Jahr: 2013

Afrikanisches Ultrazentrifugenmassaker

Wolfgang Herrndorf war einer der aufregendsten Literaten der jüngsten Zeit. Im Sommer nahm er sich nach langer Krankheit das Lebens. Mit seinem letzten Buch, dem Thriller »Sand«, spielte er mit Verfolgungswahn und Gedächtnisverlust und gewann den Preis der Leipziger Buchmesse. Der Deutsche Buchpreis blieb ihm verwehrt.

Echos aus dem Jenseits

Ein stiller Ort in der Einsamkeit der mexikanischen Steppe. Der Wind treibt den Sand durch die in der Mittagshitze glühenden Straßen. An diesem Ort wohnt das Grauen: »Pedro Páramo«. In dem lateinamerikanischen Klassiker verschwimmen die Grenzen zwischen Leben und Tod, Diesseits und Jenseits, Erzählung und Subtext. Grandios und unheimlich. 

Ein Mosaik der Natur in Schwarz-Weiß

Der brasilianische Fotograf Sebastião Salgado ist jahrzehntelang durch die Welt gereist und hat neben den menschgemachten Abgründen die faszinierende Schönheit unseres Planeten mit seiner Kamera festgehalten. Am Ende obsiegte die Faszination an der Größe der Natur über die Erinnerung an die menschlichen Grausamkeiten. Der Bildband »Genesis« erzählt davon. So schön war Natur noch nie.

Die Arten des Augenschließens

Die Leistungsgesellschaft wirft dein Einzelnen auf sich selbst zurück und zwingt ihn, sich ständig selbst auszubeuten. Dieser zerstörerische Narzissmus hat verheerende Konsequenzen. Vertrauen schwindet, das Interesse am Anderen geht verloren und das Individuum versinkt mehr und mehr in der Leere der Erschöpfung. Der Philosoph Byung-Chul Han lässt uns die Gesellschaft, der wir uns ausliefern, verstehen.

Der gläserne Bürger

Gemeinsam fordern die Schriftsteller Juli Zeh und Ilija Trojanow Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die Ausspähung der Bürger durch den amerikanischen Geheimdienst zu unterbinden. In ihrer provokanten Streitschrift »Angriff auf die Freiheit« riefen sie schon 2009 dazu auf, dem Ausverkauf der Privatsphäre den Kampf anzusagen.

Ich bin Schriftsteller und verwende alles

Kaum ein Enthüllungsbuch erschütterte den Mikrokosmos der High Society so sehr, wie Truman Capote’s Romanfragment »Erhörte Gebete«. Das in der Zürcher Werkausgabe neu übersetzte unvollendete Buch ist Capotes Abrechnung mit der globalen Schickeria, die sich seit Erscheinen seines Erstlingsromans »Andere Stimmen, andere Räume« um das »literarische Wunderkind« gescharrt hat, um im Licht seines Ruhmes auch etwas heller zu strahlen.