Colin Firth setzt in Michael Grandages »Genius« dem Lektor von Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald und Thomas Wolfe ein Denkmal.
»Ich mag keine Filme, ich mag Bücher«, sagt die Tochter des legendären Lektors William Maxwell Perkins zu Beginn von Michael Grandages Hommage an die amerikanische Literatur. Was wäre die amerikanische Literatur ohne Ernest Hemingway, F. Scott Fitzgerald oder Thomas Wolfe? Hätte es einen Jack Kerouac, einen Alan Ginsberg oder einen William S. Burroughs ohne die wegweisenden Werke der erstgenannten gegeben? Man darf seine Zweifel haben. Dieser Zweifel macht die Bedeutung von William Maxwell Perkins deutlich, der diese Autoren als Lektor beim Verlag Charles Scribner’s Sons betreut hat.
Auf der Basis von A. Scott Bergs mit dem National Book Award ausgezeichneter Biografie Max Perkins: Editor of Genius erzählt Michael Grandage die Geschichte des Lektors und konzentriert sich dabei auf dessen Entdeckung von Schriftstellergenie Thomas Wolfe. Er zeigt, wie jener Perkins mit Wolfe aus unübersichtlichen, tausend Seiten zählenden Konvoluten gleichermaßen poetische wie wilde Romane machte.
Dafür galt es, nicht nur die Literatur, sondern vor allem den exaltierten Schriftsteller, verkörpert von Jude Law, zu zähmen. Entsprechend setzt Grandage diesen von Colin Firth gespielten Lektor als klugen und bedächtigen Dompteur in Szene, der den wilden Momenten seines Autors Raum gibt, aber auch weiß, wann er die Peitsche herausholen muss, um ihm Einhalt zu gebieten. Man sieht die beiden über die Seiten gebeugt, wie sie um Wörter, Zeilen, Absätze und ganze Seiten streiten, wie sie miteinander über die Bedeutung von Form und Inhalt streiten. Es gibt im Film eine schöne Szene in einem Jazz-Lokal, in dem sich Wolfe als derjenige Autor darstellt, der den Rhythmus, das Tempo und die Unmittelbarkeit der Musik in die Literatur gebracht hat, der Henry James mit seinem Namen ablösen werde.
Tatsächlich kann man das so lesen, so wie Kerouc Wolfe, Roth Kerouac und Franzen Roth abgelöst haben. Literatur ist wie ein Fluss, deshalb passt hier auch Wolfes »Legende vom Hunger des Menschen in seiner Jugend«, wie der Untertitel seines Romans Von Zeit und Fluss, so wunderbar. Das Thomas Wolfe in diesen Strom springen und mitschwimmen konnte, hat er Max Perkins und seiner freundschaftlichen Treue zu verdanken. Dem Lektor setzt nicht nur dieser Film, sondern vor allem Collin Firth ein Denkmal, indem er seine Figur mit großer Zurückhaltung und Bescheidenheit spielt und ihr dadurch eine starke Präsenz gibt. Darüber hinaus macht Genius Lust, noch einmal zu den amerikanischen Klassikern zu greifen und der Lust nachzuspüren, mit der diese Autoren ihr Land und seine Menschen erkundeten.
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