Die genialste Publikumsbeschimpfung seit Peter Handke
„Fick dich, du Arschloch“, prasselte die derbe Sprache der Clochards aufeinander und auf uns nieder, und wir lachten befangen und applaudierten dem provokanten Monolog des durchgedrehten Börsenmaklers Kiko (Florian Köhler) oder dem deftigen Streit mit Happy End zwischen Olga und Xavier (Julia Gräfner und Fredrik Jan Hofmann), allesamt obdachlos, eine bunte Menagerie gefallener Gestalten, vom ehemaligen Pornostar bis zur ehemaligen Französischlehrerin, Schwuchteln und Transsexuellen, Arbeitern und Akademikern, angesiedelt in einer surrealen Sci-Fi Umgebung und modern umgesetzt von Rocafilm, mit close-up Projektion einer Handkamera auf die Bühne.
Virginie Despentes weiß genau, wovon sie schreibt, denn sie kommt aus der Punk-Szene und veröffentlichte ihren ersten Roman „Baise-moi“ schon mit 23. Heute ist sie Bestseller-Autorin und lebt mit Freundin und Hund in Paris und Barcelona. Sex und Drogen und Rockmusik machen also doch die große Kohle, merde.
Was für ein geiler Abend. „Wir sollten eine letzte Convergence machen. Unsere Augen haben so viel gesehen. Zu viel. Löschen wir das Licht.“ Die einzige Schwäche der sonst großartigen Inszenierung ist der fehlende Mut zur Nacktheit in der Schlussszene. In der heutigen Zeit hätte das Ensemble dieser falschen Scham nicht bedurft.
Als ehemaliger Plattenhändler Vernon Subutex ist übrigens Norbert Wally von der Grazer Kultband „The Base“ zu sehen, einer Band, mit der ich auch zusammenarbeite. Im Frühjahr haben wir zwei Songs für Gerald Ganglbauer’s Parkinsong Duets aufgenommen. Einen davon, „Not the River of Mercy“ singt er gegen Ende der vier kurzweiligen Stunden. Toi, toi, toi für sein Debüt als Schauspieler.
Die Lange Nacht der Bücher eröffnet BUCH WIEN 19 am 6. November ab 18 Uhr
Nachteulen sei die Lange Nacht der Bücher, die legendäre Eröffnung der BUCH WIEN, wärmstens empfohlen: Mit Eröffnungskonzert und vielen hochkarätigen Gästen! Unter ihnen befinden sich die Starautorin Vea Kaiser und der Schauspieler Tobias Moretti. Übrigens: Heuer ist auch die Eröffnungsrede erstmals öffentlich zugänglich. Eine weitere Überraschung haben wir im Gepäck: Das Opening einer Ausstellung, die erstmals in Wien und direkt auf der Messe zu sehen sein wird. Wann? Mittwoch, 6. November ab 18.00 Uhr.
Miguel Zenón am Plakat und Cover des Programmheftes
Gibt es Otmar Klammers Jazz & Wein in der Südsteiermark wirklich schon sieben Jahre? Ich denke nach: Das erste Festival muss 2013 stattgefunden haben, da war ich in Australien, ’14 habe ich zu spät davon erfahren, ’15 hatte ich eine Terminkollision mit meinem eigenen Benefizkonzert in Stattegg, ’16 und ’17 war ich backstage dabei, voriges Jahr leider nur am Sonntag, weil im Rollstuhl. Seither gehöre ich fast zur Familie. Heuer stehen keine Hindernisse im Wege und ich freue mich darauf, Otmars Jazz-Träumereien live zu erleben und meine Eindrücke in diesem Artikel festzuhalten.
Miguel Zenón, privat
Donnerstag, Weinkeller Schloss Seggau
Eröffnet wurde mit zwei Darbietungen, die unterschiedlicher und doch ähnlicher nicht hätten sein können: das gitarrenlastige Trio des schrulligen Belgiers Philip Catherine mit Bossa Nova Paulo Morello und dem Deutschen Sven Faller am Bass, die Tunes aus ihrem neuen Album „Manoir de mes Rêves“ spielten – und danach die experimentelle Formation DAS KAPITAL mit Edward Perraud, einem derart quirrligen Schlagzeuger, dass kein einziges Foto scharf wurde, Daniel Erdmann, einem genialen Saxofonspieler und dem vielseitigen Hasse Poulsen, der ein zweites Leben als Singer-Songwriter hat. „Vive La France“ nannte sich ihr Programm und in so manchem Tune war das Original noch zu erkennen.
