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Dimitra Charamandas
ist eine visuelle Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Athen, Solothurn und dazwischen.
charamandas.com
International Literary Magazine – The Future
Dimitra Charamandas
ist eine visuelle Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Athen, Solothurn und dazwischen.
charamandas.com
Significat escapade
Clam profugit
Zuwendung
Das Hotel Belarus war ein dreiundzwanzig Stockwerke hoher Betonklotz, in welchem er im riesigen Frühstücksraum, der sich im letzten Stock des Gebäudes befand und dessen Außenwände verglast waren, viel Mayonnaisesalat mit Algen, fein gehackte rote Rüben, außerdem zwei Spiegeleier, einiges an getoastetem Weißbrot mit Butter und eine Literflasche ziemlich salzhaltigen Mineralwassers zu sich genommen hatte.
Die Gefährten
Ein Foto, das uns alle zeigt: Izzy. Pauline. Irma. FJ. Dora. Und Alex.
Izzy. Kurze Pfeife. Marke Rico Castelli Shorty II #6. Weißes Hemd über der Hose. Silberkette. So ein Hip Hop Ding. Lange schwarze Haare unter einer Mütze.
Tabak Poul Winslow Harlekin.
Vanille, Limonen Gerüche.
Lachte.
Und weiter?
Es war Winter.
Selbstdarsteller
Erfahrungen bodenlos.
(Geisterbewegung)
„Wir sind wild entschlossen, in den Umfragen vorne zu liegen.“
Kürzestgeschichte
Da, gegen Abend, schleppen gestandene Manager bei einem Outdoor-Training zentnerschwere Felsbrocken, fassen sich abgebrühte Betriebsleute an ihre Muskeln, und dann bestellt sie einen gemischten Salat und erzählt von ihrer Schulzeit, als die Jungs hingerissen kreischten, während sie an ihnen vorbeitänzelte. Sie lacht laut, und es klingt, als würde jemand eine vereiste Autoscheibe freikratzen. Heutzutage ist es einfach wahnsinnig schwierig, alt zu werden, sagt sie, und selbst in der Umarmung der Männer bleibt sie unberührbar, Ikone einer kalten, irrealen Lust. Sie lächelt freundlich und einige Passanten falten die Hände.
Aus meinem Leben
Wie ruhig es am Abend ist im Haus. Ganz still. Viele der Männer, die früher um diese Zeit noch nachhause gekommen sind, sind bereits tot. Im mittleren Eingang leben nur noch die Frauen. Die Männer sind schon weggestorben. Hin und wieder geht eine Tür auf. Schritte im Stiegenhaus. Nur die Stille, die um das Haus läuft. Der Wind. Der Geruch der Nacht. Und die Dunkelheit.
Gelegenheitsdarsteller
Matt Stonie, dreiundzwanzigjähriger amtierender Weltmeister im Hotdog-Essen, verdrückte bei der Nathan’s Famous Hotdog Eating Championship im Jahre zweitausendundfünfzehn vor vierzigtausend Zusehern in zehn Minuten zweiundsechzig Hotdogs.
Aufgeschnappt
Ich habe ja nix verbrochen. Gar nix. Meine Zeit ist abgelaufen. Es taugt mir nimmer mehr. Die Knochen tun weh. Und wenn dir alles weh tut, hast du auch keinen Löffel mehr weiterzuleben. Ich habe Geist auch keinen mehr dazu. Nur das eine wünsch’ ich mir: Bald sterben. Aber das lässt sich nicht anschaffen. Da kannst nix machen. Man kann nur warten, bis der Herrgott kommt und sagt: So, Mizzi, jetzt gemma. Als Junger musst du arbeiten, bis du zu etwas kommst, und als alter Mensch bist du dann krank und fertig. Und für was das Ganze? Hat mich gefreut, dass ihr gekommen seid, wirklich. Bleibt’s schön gesund alle miteinander.
Sie trägt eine rote kurzärmelige Weste. Sie ist eine kleine Frau mit zerzaustem Haar. Sie ist fast hundert Jahre alt.
