Goethe Annual Lecture 2020
Sharon Dodua Otoo

Mit der Goethe Annual Lecture knüpfen wir an die Tradition unserer bisherigen Reihe, der Brady Lecture, an. Wir laden renommierte Redner*innen dazu ein, ihre Ansichten zu Themen mit uns zu teilen, die wir im Rahmen unserer Kulturarbeit behandelt, und sich zu drängenden Fragen zu äußern, mit denen die Gesellschaften in Großbritannien, Deutschland und aller Welt konfrontiert sind.

„Eine Art Morgen“: Ehrung der Visionen Schwarzer feministischer Autor*innen

Sharon Dodua Otoo gab der Goethe Annual Lecture eine beeindruckende Eröffnung durch die Ergründung der Strukturen, die zur Ausgrenzung Schwarzer feministischer Autor*innen beitragen, sowie der Bedeutung, die diese Autor*innen für Otoo als Mensch und Autorin, und für die (literarische) Welt haben.

Das kreative Schreiben Schwarzer Feminist*innen hat revolutionäres Potenzial. Es stellt etablierte Ansichten über Gender, Sexualität, Rassifizierung auf den Prüfstand und erweitert die Blickwinkel des Literaturpublikums der heutigen Zeit. So entwerfen Schwarze feministische Autor*innen eine differenziertere und radikal vielfältigere kulturelle Identität.
Allerdings wird Schwarzen feministischen Autor*innen nur selten die Unterstützung, Anerkennung und kritische Rezeption zuteil, die ihre männlichen Kollegen genießen.

Sharon Dodua Otoo bei der Goethe Annual Lecture 2020

Goethe Annual Lecture 2020
Das Ende des White Gaze

In ihrer Rede Eine Art von Morgen ehrt die Britin Sharon Dodua Otoo ihre literarischen Vorfahr*innen und Mentor*innen Toni Morrison, May Ayim, Bernardine Evaristo und Buchi Emecheta. Gleichzeitig prangert sie die strukturellen Defizite und den Rassismus an, die dafür sorgten, dass eben diese Autorinnen zu ihren Lebzeiten nicht das Lob erhielten, das sie eigentlich verdient hätten. Otoos Rede kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt: Das Jahr 2020 war geprägt von der Black-Lives-Matter-Bewegung. Überall auf der Welt gingen Schwarze Menschen auf die Straße, um für ihre Rechte und gegen ihre anhaltende Diskriminierung zu kämpfen. Eine Diskriminierung, die sich auch im Literaturbetrieb und im Umgang mit Schwarzen Autor*innen wiederfindet.