Backstage und am Plattenstand, wo die Alben wie warme Semmeln verkauft wurden, war die Sprache des Abends natürlich Französisch und ich hörte gern zu. Ich tauschte eine CD mit Hasse (Hänschen) Poulsen, die den interessanten Titel „Not Married Anymore“ trug. Darüber hinaus hielt ich meinen Mund weitgehend geschlossen, da meine Französischkenntnisse schon auf ein peinliches Niveau gesunken waren. Ich erinnere mich in solchen Situationen an „si tacuisses, philosophus mansisses“ und erspare mir damit eine gröbere Blamage. Mit meinem Spanisch gings mir am Folgetag ähnlich, aber da sprach jeder Englisch.
Freitag, Kulturzentrum Leibnitz
Mit Miguel Zenón hatte ich backstage vor seinem Auftritt ein nette Plauderei über seine Heimat Puerto Rico, nachdem er sein Saxofon aufgewärmt hatte. In seiner Band spielt der Auslandsösterreicher Hans Glawischnig am Bass, der Venezolaner Luis Perdomo am Klavier, und Henry Cole bedient das Schlagzeug. Viel Applaus erhielt jedes der Soli wie auch das Quartett als Ganzes für die Synergie aus hochkonzentrierten Individualisten, die erst am Ende ein entspanntes Lächeln zeigten.
Ganz anders waren die Finnen, die mit ihrer Espoo Big Band rund um Marzi Nyman von der ersten Note an Spass hatten. Die Mannen (die ebb besteht zu 100% aus Männern – wo waren eigentlich die Frauen im Festival?) sind nicht nur professionelle Musiker, sondern auch Unterhalter und gestalten ihre Show mit einer guten Portion Humor. Musikalisch erinnern sie mich an die Big Band Steiermark mit The Base, aber diese Ähnlichkeit liegt nahe, wenn 19 Musiker gemeinsam einen Klangkörper bilden.
Freitag, Altes Kino
Rund um Mitternacht gabs noch Musik zum Chillen vom Duo Hope, dem Amerikaner Kevin Hays und Lionel Loueke aus Benin im Alten Kino, einem neuen Venue in Leibnitz. Da ich Frühaufsteher bin und seit 5 Uhr auf den Beinen, war ich zu dieser Nachtzeit sehr übermüdet und froh, im Retzhof ein Zimmer zu haben.
Workshop Jazzfotografie mit Frank Schindelbeck
Samstag, Kulturzentrum Leibnitz
Ich fragte Noah Preminger nach dem Wow-Konzert seines Quartets mit Jason Palmer, Trompete, Kim Cass, Bass und Dan Weiss am Schlagzeug, warum er seine Stücke als „songs“ vorgestellt hatte, wo sie doch allesamt instrumental waren, und ich mir immer vorgestellt hatte, ein „Lied“ müsse gesungen werden. Hm, da war er nicht ganz sicher, im amerikanischen Jazz hätte sich das eingebürgert, „piece“ wäre OK, wohingegen sich „tune“ eher auf leichte Melodien à la Broadway beziehen würde. Man lernt nie aus.
Als der große Tom Harrell die Bühne betrat, erschrak ich. Mit 73 wirkte er wie ein Hundertjähriger, von einer seltenen Krankheit gezeichnet, stand gekrümmt und totenstarr einfach da. Er sah aus als wäre er im Stehen eingeschlafen, bis er seine Einsätze präzise einzählte. Dann kam urplötzlich Leben in den alten Mann und seine langen Finger eilten über die Tasten der Trompeten, als würde er keinerlei körperliche Beschwerden haben. Wer die Augen geschlossen hielt, hörte tatsächlich wunderbare Kompositionen eines Stars, der in seiner 50-jährigen Karriere mit unzähligen Jazz-Größen gespielt hat. Musik ist eben die beste Medizin.
Hausfotograf Peter Purgar
Immer schnell, die lieben Kollegen
Backstage mit lieben Kollegen und den Künstlern. Herzlichen Dank an Peter und Hannes für die Aufnahme in die „Familie“ und Manfred für das leckere Catering.