Die Gefährten
Am elften September zweitausendundfünfzehn, kurz vor zwei Uhr morgens, wurde ein alter silbergrauer Citroën im oberösterreichischen Bad Leonfelden im Bereich eines Kreisverkehrs auf der Ausgangsstraße nach Tschechien geblitzt. Die beiden Insassen – beste und unzertrennliche Freunde von Kindheit an, von denen es heißt, sie seien stets fleißig und freundlich gewesen, ohne große Träume und Ziele, hätten gerne an kaputten Autos herumgeschraubt, Bier getrunken und ferngesehen, und wären nur selten in die Landeshauptstadt gefahren, niemals ans Meer, niemals ins Ausland, weil sie das Fremde nicht mochten – wurden danach nie mehr gesehen. Ein Zeuge behauptete, das Fahrzeug um vier Uhr in der Früh auf dem Hauptplatz der Grenzstadt Vyšší Brod gesehen zu haben. Suchaktionen in Discos, Bars, Freudenhäusern, in Wäldern, im Moldaustausee und auf Seitenstraßen blieben ergebnislos.
Ich
Aus der Mitte der Larve
Ragt eine spitze Vogelnase
Durch die Gassen
Das Klingen der Schellen
So zogen sie in den Schnee
Furchen vor jedem Hof
Und säten Rübensamen
Aus Sägespänen und Sand
Ich
Bin zu müde, um ins Bild zu kommen.
Wohne auch nicht mehr zusammen.
Variationen
Ein Buch voller Nebendarsteller schreiben, die alle ihr Schicksal herausfordern und damit zu Hauptdarstellern werden, wenn sie die ihnen dargebotene Möglichkeit behaupten, um damit im großen Geflecht von Ursache und Wirkung einmal kurz aufzublitzen, am Firmament ihrer und unserer Wahrnehmung, darauf hinweisend, dass tatsächlich alles mit allem zusammenhängt und dass diese von unserer Wahrnehmung begehbaren Ausschnitte stets nur begrenzte Konstrukte sind.
Mein wahres Gesicht
Buttererdäpfel mit Salz.
Selbstdarsteller
Wer nicht mehr wiedergeboren werden will, der hebe die Hand.
enteignung ansprechen
fingerfertige gefälligkeit
mißstrauen in
offener schale
voreiligkeit verbissenheit
auszugsweise trägheit
ein sieb im abschlag
strohsterne ohne hände
Der Forscher drückt den Arm der Forscherin, um etwas zum Ausdruck zu bringen. Schilfgestecke fahren vorbei, beschleunigen beschaulich, kunstvoll arrangiert mit Möwen. Manchmal fährt ein Wind in ihre Federn. Pusten klänge weniger elegant aber zupackender. Die Forscher können sich nicht erinnern, wann sie sich zuletzt mit ihrer Sprache befasst haben. Zu viel ist geschehen. Einem Erdrutsch gleich haben sich die Verhältnisse um sie herum verändert, von langer Hand geplant. In den öffentlichen Verkehrsmitteln und sogenannten Fahrgastunterständen ist nun auch das Lesen und Schreiben untersagt. Es gilt als „unappetitlich“. Die Forscherin, seit früher Jugend gewohnt, lesend und notierend durch die Großstadt befördert zu werden, greift nervös in die Rückenlehne aus Bakelit.
reiner sprachgebrauch dämmert stillgelegt
ausdauer mit systematik entleert eine taktik
mit frischer stimme allem entsagen
Anscheinend ist alles aus den Bäumen geschüttelt. Sie sind leer. Eine Regenwand steht. Das Glitzern ist vorbei. Man lässt es schleifen. Auch häufen sich Verpflichtungen. Ein Vorhaben zu erläutern. Seine Vorbereitung erfolgt in Form winziger Einheiten die mit dem Wind davongetragen werden.
Diktaphon: was tritt in erscheinung? was habt ihr vor?
