Das Bewahren einer konsistenten Erzählung ist dem japanischen Regisseur Sabu besser gelungen. In seiner himmlischen Farce Chasuke’s Journey erzählt er die Welt als Werk engelsgleicher Schriftsteller, die die menschlichen Schicksale als Drehbücher verfassen. Chasuke ist ein Diener der göttlichen Autoren, serviert Tee und hilft im Zweifel mit »avantgardistischen« Ideen aus.
Eine solche wird ihm auch zum Verhängnis, da sein Vorschlag dazu führt, dass das Leben der schönen Yuri zu einem schnelleren Ende zu führen droht, als in der konventionellen Geschichte vorgesehen. Ihr Tod kann nur verhindert werden, wenn Chasuke vom Himmel herabsteigt und in die Schicksalsbücher eingreift. Der Autor von Chasuke’s Drehbuch unterstützt ihn dabei.
Dabei macht es sich Chasuke auf der Erde aber nicht einfach, da er, statt sich auf seine Mission zu konzentrieren, beginnt, seine himmlischen Kräfte dafür einzusetzen, die den Menschen zugeschrieben Schicksalsschläge auszumerzen. Er macht Blinde wieder sehend, Taube hörend und lässt Gelähmte wieder gehen. Ganz nebenbei legt er sich noch mit einer Yakuza-Gang an, die in der nicht weiter benannten Stadt die Unterwelt dominiert. Dabei wird seine eigene Vergangenheit geweckt und zu seiner überirdischen Geschichte fügt sich noch eine ganz weltliche Biografie.
Das Eingreifen in die göttliche Ordnung ist grundsätzlich nicht vorgesehen, weshalb sich Chasuke und sein göttlicher Schreiberling den Ärger der gesamten Schicksalslegionen zuziehen. Diese schreiben in die Drehbücher ihrer Schützlinge diverse Hürden für Chasuke hinein, so dass er sich bald nicht nur mit seinen irdischen Feinden konfrontiert sieht, sondern auch mit den Götterboten.
Sabu, der seit den späten neunziger Jahren immer wieder auf der Berlinale vertreten ist, hat den Wettbewerb um die Bären mit einem satirischen Roadmovie zwischen Himmel und Erde abgeschlossen, der mit witzigen Dialogen und abenteuerlichen Wendungen zu unterhalten versteht. Kurz klingt sogar eine Tarantino’sche Qualität an, die der Film jedoch leider nicht durchhalten kann.
Sowohl bei Gone with the Bullets als auch bei Chasuke’s Journey ist ordentlich etwas los. Es sind wahre Räuberpistolen, die unterhalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.