art lochung aus der es die immer wieder und immer noch selben andeutungen träufelt die eine bloßgestellte aufmerksamkeit ohne weiteres und mit dem traditionellen kunstanspruch durch das alfabetische buchstabengatter bricht und als redensart hier aufs papier formuliert wo deine echten augen echte beschäftigung daran finden weil sie haben sonst im moment scheints gar nix gscheiteres hier zu tun: und also nennt man es lesen und fällts also unter die abteilung literatur was in jedem fall sowieso witz genug ist

2: tierstück
schmetterlinge sind lebendig und froh. sie haben der tierwelt anregung abgelegt. bevor sie geschlechtsreif werden gehören die schmetterlinge dem ei. im falter dauert die verpuppung acht tage. langsam wird die haut schrumpelig. sie beginnt am kopf zu platzen. eine weichliche masse beginnt am körper ihre bewegungen

das tier hat in der mitte einen körper

und nach acht tagen wird es dunkler und im innern zu erkennen und auf der einen seite schlüpft dann der falter zum flug. plötzlich wiegt sich seine übersäte schönheit

die schmetterlinge beginnen ihr leben bald. zuerst variiert die oberfläche. vertikale rippen legen an der futterpflanze an. die futterpflanzen suchen raupen jeder gattung. im flug fallen schmetterlinge in großen massen zu mehreren mustern. ein weibchen kann während seines lebens den winter überdauern. bei den meisten arten wird die eierschale durchlaufen. die raupen schlüpfen in ein versteck und überstehen das wachstum verschiedener körper. wenn der druck zunimmt wird der vorgang häutung genannt. bei den meisten ist der kopf verschmolzen. (die köpfe scheinen vom übrigen körper getrennt). viele besitzen drüsen welche feinde anlocken. am kopf finden sich die augen die wichtigsten bestandteile. die wichtigsten teile sind die kiefer. die beinpaare werden benutzt und unterstützen so die fortbewegung. ein offenes gefäß dient als herz. die haut auf der unterseite atmet. die geschlechtsorgane beginnen ihre anlagen zu erkennen. einige raupen sind grün und besitzen innereien. andere sind kräftiger. viele besitzen anpassungen

in die störung geschwenkt scheinen raupen angegriffen zu werden. sie rollen sich zusammen und verharren. lediglich zur nachtzeit zeigen schutzfärbungen wie sie aussehen. bei einigen raupen ändern sich die flecken

mit dem kopf nach unten hängende puppen winden sich in gespinstpolster ein. im ei wächst die nahrungsaufnahme heran. sie schlüpft je nach temperatur. die längste zeit sind alle lebensfunktionen herabgemindert

die entwicklung erfolgt in völliger abgeschlossenheit. der einzige kontakt besteht durch die atemöffnungen. weder nahrung wird aufgenommen noch kot abgegeben. erst beim schlüpfen wird kot in jeder menge abgesetzt. wenn die entwicklung abgeschlossen ist reißt der kopf die körperabschnitte heraus. schließlich zieht der hinterleib die zerknitterten flügel

sogar auf den augen finden sich haare. zwischen den augen steht eine fühlerkeule. zahlreiche borsten werden entrollt. zwischen dem netzwerk der augen erfolgt durch kontraktion farbe. die wellenlängen des lichts werden gebildet. eine färbung ergibt sich entweder von selbst oder dünne schichten verändern ihre form und lassen so farben entstehen. zu diesen strukturfarben gehören die meisten. weiße töne können ein effekt sein. abstufungen von glanzlichtern tun wirkung wenn licht fällt. gerade die kombination führt zur vielfalt in der umgebung. in der umgebung von mustern leuchten linien. es ist erstaunlich wie einfach alles strahlt. die larve richtet sich dann auf und schwingt ihr aussehen hin und her. das letzte stadium beginnt die volle größe. hat sie sich verfärbt beginnt etwas zu schrumpfen. während der entwicklung variieren sie sich

auf dem höhepunkt fliegen die meisten durch bestimmte bewegungsabläufe. einige lassen sich nieder und wandern im kreis umher. werden sie gestört fliegen sie auf. nach dem angriff lernen sie wie man in sicherheit rasten kann. die köpfe nach außen gerichtet senken sie ihre flügel. viele haben muster

ein empfindliches objekt verschmilzt mit der kontur

und die zeit benötigt die ereignisse und unter dem einfluß eines blutdrucks werden adern bepumpt. ein vorgang der dauert