Die Forscher erhalten ein Briefkuvert mit Sichtfenster und ohne Absender. Ein handgeschriebener Vermerk warnt: „Vorsicht zerbrechliches Liefergut.“ Sie erbrechen den Brief und finden die zu Bröseln zerdrückten Überreste leerer Eierschalen vor. „Preis“ ist darauf zu entziffern. Man weiß es wieder nicht. Nichts weiß man. Leicht ratlos greift die Forscherin zum Stift: „Wer keinen Bart hat, sollte keinen abschneiden. Vielleicht ungewöhnlich für eine Preisverleihung möchte ich aus gegebenem Anlass noch etwas einräumen, vielmehr mit etwas aufräumen um endlich etwas aufzugeben. Die Wohnungsnot ist keine, nur eine grassierende Wohnraumumverteilung zugunsten der Üblichen in üblen Zeiten. Die Kleine Wohnung, namentlich 1-Raumwohnung ist eine aussterbende Grösse, die unter Denkmalschutz gestellt gehört, da ich ihr mein Schaffen verdanke. Sollten Sie also bezahlbaren Wohnraum haben, zögern sie nicht, an uns heranzutreten, denn wir haben nicht nur uns selbst, sondern gleich 5 weitere unserer Art an der Hand, die Wohnraum in dieser Stadt nicht mehr bezahlen können und daher nomadisierend sich in der Weltgeschichte herumschreiben, kurz: dies ist ein Plädoyer für die kleine Wohnung, auf die unter dem Vorwand der Wohnraumverbesserung seit geraumer Zeit ein langanhaltender Anschlag erfolgt, wiewohl auf deren BewohnerInnen, die diesbezüglich in der öffentlichen Wahrnehmung leicht unter den Tisch fallen, so, wie vermutlich das vorliegende Schreiben. Betrachten sie es somit als gegenstandslos…“
zeit ist ein muskel
sein stichwort lautet „stets“
erstickt hinterrücks
bodenpersonal
erwischt in
der ausschweifung
„ohne einen glaspalast ist das leben eine last“, sinniert der forscher. an jeder ecke mit leerstand spielen sich ihre phantasien hoch. die forscherin würde alles notieren, soweit es in ihren kräften steht. vorläufig lässt sie nur anschreiben. im ganzen ein wartender finger, der auf den tisch trommelt. der gestank kommt nicht aus der umgebung, er steckt in der nase. sie stinkt in sich. verschluckt alles aus not.
gras beschönigt spinte
freigehalten von bückware
unterste schublade
von geiz bestimmt
Die Forscher sind glücklich, wenn sie etwas hinter sich her ziehen oder schleifen können. Während der Forscher mit der Säge Äste zerteilt und den Bau sorgsam aufstockt, durchstreift die Forscherin den Schilfgürtel, sichtet abgebrochenes Geäst, zieht es aus Überwucherungen heraus zur Burg und läuft dann hinaus in die von Maulwürfen durchpflügte Wiese, um kniend mit beiden Händen einen ganzen Erdhaufen auf einmal in den Eimer, der zwischen ihren Beinen klemmt zu schieben. Die Forscher benutzen für ihre Gänge die eingetretenen Wechsel, die sie damit vertiefen. Viele Eimer schwarzer fetter Erde sind so nun schon auf dem Bau gelandet und haben ihn an entscheidender Stelle verstärkt und befestigt gegen anzunehmende Hochwasserflutwellen im Frühjahr. Die Tiere haben ihrerseits des Nachts die Bautätigkeit der Forscher mit einem Pfotenabdruck aus schwarzem Schlamm besiegelt. Nie war die Rede davon gewesen, den Tieren ins Handwerk pfuschen zu wollen. Alles geschah mehr oder weniger instinktiv, beinahe wie von selbst.
leichte zweifel hegen inneres
alte gesetze ins spiel bringend
erhebliche abwesenheiten
aus dem ruder gelaufen
Böses Erwachen im Dichterparadies. Mit Zimmer, Park, Vollpension, Dichtermythos soll etwas von Relevanz hervorschauen? Kriechend, versteht sich. Am nächsten Tag ist die Blockade verschwunden. Aufgehängt an toten Tieren finden sich schnell die richtigen Worte. Anders Daheim. Dort wird ein Dachaufsatz aufgesetzt, das Haus aufgestockt, Balkone in den Hinterhof gequetscht. Der Rauchfang mit Krähen, eine gewohnte Attrappe, verschwindet. Die Kulisse verändert sich. Auf das Steropor der Dachdecker vom Wind aufs Taubennetz, über die Häuser gespannt, getragen, herunter gesegelt klopft Regen, prasseln Tropfen, verstärkt durch den Raum im Hof wie Knallerbsen. Rauchen und Handytelefonie machen ihn zum Stink- und Echoraum, tragen Nikotin und Tonschwall in einen Schutzraum. Und gefällt es dir nicht? Ja. Die sehr schöne Linie gelingt sofort, setzt sich ohne einen Gedanken perfekt, vorzüglich, springt sofort ins Auge, trifft, öffnet Raum.
eine handlung von der auf hände geschlossen werden kann
wenig. fast nichts.
