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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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»Diese Notizen erstatten Bericht über einen Moment, der fast ohne Zeugen von außen stattgefunden hat: die letzten Tage der Erhebung eines Teils der Stadt Homs gegen das Regime Baschar al Assads.« Eingeschleust von Aufständischen und immer in ihrer Obhut konnte Littell Ende Januar zwei Wochen lang beobachten, wie sich der Kampf zwischen Aufständischen und Regime entwickelt und vor allem welche Auswirkungen er auf die syrische Gesellschaft hat. »Man könnte sagen, dass sich die syrische Gesellschaft verdoppelt hat, dass im Land inzwischen zwei Parallelgesellschaften existieren, die in tödlichem Konflikt miteinander stehen.« Diese Aussage gilt heute ebenso wie vor einem halben Jahr. Bei Littell erfährt man auch, warum sich in den vergangenen Wochen und Monaten Berichte über ausländische Kämpfer in Syrien häuften, denn schon vor einem halben Jahr sagten ihm die Aufständischen, dass sie den Konflikt internationalisieren würden, wenn die Welt weiter tatenlos bleibe. Es ist zu befürchten, dass die Ausrufung des Dschihad, des heiligen Krieges, nicht mehr auszuschließen ist. Erschütternd ist Littells Augenzeugenbericht aber vor allem in seinen Einblicken in den Alltag des Krieges. Im wahrsten Sinne des Wortes hat sich der Franzose todesmutig in den Straßen von Homs bewegt, sich stets der Tatsache bewusst, dass er als westlicher Infiltrant und Begleiter der Aufständischen Weise gefährdet war, von einem Scharfschützen ins Visier genommen zu werden.
»Sie
schießen auch auf Kinder. Für nichts und wieder nichts. Außer um dieses
widerspenstige, verfluchte Volk zu strafen, das schuldig ist, sich nicht beugen,
seinem Herrn und Meister nicht widerspruchslos gehorchen zu wollen. Um es auf
kleiner Flamme zu strafen.« Auch wenn Littell mehr Informationen über die Untaten der Regierungssoldaten sammelt, etwa dass sie Gefangene – wenn sie denn welche machen – mit Stromkabel und Reifenteilen prügeln oder mit Absicht auf Kopf und Wirbelsäule schießen, bleibt er dennoch kritisch den Informationen gegenüber, die er von den Aufständischen bekommt. Er übernimmt nichts ungeprüft, will das Geschilderte selbst sehen oder andere finden, die es gesehen haben. Der Franzose lässt sich auch nicht instrumentalisieren oder einnehmen, bleibt auch gegenüber seinen „Gastgebern“ skeptisch. Man kennt dies aus seinen journalistischen Berichten von den Kämpfen im Kaukasus oder Georgien, die ihre Nachhaltigkeit aus der Neutralität des Autors ziehen.
Jonathan Littell
beschreibt in seinen Notizen aus Homs den rücksichtslosen Häuserkampf beider
Parteien und belegt das systematische Morden der Regierungstruppen ebenso wie
die Racheaktionen der Aufständischen. Das Leiden der Zivilbevölkerung lässt ihn
seine Stimme gegen die internationale Tatenlosigkeit erheben angesichts des
Horrors, der sich in Syrien vor den Augen der Welt abspielt. |
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