3: tierstück
der gorilla wiegt sich von einem bein auf das andere. sein gebrüll sucht den jäger. wenn er auf reichweite heran ist soll in die brust geschossen werden. der beobachtete gorilla ist zwei meter groß. seine riesigen arme enden in eine hand und auch der fuß zeigt dass er zum greifen geschickt ist. der gorilla hat einen vollbart. stets wird der männliche gorilla von einigen weibchen begleitet. er sieht sehr gut und hört noch besser. merkt er keine gefahr so setzt er sich und die weibchen bringen ihm früchte. wittert er aber etwas so gibt er das zeichen zur flucht und wendet sich gegen den feind. hat er den feind erreicht bemüht er sich ihm den brustkasten einzudrücken. sieht er jedoch dass der gegner stärker ist versteckt er sich im gebüsch. der gorilla nächtigt dort wo er sich bei einbruch der dunkelheit gerade befindet. über das seelenleben des gorillas wissen wir wenig. man sieht ihm aber sofort an dass er den verlust der freiheit nur schwer verschmerzt. wenn er besonders vergnügt ist klatscht er in die hände und dreht sich im kreis. strafen gegenüber ist er empfindlich

der lebende schimpanse hält sich auf bäumen auf. er lebt in familien wandert viel und baut nester. ist der schimpanse erregt gibt er laute von sich. auch lacht er aus vollem hals namentlich wenn man ihn kitzelt. weinende affen hat schon alexander von humboldt beschrieben

der orang-utan wird groß. gewöhnlich leben die männchen allein. die weibchen dagegen sieht man meist in gesellschaft. die mutter trägt das junge. der hunger scheint sie zu bewegungen zu veranlassen. wenn der orang-utan sitzt hält er sich mit den händen an den zweigen über ihm fest. kurz vor anbruch der dunkelheit geht der orang-utan aufrecht. dann legt er sich auf die seite. auch in gefangenschaft sind orang-utans gehalten worden

die gibbons erreichen rasch ihre größe und das auffälligste dabei sind die arme. die augen wirken. die gibbons leben in familienbeständen und sind geschickt. wenn sich ein gibbon erhebt wird er durch das gleichgewicht genötigt und stößt einen schrei aus

die meerkatzen sind nicht ruhig. ihre sorge ist groß. bricht ein ast so fassen sie einen zweiten hält dieser auch nicht tuts ein dritter und greift die hand fehl muß der schwanz einspringen. jedes tier folgt immer genau dem weg seines vorgängers. der zugführer verlangt unbedingten gehorsam. kein weibchen darf sich einer albernen liebschaft hingeben. erst abends kommt die herde zur ruh. sie muß schlimme erfahrungen gemacht haben. zur römischen kaiserzeit war es mode mit affen spazierenzugehen

der jäger sieht alles. die tiere versuchen zur besinnung zu kommen jedoch beim anrücken der jäger steigert sich ihre angst. alsbald fesselt man die gefangenen. der fang der paviane hat zwar auch komische seiten nicht selten aber verwandelt sich der schauplatz des pavianfangs in ein schlachtfeld. der häufigste pavian ist ziemlich gleichmäßig gefärbt. der scheußliche mandrill erscheint in seiner färbung wie ein schlechter witz. am tag durchstreift der pavian den busch um seiner nahrung nachzugehen. auf schritt und tritt folgt ihm der leopard. nur unter aufsicht fühlt sich die herde wohl. aber plötzlich ändert sich das bild. die wachhaltenden plumpsen herab und stürzen von dannen. auch paviane sind geschöpfe und leben mit vorliebe. immer wieder läßt sich ihr aufschrei vernehmen

der brüllaffe sucht zunächst das nahrungsbedürfnis zu befriedigen. bald beginnt er brülltöne auszustoßen. man hört förmlich wie die zwischenpausen leiser werden und in jedem augenblick ergreift eine stimme die ihres vorgängers. der brüllaffe ist zur unterordnung der breinasen zusammengefaßt. nur im äußersten notfall läßt er sich auf die erde herab. ohne seinen schwanz könnte er gar nicht leben. was ihn veranlaßt ist schwer zu sagen aber auch er ist ein tier und sein pelz ist gefärbt. er ist sehr träge und verändert den ausdruck auch beim brüllen nicht. zu tode getroffene brüllaffen hängen als lärmende tiere an einem ast. die anderen suchen eiligst blätter die sie in die wunden stopfen

die lemuren sind nachttiere und haben pupillen. der intelligente kopf zeigt augen und ohren. sie verbringen den tag mit schlafen. in kleinen scharen schwingen sie sich reizvoll inmitten ihres wohlschmeckenden fleisches. in der gefangenschaft gewöhnen sie sich auch an ein tagleben. sind sie sich selbst überlassen schreien sie. im winter halten sie sich in der nähe des kamins auf