die decke ist dicker, als sie aussieht oder umgekehrt
in wahrheit ist vieles genau umgekehrt
„Ah ist ja schon viertel nach Vier“, seine Mundwinkel zucken unaufhörlich. Irgendetwas scheint den Forscher stark zu beschäftigen. Nein, er ist nicht der Mensch, der viel liest. Im Umkehrschluss löst er keine Kreuzworträtsel. Er liest gern und zügig Bücher, in denen es weiter geht. Denn er zählt sich nicht zu den literarisch interessierten Lesern sondern zu den Lesern, die daran interessiert sind, daß es weiter geht. Vor allem zügig. Die Form ist ihm nicht gleichgültig doch hat sie seinem Anspruch zu genügen und wie ein Sog zu wirken.
maschine punktiert
nach nützlichen mustern
erhöht den genuß
ungenutzter pausen
Der Wasserstand ist abzulesen. Präzise und unaufgeregt legt die Forscherin darin den Untergang der Menschheit fest. Die Forscher verbringen in diesem Winter die meiste Zeit des Tages im Bett, der kleinsten Wohneinheit, auf welche sich historisch schon so einiges beschränkte, komprimierte, zusammenkürzte. Es erscheint ihnen angemessen in Anbetracht von Dunkelheit und Kälte in dieser Zeit. Die Forscherin richtet sich auf, um eine weitere Wohneinheit, den Tisch zu erreichen und sich ein Buch zu holen. „Ich hatte etwas anderes für dich vorgesehen“, bemerkt der Forscher. „So, jetzt kannst du wieder ansetzen“, erwidert die Forscherin, indem sie sich aufs Bett bequemt. Während sie die Kissen zurechtrückt, setzt der Forscher zufrieden an, seine Geschichte der Realität fortzusetzen. Aufgrund seiner eingeschränkten Raumwahrnehmung nimmt er die Forscherin nur als einen Strich mit 2 Punkten wahr. Daher fragt er unentwegt sich orientierend „Was passiert gerade?“ Die Forscherin lauscht seiner Stimme, kann aber inhaltlich wieder nicht folgen.
kosten und umstände sind geliefert
keinen platz in der auflösung
Die Forscher finden Tannenzapfen und bringen sie in ein Wasserbehältnis. Dort schließen sich die Zapfen innerhalb einer halben Stunde. Anschließend entnehmen sie sie dem Wasser und legen sie zum Trocknen auf eine ruhige Fensterbank in die Sonne. Dort öffnen sie sich innerhalb eines guten Tages. Es können auch zwei vergehen.
wintervorrat fliegt ins gewebe als akrobat im hosenanzugüberall schalen vermutlich von leuten
klärend befreiend, insofern fragwürdig
zeichnung verbleibt in der tusche
keine verschwendung hämmert im geist
stabilisiert die atmosphäre, selbstaufhebung – sofort!
gemessen an formen schließt sich das schloss
Diktaphon: fehlt dir etwas? – höchstens nichts.
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius
Half of the Shortest Poem by Benediktas Januševičius
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius that Received Government Funding
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius with Obscure Content
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius with Embroidery
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius Has Lost Three Dots
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius Feels Inferior
The Forbidden Shortest Poem by Benediktas Januševičius
The Pirated Copy of the Shortest Poem by Benediktas Januševičius
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius with Stains
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius Gets Down to Business
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius Considers What It’ll Be when It Grows Up: President or Prime Minister?
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius Thinks It’s a Pear
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius in Real Time
The Shortest Poem by Benediktas Januševičius, Deceased
Translated by Rimas Uzgiris
Gurke Gurken haben schöne Rüssel,
sie geben Rätsel auf wie z.B.
was macht eine Gurke spätabends?
Versteckt sie sich?
Intuitiv Intuitiv alles falsch gemacht
Selbstberuhigung Beruhige dich,
alles ist okay
aber nichts ist gut
Gurkensalat Mit Joghurtdressing. Mmmh, lecker
Aufregung Nur keine Aufregung
Chancen Es fühlt sich gut an,
wenn man eine Chance
nicht ergriffen hat
Erfolg (siehe „Chancen“)
Lieblingsgetränk Sodawasser mit Aluminiumgeschmack
Lachen Das einem im Halse stecken bleibt
Ups! Das treibt mir die Augen in die Tränen.