Das ohnedies dichte Programm bis zum traditionellen WEIHNACHTSKONZERT wird noch dichter, denn von 9. bis 29. November feiert Otmar Klammer 25 JAHRE STOCKWERKJAZZ mit Women in Motion
Sa., 21. September, 20 Uhr ALEX DEUTSCH & PETER HERBERT (A) 60th birthday bash Solo + Duo drum ’n’ bass
Di., 1. Oktober, 20 Uhr TOMORROW TRIO (CH / D / NL) All Those Yesterdays Omri Ziegele – altosax, nai, voice, Christian Weber – bass, Han Bennink – drums
Mi., 9. Oktober, 20 Uhr Phil Donkin’s MASTERFROWN (GB / NL / D) Phil Donkin – double bass, Joris Roelofs – bass clarinet, Wanja Slavin – saxophones, Martin France – drums
So, 13. Oktober, 20 Uhr open music ANTHONY COLEMAN & GUESTS (US / A) Anthony Coleman – piano, Clemens Salesny – saxophone, Daniel Riegler – trombone, Philipp Kienberger – bass, Matthias Koch – drums
Mi., 16. Oktober, 20 Uhr JBBG Smål – GRAN RESERVA featuring: Gianluca Petrella (I) – trombone Horst-Michael Schaffer – vocals, trumpet, Heinrich von Kalnein – saxes, flute, Uli Rennert – keyboards, Thomas Wilding – e-bass, Tom Stabler – drums
Do., 17. Oktober, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS (A) PianoForte – A Tribute to the Jazz Piano Matyas Bartha – piano, Eddie Luis – bass, Viktor Palic – drums
Fr., 18. Oktober, 20 Uhr STYRIAN IMPROVISERS ORCHESTRA Das dirigierte Improvisationsorchester featuring Annette Giesriegl und Seppo Gründler
Mo., 21. Oktober, 20 Uhr THE CLAUDIA QUINTET (US) Chris Speed – clarinet, tenor saxophone, Red Wierenga – accordion, piano, Drew Gress – bass, Matt Moran – vibraphone, John Hollenbeck – drums, composition
Di., 22. Oktober, 20 Uhr open music DELL LILLINGER WESTERGAARD (D) Boulez Materialism Christopher Dell – vibraphone, Jonas Westergaard – bass, Christian Lillinger – drums
Mo, 28. Oktober, 20 Uhr open music TREE (A / CH) Georg Vogel – piano, Andreas Waelti – double bass, Michael Prowaznik – drums
Mo., 4. November, 20 Uhr open music REISINGER-ROM-SCHRÖDER-WEBER (A / D) Mario Rom – trumpet, John Schröder – guitar, Christian Weber – bass, Wolfgang Reisinger – drums, percussion, electronics
Mi., 6. November, 20 Uhr NENAD VASILIC TRIO (SRB / A) Twenty Years Later Romed Hopfgartner – soprano saxophone, Marko Zivadinovic – accordion, Nenad Vasilic – bass
25 JAHRE STOCKWERKJAZZ Women in Motion 9. bis 29. November
Mi., 13. November, 20 Uhr STEFAN HECKEL & JULIAN ARGÜELLES & MICHAEL KRÖSS (A / GB) piano – tenor saxophone – bass
15. – 17. November Jazzwerkstatt Graz presents SHORTCUTS tba.
Mo., 18. November open music KASSA OVERALL (US) Go Get Ice Cream and Listen to Jazz Kassa Overall – vocals, drums, electronics, Mike King – piano, synthesizer
Di., 19. November, 20 Uhr MARTA SANCHEZ QUINTET (US) Danza Imposible Marta Sanchez – piano, Jerome Sabbagh – tenor saxophone, Roman Filiu – alto saxophone, Rick Rosato – bass, Daniel Dor – drums
Do., 21. November, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS Take Five – A Tribute to the Dave Brubeck Quartet Kire Kuzmanov – alto saxophone, Arsenije Krscič – piano, Eddie Luis – bass, Andjelko Stupar – drums
Flipside Tale – Phobos
Di., 26. November, 20 Uhr VIOLA HAMMER (A) piano solo FLIPSIDE TALE (A / DK) CD-Präsentation: Phobos (Quinton Records)
Sa., 14. Dezember, 20 Uhr ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH TRIO (D / GB) Die Winterreise Evan Parker – saxes, Alex von Schlippenbach – piano, Paul Lytton – drums
Do., 19. Dezember, 20 Uhr EDDIE LUIS & HIS JAZZ PASSENGERS present THE SUPREME SISTERS Christmas Special Elina Viluma – Sopran, Miriam Kulmer – Sopran, Patrisha Skof – Alt
Sa., 21. Dezember, 21 Uhr WEIHNACHTSKONZERT Dagmar Hödl – Mezzosopran, Seppo Gründler – Gitarre, Heimo Puschnigg – Klavier, Reinhard Ziegerhofer – Bass, Josef Klammer – Schlagzeug, Elektronik
Das Guidebook liegt im Besucher*innen und Pressezentrum des steirischen herbst (Kaiser-Josef-Platz 4, 8010 Graz) auf und ist beim Kauf eines Festival-Passes inkludiert.
