Film, Literatur

Von Dompteuren und Sinnsuchern

Tolle Bilder, schwierige Erzählung. Ivo M. Ferreiras cineastische Inszenierung der Briefe aus dem Angolakrieg des portugiesischen Schriftstellers António Lobo Antunes ist gleichermaßen betörend wie verstörend.

Ein betörendes und irritierendes Bilderwerk haben der portugiesische Regisseur Ivo M. Ferreira und sein Kameramann João Ribeiro mit ihrer filmischen Verarbeitung der Briefe, die der portugiesische Nationalschriftsteller António Lobo Antunes seiner Frau aus dem Krieg in Angola geschrieben hat, geschaffen. In traumhaft schönen Schwarz-Weiß-Bildern haben sie die Landschaft Angolas eingefangen, dazwischen mengen sich Impressionen aus den Militärlagern der portugiesischen Armee, die oft schrecklich in der Dokumentation des Krieges und seiner Folgen, manchmal aber auch wunderschön sind, etwa wenn sie das gemeinsame Essen nach dem Einsatz wie Das letzte Abendmahl in Szene setzen.

Cartas da guerra | Letters from War
Cartas da guerra | Letters from War

Unter die betörenden Naturpanoramen in diesem ästhetischen Bilderreigen ist der monotone Ton unterlegt, mit dem Auszüge aus den Briefen vorgelesen werden. In diesen spricht Antunes über die Schönheit des Landes und die Anmut seiner Bewohner, er berichtet von den Zuständen in den verschiedenen Militärcamps, in denen er als Arzt eingesetzt wurde, und beschreibt die Kampfeinsätze, in die seine Einheit zog. Vor allem aber schüttet er sein vor Sehnsucht blutendes Herz aus, was seinen Höhepunkt in einer mehrminütigen Aneinanderreihung von Kosenamen für die In Portugal Zurückgelassene findet.

Antunes ist Humanist und Poet ersten Ranges, seine kritische Haltung gegenüber Krieg und Gewalt dringt wie in seinem übrigen Werk auch in seinen Briefen durch. Dennoch gerät die Schuld dieses kolonialen Verbrechens der Portugiesen vollkommen ins Abseits, wird in Cartas da Guerra – auch aufgrund der literarischen Vorlage – zur Nebensache der Wehmut und Sehnsucht des Autors. Das nimmt dem Sujet nicht nur seine Relevanz, sondern gibt diesen bezaubernd fotografierten Film auch eine verstörende Note.

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