
Kierkegaard um 1840
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Alles lärmt
Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen
von Søren Kierkegaard
... und wie man von einem hochprozentigen Getränk
sagt, es bringt das Blut und Wallung, so ist in unserer Zeit alles.
Selbst die unbedeutendste Handlung und die nichtssagendste Mitteilung, bloß
darauf ausgerichtet, die Sinne zu erschüttern oder die Masse, die Menge, das
Publikum, den Lärm zu erregen!
Und der Mensch, dieser gescheite Kopf, ist gleichsam schlaflos geworden, um
immer neue Mittel zu erfinden, um den Lärm zu verstärken und mit größtmöglicher
Hast und im größtmöglichen Maßstab den Krach und das Nichtssagende zu
verbreiten.
Ja, das Umgekehrte ist sicher bald erreicht: Die Mitteilung ist bald auf das
niedrigste Niveau an Bedeutung gebracht, gleichzeitig haben die
Mitteilungsmittel wohl das höchste Niveau an Schnelligkeit und alles
überschwemmender Verbreitung erreicht; denn was hat wohl solche Eile
herauszukommen, und auf der anderen Seite, was hat denn eine größere Verbreitung
als: Gequatsche! O, schafft Stille!
Aus: Erbauliche Reden 1850/51.
Artikel
online seit 31.01.15
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