4: nachsatz
wir sind dankbar dass das zwanzigste jahrhundert geschehen ist weil heute sehen wir die politiker lächeln. aber der erste weltkrieg war furchtbar. erst die nukleare rüstung beruhigte die welt. sie bedroht die ezistenz der internationalen militärischen auseinandersetzung. kampfraketen beginnen die erhaltung des weltfriedens auszuweiten und die staatsmänner wissen wie bedrängte völker geführt werden

(ja und der nichteingeweihte glaubt dann glatt an ein bravsein und weil er so schön brav überall mitmachen tut gibt man ihm auch fast immer mehr oder weniger was zum fressen und wenn die domglocken läut oder der zapfenstreich ruft na hupft er prompt als depp auf und tut was er weiß dass man von ihm erwartet)

Petra Ganglbauer

Best of Gangan [in Print] 
aus: gedichte (5), 1987

6 Gedichte

 

Allenfalls ein kühnes knistern
vom wortfall vom sammeln.
(Das denken ist ein auflesen
von gefügen)

 


 

Wind oder einfach fassungslos
über dem land: Ein ausatmen
ohne gestalt.

 


 

Habe gründe meine abgrenzungen (mich)
vielfach zu wiederholen. (Sein)
im noch einmaligen überschießen. (Sprache)

 


 

Frühes (allzu) bewirken
(obwohl erst zögernd).
Frühes einziehen
der ebene zwischen den fingern.
So zeichnen wir unser (un)
vermögen.

 


 

Ich (brechung mit allem zurücktreten
quere hoffnung)
räume die furcht
vor meiner abwende: Du.

 


 

Das tragen (in kleinen schritten)
von tag zu tag.
(Die methoden seien des himmels)
Das lächerlich lange schreien
durch die stadtbahn.
Bis man wieder hört.
(Und man hört wieder)

Erwin Einzinger

Best of Gangan [in Print]
aus: ganganbuch 3, 1986

3 Gedichte

Wassermusik

Regen über den Fischgärten. Und immer wie=
Der atmet irgendwo jemand auf. Ich muß jetzt
Gehen. Schon halb abwesend schneide ich die
Marzipanrose auseinander, lege die Hand noch
Kurz auf den Tisch. Was kann ich dafür, wenn

Jetzt das ganze den Eindruck einer Übung
Macht! Also: Falls es sich ausgeht, erbitte
Ich noch einen allerletzten Schuß Fliegen=
Schnaps, aber dann muß ich wirklich gehen. Biß=
Chen verkühlt, ja.

 


 

Nach dem Fieber

Die Hosenenden steckten in den
Socken, leise ging ich an den Dingen
Vorbei, als wären es Pranken oder

Härtere Sonnen, niemanden konnte
Das stören. Hätte mein Magen explodieren
Sollen ? Am Anfang des Nachmittags war

Ein Tier in den Teich gefallen & ich
War dankbar für jeden Witz, den man mir
Ersparte. In den Gärten ringsum höl=

Zerne T-Stangen unter den fruchtschweren
Ästen wie riesige Nägel, schräg in
Die Erde geschlagen, der Horizont ge=

Spannt wie ein Wadl. Und ? Das Fieber
Ist fort, ich selbst bin noch da.
Fürs erste reicht das.

 


 

Was bisher geschah

Der fellüberzogene Fahrradsitz fiel in
Vergessenheit, hielt jedoch weiter mühelos
Seine Form, die nun niemandem mehr nützen
Sollte. Laufschuhe landeten in einer Müll=

Tonne neben einer Blechschiene mit dunkel
Verkrusteten Blutflecken. Nachts : das Flackern
Der Zigarettenautomatenbeleuchtung, wuchtige
Schnitten der Straßenwelt. Das Unmögliche

Mußte auf die Seite, haute sich über die
Häuser, die voll waren vom Samstagabend=
Familienprogramm. Ein auf einem Balkon ver=
Gessener Teller verschneit & nur mehr als

Leichte Erhebung erkennbar, schräg darunter der
Eingang zu einer kleinen Gastwirtschaft, aus
Der ein paar Takte aus dem Königsmarsch wehten.
Monate später nagelte ein Kind unreife Birnen