Bedeutung Ich will nichts bedeuten
Ich stehe für nichts
Ich will, dass nichts etwas bedeutet
Ich will die Bedeutungslosigkeit,
ja, genau, und das will was heißen
aber so was von
Teenage Angst Mit Mitte dreißig
Ein gutes Jahr Die Wahrheit ist,
es ist fast immer ein Scheißjahr
Gurkenscheiben Sind schön
Erdbeeren Wie pflückt man Erdbeeren richtig?
Am Stiel, an den kleinen, grünen Blättern oder
mit dem Mund?
Marktwert Mein Marktwert war endlich gestiegen,
ich hatte einen Stil gefunden
Rülpser Entschuldigen Sie bitte, ich habe eben gerülpst
Leben Kann auch fein sein, keine Frage, manchmal, mach mal, lebe!
Gurkenreibe Wichtiges Tool, um Gurken zu schneiden (siehe „Gurkenscheiben“)
Schrott Ich fühle mich so schrottig, wie ein kaputter Roboter, der aber noch blinkt
Müde Ich bin so unendlich müde, so hundemüde bin ich.
Ich lege mich schlafen und träume von meinem Hundeleben
Essiggurke Die kleine Schwester, der kleine Bruder der Gurke (siehe „Gurke“)
Beruhigungstabletten Gut wenn man sie hat
wenn man sie nicht braucht
Gurkensaft Man nehme eine Gurke, schneide sie mit der Gurkenreibe
in dicke Scheiben und lege diese in eine Karaffe mit Wasser
(siehe Gurkenreibe“, „Gurkenscheiben“, „Gurke“)
Wäsche waschen Ein Kapitel für sich (siehe „Fortsetzung“)
Ich Ich will nicht mehr.
Ich mache so wenig wie ich nur kann.
Ich will nichts hinterlassen.
Schon gar kein Werk.
Alles von mir soll verschwinden,
wie ich verschwinden werde
Ein Rezept, das es nicht gibt: Gurkenallerlei Viele Gurkenscheiben,
mit Käse überbacken
und mit Würstchen drin
in kleinen Stücken
(siehe einfach alles mit „Gurke“)
Gute Sicht Ich verkroch mich in mein eigenes Arschloch, um nichts mehr sehen zu müssen.
Gedicht Omnibus fährt los
Omnibus bleibt stehen
Omnibus biegt ab
Omnibus bleibt stehen
Undsoweiter
Fortsetzung Folgt
die Nuss ist frei
wie ein Eichhörnchen
die Schale kann
nachgeben
oder auch nicht
wenn das Eichhörnchen versagt
kommt der Hammer
der Hammer gibt sich geschlagen
der Steinbeißer tritt auf
ringsum
ausgebissene Zähne
die Nuss ist frei
wie Säure
wie Folsäure
Aus dem Tschechischen von Zuzana Finger
Öffne die Tür
lass den Fuchskragen rein
Sushi wird nass in der Husche
bitte es auch herein
Öffne die Tür
setze Tee auf
der Fuchskragen
will sich aufwärmen
Öffne die Tür
lass den Fuchskragen rein
aus der Husche ins Sushi
dann geht er wieder
Öffne die Tür
das ist das Sushi Hotel
wärme die Fische auf
sag Lebewohl
Aus dem Tschechischen von Zuzana Finger
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Maniküre Maniküre
Der Finger wurde
in einer Streichholzschachtel
geliefert
Die Lichter der Stadt prickeln still in der Hitze, in der Wärme
es gibt viele
ausgebrannte Häuser, eingestürzte Häuser
Häuser, die keine Häuser mehr sind
Häuser, die so stehenbleiben dürfen
anklagend, warnend
verlassene Häuser, verfallene Häuser
ein Haus ist eine eingeschlagene Visage
Athen ist ein lächerlich sicherer Aufenthaltsort
höre ich mehrmals jemanden sagen
eine mit einem Griechen verheiratete Amerikanerin sagt beispielsweise
I would go anywhere any time of the day in this city
of course, there are pick pockets, there are pick pockets everywhere
you just have to be aware
das klingt wie etwas zum Anziehen
wear wear wear
Später sagt jemand das Gegenteil
was auch immer du tust: geh hier nachts nicht auf die Straße
die Flüchtlinge, sagt ein zweiter, ein dritter, aus Syrien
sind in Ordnung, aber die aus dem Irak
Afghanistan, die aus Afrika
