Coming-of-Age meets political and moral discourse – so könnte man James Schamus solide Verfilmung von Philip Roths drittletztem Roman »Empörung« zusammenfassen.
Schamus, der vor zwei Jahren die internationale Jury der Berlinale leitete, hat mit Roth’ Roman Indignation (dt. Empörung) zu einer perfekten Vorlage für einen Film gegriffen. Der amerikanische Autor und ewige Literaturnobelpreisanwärter Philip Roth beschreibt darin eindringlich die beklemmende Atmosphäre am christlich-konservativen Winesburg-College, das sein Held Marcus Messner besucht, um dem Koreakrieg aus dem Weg zu gehen. Dort wird er nicht nur sein sexuelles Erwachen erleben, sondern auch als vernunftbegabter Mensch besonders herausgefordert. Dennoch wird er dem Einsatz im fernen Osten nicht entkommen, Roth Roman ist als Requiem geschrieben.
Ein einziger Satz in Roth Roman enthüllt die düstere Perspektive, die den Blick auf die Erlebnisse des jungen Messner fundamental verändert. »Körperlos in dieser Grotte der Erinnerung, erzähle ich mir rund um die Uhr in einer uhrenlosen Welt immer wieder meine eigene Geschichte und habe dabei das Gefühl, dies schon seit Millionen Jahren zu tun. Soll das wirklich immer so weitergehen – in Ewigkeit meine mickrigen neunzehn Jahre, während alles andere abwesend ist, meine mickrigen neunzehn Jahre unentrinnbar hier, permanent gegenwärtig, während alles, was diese neunzehn Jahre real gemacht hat, während alles, was einen mitten dort hineingestellt hat, ein unerreichbar fernes Trugbild bleibt?«
Dieses Trugbild baut Schamus klug auf. Zu Beginn seines Films sieht man, wie ein US-Soldat in einer Art Bunker panisch vor einem koreanischen Soldaten flieht. Man sieht, wie er die engen Gänge entlangeilt, wie er hinter einen Vorsprung auf eine Treppe spring, wie ihm der Koreaner hinterhereilt, am Fuß der Treppe stehenbleibt, ein Schuss fällt, Schnitt. Dann sehen wir, wie Marcus Messner (Logan Lerman) mit seiner Familie auf einer Trauerfeier zu Gast sind. Der Sohn einer befreundeten Familie ist im Koreakrieg gefallen. Um seinen Sohn dieses Schicksal zu ersparen, lässt ihn Vater Messner auf das Winesburg-College gehen, auch wenn dieser dort sowohl seine jüdische Herkunft als auch seine atheistische Haltung unterdrücken muss. Die Erzählung nimmt ihren Lauf, Messner wird eine leidenschaftliche Affäre mit seiner Kommilitonin Olivia Hutton (Sarah Gadon) beginnen und engagierte Debatten mit dem Leiter des Colleges Dean Caudwell (Tracy Letts) über Toleranz und Ehrlichkeit führen (die übrigens zu den Höhepunkten des Films gehören).
Schamus fängt die beklemmende Atmosphäre der McCarthy-Ära zwischen sexuellem Erwachen und politischer Kontroverse in weichgezeichneten Bildern ein. Der junge Logan Lerman spielt seine Rolle als überzeugter Rationalist, der in einer ideologisch verklärten Welt nur gegen Wände rennen kann, allerdings formidabel. Was in dem Film allerdings verloren geht ist die von Roth im Roman angelegte Blutspur, die sich von Messners Kindheit in der väterlichen Fleischerei bis in den Koreakrieg zieht.
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