Zitate zum Rap aus Signifying Rappers von David Foster Wallace und Mark Costello
- Der »Rhythmus« liefert, was den Rap grundlegend definiert: Tanzbeats, die dem Körper unbegrenzte Möglichkeiten bieten, rhythmisch vermählt mit komplex betonten Texten, die in Message und Metrum klarmachen, dass die Dinge jetzt nie anders sein können als das, was IST.
- »Echter« Rap – eine einzigartige amerikanische Großstadtmischung aus Funk, Electro-Reggae, »Hardcore«-Rock von Jugendlichen für Jugendliche und der »Lyrik aus der schwarzen Wirklichkeit« der afroamerikanischen Dichter der frühen 70er wie Nikki Giovanni, The Last Poets etc. – hat, seit er in den späten 70ern von den Platten scratchenden Händen eines Afrika Bambaataa und seiner Zulu Nation, der Sugarhill Gang, Kool Herc und seinen gebieterischen Roboter-Herculords und Grandmaster Flash ausgetragen wurde, seine wahren Wurzeln immer in der ’Hood gehabt, dem Underground schwarzer Gangs, hat aus der Kloake Bäume wachsen lassen. Schwarze Musik von Schwarzen für Schwarze.
- Zu Rap zu tanzen, fällt Außenstehenden leicht; ihn zu ergründen, fällt schwer, haben Sekundärliteratur zur Rap-Kritik gelesen
- Denn Rap, ob nun fruchtbar oder steril, ist die einsame Speerspitze aktueller Popmusik, das Neue, das Unbekannte, das sich dem Gehirn entzieht, während der Körper schon mitwippt.
- Weil Rap sich als synekdochisch präsentiert: seine duale Identität sowohl als Kopf als auch als Körperteil und dass er sowohl zum Publikum als auch für das Publikum spricht, machen einen gewaltigen Teil der Autorität aus, die er in jeder Nummer geltend macht. Und eben weil die
- Synekdoche ein symbolisch so gewaltig aufgeladener Teil ist, eignet sie sich hervorragend für das begriffliche Aufnehmen, Einschließen und Repräsentieren dessen, wovon sie selbst ein Teil ist.
- Rap / HipHop ist die tonangebende Kraftlinie dieser Explosion, dieser Anderen Nation mit ihrer eigenen, vielgestaltigen Stimme; eine so beängstigende Ausdrucksform, dass sie Massen zusammenschweißt und anführt. Interessierte Weiße können in günstigen oder unvermeidbaren Augenblicken nur durch ein Fenster starren, dessen kugelsicheres Glas den Blick auf das freigibt, was uns aufatmen lässt, dass da Glas ist. Die Hölle kennt nicht das Paradox einer Angst, für deren Durchleben wir auch noch zahlen.
- Zu Rap zu tanzen, fällt Außenstehenden leicht; ihn zu ergründen, fällt schwer.
- Rap ist trotz allem eine Kunstform, wo Scheiße und Wichser und Fotze aus bloßer Gewohnheit Akzente setzen.
- Rap ein Genre ohne Harmonien und Kontrapunkt, ohne Melodie und mit zweifelhafter Ästhetik.
- … war Rap / HipHop der erste bedeutende amerikanische Pop, der digitale Aufnahmetechnik und Mischtechnik auch in der Seele, der Komposition von Musik verwendete statt nur als Hochkunstgeste.
- Der Rapper als Scherzkeks, der listenreiche Seefahrer, der shakespearesche Narr, der pikareske kleine Held, der seinen Scharfsinn und seine Rap-Kreativität nutzt, um stärkere und besser bewaffnete Gegner aufs Kreuz zu legen (hier sind die Feinde immer entweder andere B-Boys oder die Polizei)
- Kraft, Scharfsinn und formale Raffinesse des Rap sind das, worüber jeder schäbig gekleidete Zuschauer am Fenster ohne Außenseiterstatus einen ästhetischen Zugang zu dieser Musik suchen muss und wird, die laut Selbstdefinition nicht für ihn bestimmt ist. Der draußen stehende Zuhörer muss Rap also nicht nur als Autorität anerkennen, sondern er muss diesen Rap als Geschichte lesen.