Raub und Überfälle, Gewalt auf den Straßen
jeden Tag
Die großen Privatyachten im Hafen, was sagen die
Osip Mandelstam sagt über Homer und die Schlaflosigkeit
dass das Meer brüllt, so schwarz, so redegewandt, so voller Schaum
auch der Krieg zwischen Hellas und Troja schickte viele über das Meer
über das Meer und in den Tod
Viele was
viele Menschen
Eine leuchtende Zitrone ist von einem Baum gefallen
ein so wohlriechendes und schönes Ding
für die Hand
oder die Dunkelheit der Tasche
Abends streifen wilde Hunde über die Hügel oberhalb der Stadt
sie sind nicht gefährlich
höre ich mehrmals jemanden sagen
sie erinnern an Wölfe, Wolfrudel
sagen die Leute, aber sie sind nicht gefährlich
ich gehe durch ein Viertel
mit billigen Antiquitäten
überall, oder einfach nur billigen Sachen
überall, ein allumfassender Ausverkauf
ausgebreitet auf Autos, Tischen, Bürgersteigen, Straßen
auf kleinen, schmutzigen Stoffstücken
liegen die Waren
Es fühlt sich archäologisch an
nicht falsch
wie es sollte
Ist es wirklich notwendig zu schreiben
ja
Es fühlt sich archäologisch an
Die Container werden systematisch durchsucht
Die Menschen
gehen ganz ruhig in der Sonne umher
und suchen nach Essen
Die Bombardierungen
wirbeln den Sand auf
der Wind
die Menschen
auch der Sand reist über das Meer
Ohne zu wissen
ohne zu wissen wie
ohne zu wissen wie es
enden soll
ohne zu wissen wo
Es soll enden.
Hugo Mujica schreibt über die Nacht
indem
er auf die Trommel der Nacht einprügelt
und das Leben indem er
auf die Tür des Lebens einprügelt
bis sie aufgeht
er schreibt noch mehr
was ich nicht verstehe
In dem Haus wo ich sitze schlafen alle
mehrere von ihnen mit schlechtem Gewissen
weil sie nicht stattdessen arbeiten
Ich sitze ganz still da
ich höre alles Mögliche
ich höre alle möglichen Geräusche
ich phantasiere über die Nordsee
Der Schmerz in meinen Beinen
und die Müdigkeit in meinen Beinen
die Müdigkeit nachdem ich gegen die Tür einer Laufrunde gehämmert habe
den ganzen Tag
ohne hineinzukommen
aber ich kam rein, ging raus, am Ende
ich bin eine seltsame Trommel
Dieser Selbsthass
dass es jetzt okay ist müde zu sein
war vorher nicht da
als ich genauso müde war
ist auch ein Geräusch
(Übersetzt von Ursel
Allenstein)
Pikiert, beschmiert mit bemalten Zielscheiben,
wie Lippenstift um die Lippen einer armseligen
Kreatur oder eines Clowns. Ich suche
meine Spiralen, etwas zum Vernähen. Eine arktische
Basisstation ins Eis hineingetrieben,
Fundamente bilden Wurzeln im verdickten Wasser
Spatzen brüten zwischen zwei Eis-
Schollen, sorgfältig, so dass die Schalen
nicht zu Schaden kommen. Irgendetwas knackt
hier immer, stürzt ein, die Eisbrecher mit Wolken
über sich. Und es ist mir egal. Mir egal. (eine weniger pathetische Repräsentation ist immer noch eine Repräsentation)
Pulverisiertes Fleisch kriecht von der Membran
meines Ohres, etwas Zerstäubtes, komplett
Artifizielles, aber deswegen nicht weniger fleischiges Fleisch,
das nicht meines ist oder das von irgendjemand anderem.
Ich suche meine Spiralen, vektorielle
Rasuren hinter den Kommas
meiner Ohren, Schweiss ohne Salz, die Erwartung von Menschen
wie mit Lippenstift geschmiert
über die Spiegel. Wer wird was sagen?
Hier können Klänge nicht mehr länger kategorisiert werden
nicht einmal anhand des Murmelns.
Basiere mich, werde bleich
reine Schule für Urstronauten
Mancher Mond, gekratert nach archaischen Massstäben
ohne Aneignung
keine Flanellfalten lokaler Legenden.