Grand Hotel Abyss – Eröffnungszeremonie im Landhaushof
Viele fragende Blicke: What the …
Grand Hotel Abyss – Extravaganza im Congress
Die Gäste strömten zahlreich ins Grand Hotel Abyss. Aber waren teure Schokolade, Puppenspieler am Balkon oder Transsexuelle die „Extravaganza“ des Abgrunds?
Manaraga – Diary of a Master Chef
Endlich eine großartige Performance von den beiden „Meisterköchen“ Mathias Lodd und Lukas Walcher in dieser Koproduktion mit dem Schauspielhaus Graz.
Und das wars dann auch für mich. Der –steirische herbst– wie wir ihn kennen und zu schätzen gelernt haben ist nicht mehr. Nicht ohne Ironie ist der Schriftzug durchgestrichen. An seiner Stelle haben wir einen „russischen herbst“ verordnet bekommen, der sich „Diskussionen über die Gegenwart und politische Vergangenheit“ mit einem aktiv reflektierenden Publikum wünscht.
Das ist kein „Festival“ mehr, auch wenn sich Ekaterina Degot in ihrer Pressekonferenz rühmt, dass sich 43,000 Menschen (Schulklassen mitgezählt) an den zahlreichen Ausstellungsorten getummelt haben sollen. Ob die auch wieder bei einer nächsten „konsequent und kompromisslos“ unveränderten Ausgabe (12. September bis 18. Oktober 2020) wieder kommen?
Wir müssen uns daran gewöhnen, schreibt Ute Baumhackl in der „Kleinen Zeitung“. Nein, müssen wir nicht. Es ist unser Geld, unser Festival, unser steirischer herbst.
Leid und Herrlichkeit – Dolor y gloria Spanisch mit deutschen Untertiteln. Ab 14.
Once Upon a Time in Hollywood – Once Upon a Time … in Hollywood Englisch mit deutschen Untertiteln und Englisch ohne Untertitel. Ab 16. https://www.youtube.com/watch?v=_uAbAAwMLM
Premiere mit dem Künstler und Protagonisten Christian Eisenberger Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege Di, 03. September um 18:30h https://vimeo.com/348158248
Von der Poesie des Alltags & der Vielfalt des Lebens
Wir waren schon sehr früh getrieben von der Leidenschaft, die Kunst zu den Menschen zu bringen. Unser Interesse galt immer jenen künstlerischen Arbeiten, die sich mit dem Ort und seinen BewohnerInnen auseinandersetzen. Aus diesem Drang heraus wurde das Festival La Strada ins Leben gerufen. Zwei Jahrzehnte der Weiterentwicklung liegen nun bereits hinter uns. Die Generation jener Kinder, die La Strada in seiner Geburtsstunde miterlebt haben, ist heute erwachsen und für sie ist das Theater in den Straßen und auf den Plätzen ihrer Stadt zum Selbstverständnis geworden – ein fruchtbarer Nährboden, stetig neues Terrain zu erobern und sich temporär an Emerging Spaces niederzulassen. An im Umbruch befindlichen Orten wie Graz-Reininghaus setzt das Festival seit Jahren gemeinsam mit KünstlerInnen, StadtplanerInnen und der Bevölkerung Transformationsprozesse in Gang und arbeitet stetig an der Entwicklung eines internationalen Creation Centers. Community Art-Projekte spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die vielfältigen Lebensrealitäten der Menschen und die dahinter verborgenen Geschichten werden zur poetischen Grundlage der künstlerischen Produktionen.