- Rap ist der selbstbewusste Selbstbewusstseins-Loop, an dem universitäre Feministinnen und Dekonstruktivisten ihre kindische Freude haben
- Rap ist der blutige Pulli.
- Trotz all der aufregenden formalen Innovationen und Transformationen des Rap besteht seine gewaltige Qualität für uns letztlich darin, dass er das erste Popgenre ist, das sich einer eigenartigen amerikanischen Verzweiflung stellt, einer Verzweiflung, für die populäre Musik, vielleicht populäre Kunst überhaupt, nicht länger ein Palliativ sein kann
- Der Soft-Rap ist der Lovesong der Postmoderne
- Rap ist tatsächlich so »schräg«, wie es nur eine Kunstform von nach 1950 Geborenen sein kann: Rap ist ZEITLOS: Das Hier und Jetzt des Raps ist immer hier und jetzt: Eine Musik ohne Futur kann nur unsterblich sein
David Foster Wallace & Marc Costello: Signifying Rappers. Warum Rap, den Sie hassen, nicht Ihren Vorstellungen entspricht, sondern scheißinteressant ist und wenn anstößig, dann bei dem, was heute so abgeht, von nützlicher Anstößigkeit
Aus dem amerikanischen Englisch von Maria Hummitzsch und Ulrich Blumenbach
Verlag Kiepenheuer & Witsch 2014
240 Seiten. 12,99 Euro
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Daniel Max: Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte
Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Kemper
Verlag Kiepenheuer & Witsch 2014
512 Seiten. 24,99 Euro
Hier bestellen
Seiten: 1 2
[…] Im Sommer 1989 sitzt der 27-jährige David Foster Wallace an einem Text über Produktion und Konsum von Pornographie, als ihm ein anderes Thema in den Schoß fällt. Auf einer Podiumsdiskussion soll er eine flammende Rede zur Verteidigung des Rap gehalten haben, im Sinne von Rapper würden in ihrem Lebenshunger, ihrer Authentizität und Sprachgewandtheit dem postreaganschen Amerika die dringend nötige Kopfwäsche verpassen. Was DFW mutmaßlich sagen wollte, kann man viel besser und ausführlicher in dem Buch Signifying Rappers. Warum Rap, den Sie hassen, nicht Ihren Vorstellungen entspricht, sondern scheißinteressant ist und wenn anstößig, dann bei dem, was heute so abgeht, von nützlicher Anstößigkeit (Kiepenheuer & Witsch. 240 Seiten. 12,99 Euro) nachlesen, an denen jeder seine Freude haben wird, der DFW aufgrund seiner Genialität liest. Die ausführliche Besprechung finden Sie hier. […]
[…] und Mark Costello in dem Dokument ihrer eigenen Erkundungen der Szene mit dem eingängigen Titel Warum Rap, den Sie hassen, nicht Ihren Vorstellungen entspricht, sondern scheißinteressant ist und … eindringlich beschreiben. Darin heißt es: »Rap, ob nun fruchtbar oder steril, ist die einsame […]
[…] unter anderem von Carola Saavedra, Shani Boianjiu, Beatriz Bracher, Helen Walsh, Jessica Keener und David Foster Wallace. Sie ist Mitglied im Vorstand des Verbands deutschsprachiger Übersetzer […]
[…] Amerikaner gilt neben Thomas Pynchon als einer der wichtigsten Postmodernisten, unter anderem David Foster Wallace, Jonathan Franzen und Donald Antrim soll er beeinflusst haben. John Banville nennt ihn den […]
[…] Amerikaner gilt neben Thomas Pynchon als einer der wichtigsten Postmodernisten, unter anderem David Foster Wallace, Jonathan Franzen und Donald Antrim soll er beeinflusst haben. John Banville nennt ihn den […]