Wir warten auf den Abend wenn eintausend Bohrmaschinen
erwachen werden.
Der Mond verrückt sich um ein paar Zentimeter
über der Arktis, heeeey
(Übersetzt von Carlo Spiller)
Wurzeln spreizen aus wie Finger
durch den Himmel, welcher langsam und graziös
niedersteigt auf die übervollen Berglungen,
die atmen, wie nachts die Ozeane.
Der ausbreitende Klang der Trompeten,
nichts gesagt und ein Mangel an Nostalgie
der Bedeutung. Die Grenzen aller Länder
schlafen wie die existierenden
Grenzen zwischen Menschen &
tierischen Zellen & niemand muss
sie abstreiten oder feiern. What are you ashamed
of? Of not not having enough knowledge
to be a vehement lover of so-called humanity
oder dafür dass du zu viel Wissen hast
um still zu sein? Dies sind keine Kategorien die einen
Einfluss haben könnten, während sich die ausbreitenden
Spitzen der Äste in die Asche graben,
unerreichbar, Antennenharpunen
schiessen ins Leere,
während der Himmel sehr langsam und graziös
niedersteigt auf die übervollen Berglungen,
als in dieser Stadt eine Feier stattfindet, die
niemand hören und niemand
auf einer Karte lokalisieren kann.
(Übersetzt von Carlo Spiller)
moment! auf einmal schnappen sie, beissen sie,
die zähne in meiner krone.
über dieser krone: eine weitere krone,
und ihr gebüscheltes schaltwerk greift ineinander
verstopft sich zu einen mund.
als ich dieses bild zu papier brachte,
begann ich zu zittern vor angst,
und schrieb, ich würde beginnen zu zittern.
(Übersetzt von Ralph Tharayil)
Drei Gedichte aus
Schwärmlein Seppelfricke.
Ein Pfadfinderhandbuch
Seit ich die Sippen kenne, liebe ich die Meuten.
(Robert Baden-Powell)
1| Apollo „Creed“ Dijkstra
Claim: „Wenn Faust und Füller friedlich beieinander liegen …“
Musik: The Ex & Tom Cora – State of Shock
2| Der Bestatter
Claim: „… reißt dir den Nimbus runter! „
Musik: Fox the Fox – Precious Little Diamond
3| Thijs „Jesus“ Turturro
Claim: „Nobody fucks with the Jesus!“
Musik: Shocking Blue – Mighty Joe
4| Six-Million-Gulden-Man
Claim: „It’s more fun to compete!“ (Früher: „Red Alert! Full Bionic Power!“)
Musik: Golden Earring – Radar Love
5| Ghost Dog [Heel Turn möglich]
Claim: „Banzai!“
Musik: Gruppo Sportivo – Buddy Odor is a Gas!
1| Crafty Klaas [Babyface Turn unwahrscheinlich]
Claim: „Snitches are a dying breed“
Musik: Long Tall Ernie & The Shakers – Big Fat Mama
2| MC Brunfti
Claim: „A bisserl was geht alleweil“
Musik: Willem Breuker Kollektief – Yes, We Have No Bananas
3| Utrecht Uwe Onverschrokken
Claim: „Ich rieche, rieche Menschenfleisch!“
Musik: Baader Pop Gruppe – Krieg und Leichen
4| Erasmus
Claim: „Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“
Musik: George Baker Selection – Morning Sky
5| Fuerchtegott XL
Claim: „Do the strand!“
Musik: Hank the Knife and the Jets – Stan the Gunman
1| Wrecking Crew
Claim: „Some things must not wait“
Musik: Annemarie Roelofs et al. – Out of the Egg
2| The Fluffy Bunnies
Claim: „Das weiche Wasser bricht den Stein“
Musik: Han Bennink / Misha Mengelberg – Eine Flasche für die Lola
3| Tower of Power
Claim: „Wie buchstabiert man Vergebung?“
Musik: Pussy Cat – Mississippi
1| The Brides of Funkenstein
Claim: „Wherever particular people congregate“
Musik: Herman Brood & His Wild Romance – Saturday Night
2| Muscle Shoals Inc. (a.k.a. The Swampers)
Claim: „Riech unseren Abrieb!“
Musik: Cuby & Blizzards – Baghdad Blues
3| Madvillains
Claim: „Every fracture tells a story“
Musik: Tedje en de Flikkers – Op de Baan