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Bücher & Themen Artikel online seit 08.11.12 |
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Es gab eine Zeit, da führten Staaten Kriege gegen andere Staaten, die Fronten waren klar, Strategien wurden auf dem Reißbrett entwickelt und Armeen in die Schlacht geschickt. Es gab eine Zeit, da wurden Kriege gewonnen oder verloren. Es gab eine Zeit, da kämpften Soldaten eines Kriegsherrn gegen die eines anderen. Diese Zeit ist endgültig vorüber. Nur Kriege wird es weiterhin geben. Aber sie sind nicht mehr das, was sie einmal waren: Ein Duell von ebenbürtigen Gegnern, das nach bestimmten Regeln geführt wurde. Was also zeichnet die Kriege von heute aus? Armin Krishnan wirft einen Blick auf die Kriege des 21. Jahrhunderts, die vom Prinzip der gezielten Tötung beherrscht werden. Offiziell gilt die gezielte Tötung von politischen Gegnern als Maßnahme zur Terrorismusbekämpfung. Die Abgrenzung zum politischen Mord ist schwierig, da die gezielte Tötung als Begriff dem Völkerrecht unbekannt ist. Krishnan konstatiert, gezielte Tötungen fänden in fast allen Kriegen systematisch Anwendung. Insbesondere die USA, Israel, Großbritannien und Russland machten von ihr Gebrauch. Sie spiele eine zentrale und strategisch entscheidende Rolle bei allen militärischen Auseinandersetzungen. Geheimdienste und Spezialkräfte Krieg führender Staaten werden dazu ausgebildet, gezielt zu töten, getreu dem Motto: Find, Fix and Finish. Es geht vor allem darum, bestimmte Individuen gezielt zu liquidieren. Mit der Agentenromantik von James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt hat dies alles allerdings wenig zu tun. Die bevorzugte Waffe realer Geheimdienste ist die - rechtlich äußerst umstrittene - Drohne, deren Einsatz in den kommenden Jahren weiter zunehmen dürfte. Krishnan stellt jedoch fest, dass die große Mehrzahl der Operationen fehlschlägt, weil oft unklar bleibt, wer eigentlich der Feind ist. Die Erfassung und Überwachung verschiedener Individuen bliebe weiterhin ein kaum lösbares Unterfangen und führe letztlich dazu, dass Dritte-Welt-Konflikte in den Westen getragen würden. Das Buch ist reich an Beispielen und Methoden dieser modernen Kriegsführung, die laut Autor auch die Zukunft der Kriege bestimmen werde. Historisch betrachtet zogen bereits die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse Individuen juristisch zur Verantwortung. Einzelpersonen und nicht mehr ganze Staaten als Kriegstreiber und -verbrecher anzusehen ist ohne Zweifel eine differenzierte Betrachtung des Kriegsgeschehens, machte es andererseits wiederum erst möglich, gegen Individuen auch gezielt militärisch vorzugehen. Nimmt man diese Entwicklung und stellt sie neben eine zweite, nämlich die Guerilla-Taktik vieler kriegerischer Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts, wird die Entwicklung der neuen Kriege klarer.
Die These von den neuen
Kriegen ist im Grunde seit Vietnam virulent, weil es sich bereits hierbei um
einen „Krieg ohne Fronten“ (Greiner) handelte. Krieg gegen Einzelne ohne klar
umrissene Grenzen, begünstigt durch moderne Kommunikationstechnologien sind jene
Charakteristika, die nach dem Kalten Krieg besondere Bedeutung bekommen haben.
Denn seit 1989 rückten neue Bedrohungen, insbesondere der internationale
Terrorismus, in den Fokus militärstrategischer Überlegungen. Die Entwicklung
moderner Waffensysteme, zu der auch die Drohne gehört, machte es möglich, dieser
Gefahr mit staatlich legitimierten Mitteln zu begegnen. Doch ist, wie Krishnan
darlegt, die Frage nach der Legalität solcher Kriege rein akademisch, da die
Staaten in der Regel nicht zur Rechenschaft gezogen werden (können). Die
moralische Rechtfertigung lautet in der Regel, man wolle das Leben von
Unschuldigen retten. Die Kritik entgegnet dem, dass dann nur andere Unschuldige
zu Schaden kommen. Der Einsatz von Drohnen sei zudem ein Todesurteil gegen
Individuen, die als Staatsfeinde deklariert werden. Die militärische
Effektivität sei darüber hinaus mehr als fragwürdig und führe bloß zu einer
neuen Eskalation der Gewalt, die das Buch sehr eindringlich diskutiert und so
für die Problematik aller Kriege sensibilisiert. |
Armin Krishnan |
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