La Strada sieht es als seine Verantwortung, für KünstlerInnen jene Rahmenbedingungen zu schaffen, die sie zur Entwicklung innovativer Produktionen brauchen. Die mehrjährige Entwicklungsphasen vorsehen, Reflexion und konzentriertes Arbeiten an den Themen möglich machen und erlauben, das Publikum in die Produktionsprozesse einzubinden. La Strada fördert den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen lokalen und internationalen KünstlerInnen, unterstützt durch das 2003 von La Strada mitbegründete Netzwerk IN SITU. Bis dato hat es über 200 KünstlerInnen bei der Entwicklung innovativer Kreationen im öffentlichen Raum unterstützt und gefördert.
Der Bevölkerung Partizipation auf Augenhöhe zu ermöglichen, den Grad der Mitgestaltung ihres Lebensraumes zu erhöhen und gemeinsam nach Antworten auf die Fragen möglicher Formen des Zusammenlebens zu suchen – das alles sieht La Strada als Motor von Stadtentwicklung und Transformation. Prozesse, denen sich das Festival – mit dem Fokus auf Community Art – verschrieben hat.
Projekte aus diesem Bereich – der Kunst der Gemeinschaft – richten ihren Blick jenseits des Tellerrandes, dorthin, wo es Spannendes und Neues zu entdecken gilt. In Stadtquartieren der Zukunft, in Stadtbezirken, in denen das Festival noch nie war, in neuen urbanen Lebensräumen, auf den großen Bühnen der Stadt. Denn die Lust am Aufspüren neuer Perspektiven, am Ausloten großer Themen unserer Zeit und an der Suche nach künstlerisch zeitgemäßen Ausdrucksformen treibt uns an.
Werner Schrempf, Intendant La Strada Graz
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La Strada – immer bunt & lebendig
Wer wäre berufener als Werner Schrempf selbst, die dem Festival zugrunde liegenden Ideen und Gedanken im vorangestellten Statement auszuführen. Das Sommerspektakel gehört längst der Community, die Straßenkunst ist jener Generation, die mit La Strada heranwuchs, ein fixer Bestandteil im Ablauf des Jahres geworden. Für die Nachkommen des urbanen Raumes, der auf den „Reininghausgründen“ im Entstehen begriffen ist, wird Kultur eine Selbstverständlichkeit sein. Und das ist gut so, dann wird man auch langsam das Ungleichgewicht zwischen den Sport- und Kulturseiten lokaler Zeitungen bereinigen können. Aber das würde in eine andere Diskusssion führen.
Effetto Larsen (IT) in der Tennenmälzerei
Das Festivalprogramm bietet wie jedes Jahr eine bunte und lebendige Mischung aus atemberaubender Akrobatik, neuem Zirkus und lustigem Figurentheater (Attribute frei austauschbar), die dem geneigten Publikum von 0 bis 57 Euro feilgeboten wird. Hier einige Emfehlungen.
Circus Ronaldo (BE) & Murmuyo (CL)
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Was haben ein belgischerer und ein chilenischer Clown gemeinsam? Sie erzählen ihre Geschichten ohne Worte – und sie rekrutieren ihre Komparsen aus dem Publikum. Sonst ist alles anders. Oder doch nicht?
Gravity & Other Myths (AU)
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Die australische Companie mit Sitz in Adelaide entsendet schon zum dritten Mal ihre jungen Akrobaten nach Graz – und die überraschen immer wieder aufs Neue mit humorvoll dargebotener Schwerelosigkeit.
Studio Dan (AT)
OMG, Frank Zappa! Vor 40 Jahren habe ich meine Englisch-Lehrerin mit der Übersetzung seiner Texte geplagt und ihn live in einem Konzert im damaligen Rock-Mekka, der Grazer Eishalle erlebt. Damals konnte man von Emerson., Lake & Palmer bis Dire Straits alles sehen, heute macht der Rock-Zirkus ja leider einen Bogen um Graz. Umsomehr Freude bereitete mir Studio Dans Hommage „How is your bird?“.
Zappalot, leider hatte ich nicht einmal ein Handy eingesteckt, weshalb ich mir einige von Nikos Bildern ausborge (vielen Dank, Steffi & Niko) um zumindest anzudeuten, wie sein Leben auf der Bühne umgesetzt wurde. So schön, so bunt, so Zappa. Daheim habe ich gleich die alten LPs herausgesucht und auf YouTube dieses Juwel vom Bayrischen Rundfunk aus dem Jahr 1978 gefunden. Ich hab sogar mitgesungen. OMG, ich bin richtig alt.
