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Bücher & Themen Artikel online seit 12.12.12 |
Keine Rolltreppen im Himalaya
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Das größte Problem an großen
Denkerinnen und Denkern (weniger: Autorinnen und Autoren) sind ihre Leser
(weniger: Leserinnen). Ich schicke diesen umständlichen Exkurs voran, weil ich auch nach sorgfältiger Lektüre und ausgiebigem Grübeln nicht weiß, wem dieses Buch zu empfehlen ist und wem ich davon abraten muss: Ansgar Lorenz und Reiner Ruffing stellen in der Reihe »Philosophie für Einsteiger« des Wilhelm Fink Verlags Theodor W. Adorno in Arial 12pt auf 94 Seiten DIN A4 vor. Eine auch für Minderjährige zugelassene Rolltreppe gen Nietzsche und Foucault haben sie ebenfalls errichtet, wie auch der Verlag mit Richard Osbornes Bildergeschichte für Philosophie-Einsteiger Erfahrungen im Wegweisen hat.
Lorenz und Ruffing beginnen
mit Adornos Tod in der dünnen Luft der Schweizer Alpen am 6. August 1969. Dieser
Einstieg ist aus zwei Gründen naheliegend: Erstens haben große Philosophen nicht
im Liegen an Altersschwäche zu sterben, sondern mit ihrem Tod von ihrer
Profession zu künden, schließlich bedeutet Philosophie nach Montaigne
Sterbenlernen. Zweitens und diesmal ganz und gar unironisch (oder halt doch, ein
bisschen) bündelt sich in Busenattentat und polizeilich verfügter Hörsaalräumung
die zeitgemäße Tragik von Adornos Denken. Anders als Proust ersparen Lorenz und Ruffing dem Leser nicht die Beschämung, »sich für gescheiter zu halten als den Autor«. Wer diesen Herrn Adorno bereits näher kennt (und sei es auch nur aus der Wikipedia), hat auf jeder Seite drum den Glücksmoment des Besserwissers, da jeder Gedanke, jede Begegnung und jedes Stichwort auf einer halben Seite abgehandelt wird. Dabei wird meist ausführlich Adorno zitiert, für mehr als grob einordnende Sätze ist dann schon kein Platz mehr (Arial 12pt!!). Überhaupt wird der Adorno-Leser die Nase rümpfen über den Versuch, »Teddys« Denken »witzig und verständlich« zu erklären und dabei »manches liebenswert Schrullige« entdecken zu dürfen. Fun ist und bleibt nunmal ein Stahlbad. Aber der Band aus der Reihe »Philosophie für Einsteiger« will nun einmal erklärtermaßen Neulinge an TWA hin-, heran- und einführen. Damit beginnen die Schwierigkeiten mit diesem Buch aber erst, denn wer ein Buch bloß kauft, um sich überlegen zu fühlen, hat seinen Adorno nicht recht verstanden.
Es ist eingedenk der eingangs
skizzierten Belagerung von Denkerinnen und Denkern durch ihre Anhänger recht und
billig, jedem, der willig und verständig ist, einen Weg vorbei, drunterdurch
oder hintenrum zu bahnen. Dies weniger, weil die nach Lehrstuhlerklimmung
überfällige mehrhundertseitige Einführung in das Denken des jeweiligen
philosophischen Hausgotts der beamtisch sichere Weg des Professors zu
Wikipedia-Unsterblichkeit ist. Nein, wenn ein Denken auch jenseits der
Deutungskartelle und ihrer Fortsätze im Feuilleton wirksam werden soll, braucht
es auch solche unakademischen Klappleitern für den Einstieg.
Gleichwohl scheint diese
Einführung in Adornos Denken sich noch am ehesten an die Klientel der
Philosophie-Leistungskurse – neben Leserinnen und Lesern mit eingeschränktem
Sehvermögen – zu richten. Allerdings sei zweierlei dringend empfohlen: |
Ansgar Lorenz,
Reiner Ruffing
Michel Foucault
Friedrich Nietzsche |
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