An eine hölzerne Gartentür ganz in der Nähe
& wiedergab es im Radio Musik, zu der jemand
Wiederholt & deutlich das Wort Nashornzehen
Murmelte, kein Hörfehler! Gilt es also

Abschied zu nehmen von der Vorstellung einer
Sauberen zeitlichen Aufeinanderfolge, die
Klare, ermutigende Schritte ergibt? Das Was=
Ser, in dem die Frösche gelaicht hatten, schien

In der Aprilkälte zu kochen. Oder es war
Schon wieder August oder Dezember & die Schatten
Sprangen mit wie Affen im Rock & Roll. All dies
& mehr.

Franz Josef Czernin

Best of Gangan [in Print]
aus: ganganbuch 3, 1986

5 Gedichte

tigerpapier

—> aus den trümmern allen schäumens
solcher gischt von fetzen
hebt sich der löwe des bedeutens,
schüttelt seine mähne
-pflanzen, wörter, glück- und
heiter, mit der ganzen pracht der angst,
mit der wucht der wut,
brüllt er, schifft und vögelt
(möve seines besten stücks),
zerknüllt sich funkelnd so in jeder beute,
speit auch schön, was gutes er hier tut,
schneidet schliesslich
-lamm des eigenen begreifens- sich
in streifen und zerspringt
mit diesem satz nach allen seiten: —>

 


 

ohne titel

—> steht, dazwischen, auf der schwelle,
steht auf keinem bein;
tür auf tür ist im begriffe
zuzufallen, woge über welle;
das fällt aber nicht,
-macht die angel (ohne stelle),
zählt die schiffe
oder schifft die zahl,
dreht sogar das drehn einmal,
wie ein tor (um sich zu reimen)
dies durch alle meere bricht:
„das bleibt ganz allein, —>

 


 

du-wort (angetragen)

in der stärke dieser handgefühle
einem insgesamten weichen wir
(also teilen wir die brote aus),
einem ringsbenannten reichen wir
(also holen wir die bäcker ein)
seine werke:
hund und katz,
schmutz und satz;
denn an beraumten kragen
knüpfen wir des esels schwanz
und das heisst: des schädels sack:

-vorrat weiter unsren horizont zu kauen.

 


 

batzen

sich so völlig abzuschlachten,
wie die wunde durch den schmerz zu schleifen,
heisst, mit fleisch und blut umnachtet,
seinen schädel durch den kopf zu greifen,
wie auch das maul im mund zu fressen,
meine, schrecklich hochgeschaukelt,
sich so mächtig auszuquetschen,
dass mit sich selbst sich anzufletschen,
meint sich schmerzlich aufzukratzen
und kräftig durch und durchgefunkelt,
die hände in den tatzen fassend,
heisse sich ängstlich überlauert,
-sage sich schlechthin aufgestachelt,
dies hier gänzlich abzuklatschen:

ach weiche wut der eigenheit
sich jetzt um und umgemunkelt
zu vermessen
als des eignen löwen engelspracht und selbst,
des eignen geistes vögelmacht und held.

 


(f)laute

von der weite bis zur leere ausgespannt
klatscht, so leer, die lehre ihre botschaft ab,
um so mehr das hohe meer
in die hohle see fliesst:
ach, um ein haar die feder
für ein haar zu halten
(so lange wie vom selben bis zum gleichen),
teilt die mitte sich
der flut, der flucht der ränder,
um sich damit, wiederhallend, mitzuteilen:

das, was, hergeschifft, so ein boot schafft,
fischt nicht nur
(jeder laut aus lauten ist),
was von dem schwanken der lehren
in die leere des wankens schaukelt,
sondern sei auch von der see der lehre des schaukelns
in das wanken des meeres der leere geschwankt;
denn beinahe fast, um ein haar wäre das
um so mehr die pause, die,
sich ausposaunend,
die stille paust durch solche ruhe:

von der ferne bis zur leere, so genannt,
tratscht so sehr die botschaft ihre weite ab,
winkt die schwinge auf die flügel
(manch töne sind aus ton),
dass die schiffe, ausgebootet, wiederholen,
wie das selbe solcher haare fast
das gleiche aller federn fasst:
ja die nachricht richtet sich
nach der flucht des flutens, ohne ränder:
wie das den trank ersäuft!
-durch alle löcher fliessen alle lücken ab
den wiederhall so wiedergebend:
„ich bin die fremde, deutend,
dass sie deutet, dass sie deutet.“