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Joanne Leighton (BE/AU)
Bevor sich die üblichen Verdächtigen beim Cirque Noël oder bei bei La Strada Graz 2020 (die Vorbereitungen sind bereits angelaufen) wiedersehen werden, ging man noch zur Abschlussveranstaltung in der Oper. Von 65 Minuten zeitgenössischem Tanz und Minimal Music überfordert, verließ ein Teil des Publikums vorzeitig die Vorstellung. Ich empfand das als rüpelhaft und die Flüchtenden hatten das Glück, nicht aus meiner Reihe zu kommen, denn ich hätte diese unhöflichen Banausen nicht an mir vorbeigelassen. In manchen Aspeketen is Graz eben doch noch ein Dorf.
WLDN
Wie begonnen, so endete Las Strada 2019: In der Oper
WLDN Tänzer
Soweit meine persönlichen Favoriten, denn das gesamte Angebot wahrzunehmen, gestaktete ohnedies immer schwierig. Dann müsste in der dichten Abfolge auch noch das Wetter mitspielen. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass die Spielzeit zu kurz ist. Auch so manch ein Bekannter bekundete, dass er sich heuer etwas anschauen wollte, als es – husch und weg – auch schon wieder vorbei war.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts begehen fünf Jungs aus gutem Hause, die dem Okkulten huldigen, ein scheußliches Verbrechen. Daraufhin werden sie einem alten Kapitän anvertraut, der ihnen auf seinem Kahn mit harter Hand wieder Zucht und Ordnung beibringen soll. Von der Schikane zermürbt und mit den Kräften am Ende proben sie den Aufstand – und stranden auf einer Insel voller bizarrer Gewächse, von der eine mysteriöse Kraft ausgeht. Nach einiger Zeit beginnt ihr Zauber, sie zu verändern… www.filmgarten.at/wildboys
Les garçons sauvages
Mit: Pauline Lorillard, Vimala Pons, Diane Rouxel, Anaël Snoek, Mathilde Warnier. Regie und Buch: Bertrand Mandico. Kamera: Pascale Granel. Musik: Pierre Desprats, Hekla Magnusdottir.
Frankreich 2017. 110 Min. 1:1,66. Farbe / s / w. DCP. Französisch, Englisch. Originalsprache mit deutschen Untertiteln.
Großer Preis der Jury, Festival du film independant de Bordeaux – Mario Serandreis Preis – Internationale Filmfestspiele von Venedig – etc.
Samstag. Vida Noa, Karmic, Gnackwatschn und der großartige Australier Dub FX füllten am bis dato heissesten Sommertag die Wiese vor der Soundportal Bühne der Grazer Version des Wiener Donauinselfestes.
Mittwoch. Das alte Sprichwort „Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.“ trifft für diesen Artikel voll ins Schwarze, denn am Samstag war das Fest, am Abend habe ich das Dub FX Video bearbeitet und das Schreiben des Artikels, den ich im Kopf hatte, für andere mir wichtige Dinge um vier Tage verschoben. Aber nun ist der Kopf leer, das Eisen kalt, die Worte, die ich für das Fest gesammelt hatte scheine ich ausgeschwitzt zu haben.
Vielleicht helfen einige Handyfotos auf die Sprünge?
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Tatsächlich, mit den Visuals kommen auch Erinnerungen, z.B. an das Gespräch mit Vida Noa, der schlanken großgewachsenen Architektin aus Graz, die seit 1992 schon „ehrliche texte mit ohrwurmqualität“ macht, aber jetzt erst ihr Debütalbum herausgebracht hat. Ich bot ihr an, es in Gangway Music zu besprechen, worauf sie – real neben mir sitzend mit einem Köfferchen voller CDs – meinte, ich könne ihr ja eine Mail schreiben und das Album herunterladen. Das war das Ende der Rezension.
Während Karmic’s bunte Frauen ihre Poplieder sangen (die Band ist aus Kalifornien mit einer privaten Verbindung nach Klagenfurt) und der ewig lange Bassist seine weissen Zähne herzeigte, machte ich von meinem Backstage Bändchen Gebrauch (alles auf dem Fest war bei freiem Eintritt, nur für die Künstlerbereiche musste sich die Presse akkreditieren) und sah mir das Fest aus der Bühnenperspektive an. Die Sonne heizte auf die menschenleere Wiese, da ein Großteil des jungen Publikums im Schatten wartete.
Bei Gnackwatschn kamen sie dann hervor und tanzten zu Ska. Deren Bassist war etwa halb so groß wie sein Vorgänger, aber ebenso heiß.
Das Ein-Mann-Orchester Dub FX mit den Live-Loops aus Melbourne begeisterte schließlich jeden (und sogar mich) mit Hip-Hop und Rap durch viel Straßenmusik erprobte Präzision in den energiegeladenen Stücken bis schließlich sein Midi den hohen Temperaturen auf der Bühne nicht mehr gewachsen war. Einige Kontrollen der Verkabelung und Neustartversuche später stoppte ich die Videoaufzeichnung und ging.
Ich habe keine Ahnung, ob die Technik schließlich wieder funktionierte oder nicht (the show must go on) aber ein Bandmitglied der nächsten Gruppe (The Uptown Monotones, die ihre neue EP in der Aftershowparty im p.p.c. präsentierten) erzählte am nächsten Tag am Schotterteich nur von einer „sehr langen Nacht“. Und die liegt in meinem Alter und Zustand in der Schlafenszeit die mir das iPhone einteilt.
Noch ein Wort zur Location Volksgarten. Geht nicht aufs Klo! Und wenn eure Blasen platzen, nur mit Atemmaske. Oder trinkt nicht so viel Bier! Die vom Besucherandrang hoffnungslos überforderten öffentlichen Toiletten waren bis zum Rand vollgeschissen und verbreiteten eine dementsprechende Atmosphäre. Nächstes Jahr wird man gern wieder am Originalschauplatz sein Bier entsorgen.
UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay und Jazzpianist und UNESCO-Botschafter Herbie Hancock kündigten heute das Programm für den International Jazz Day 2019 an, der diesmal in Australien gestartet und in über 190 Ländern der Welt gefeiert wird. Europas öffentlich-rechtliche Radios beteiligen sich im Rahmen des Euroradio Jazz Day, und Ö1 wirft 24 (!) Stunden lang „eigene Schlaglichter“ auf den Jazz. Es wird weltweit Tausende von Konzerten an diesem Tag geben. Da dürfen wir freilich nicht fehlen und liefern prompt unseren Beitrag heimischer Provenienz. Heimisch weltmeisterlich!
Di., 30. April 2019, Beginn: 20:00 Uhr
MAU-SI
Christian Maurer – saxes Primus Sitter – guitar Robert Riegler – bass Herbert Pirker – drums
Chill the rock and jazz it! Schöner könnten auch wir es anlässlich des Internationalen Tag des Jazz nicht sagen. Und originell wie wir nun einmal sind, haben wir uns dazu eine musikalische Liaison angelacht, die so alt ist wie das Stockwerk selbst. Welches wiederum – so pfeifen es längst die Spatzen vom Haus am Jakominiplatz – heuer drauf und dran ist, sein 25-jähriges Betriebsjubiläum zu feiern. Ebenso lange besteht also die Seelenverwandtschaft von Christian Maurer und Primus Sitter, beide längst anerkannte Jazzpersönlichkeiten im Lande.
Seit 2005 spielt der Gitarrist Primus Sitter auch im Upper Austrian Jazz Orchestra von Christian Maurer, dem Sopran- und Tenorsaxophonisten der Bandlegende Saxofour.
Bald entstand die zwingende Idee, die Musikwelten der beiden in flexibler Quartettformation zu verbinden. Da Maurer und Sitter auch kompositorisch zugange sind, war auch ein essentieller Punkt am Weg zur unverwechselbaren Gestaltung der gemeinsamen Basis schnell gefunden.
Mit Robert Riegler und Herbert Pirker kommt zudem eine Rhythmusgruppe zum Einsatz, die den Bogen zwischen Tradition und Moderne in schlüssiger und persönlicher Weise zu spannen vermag. Im Oktober 2010 war MAU-SI damit immerhin schon im legendären Blues Alley in Washington und im New Yorker Nobeletablissement Dizzy’s zu Gast. Allerdings könnten die vier international versierten Haudegen wieder einmal eine CD nachlegen, immerhin sind seit Umatschaka (mit Startrompeter Jack Walrath) auch schon wieder elf Jahre ins Land gezogen. Otmar Klammer