Jahr: 2017

Fail better oder: Zum Schreiben berufen

Marion Poschmann besitzt eine seltene Doppelbegabung. Wie keiner anderen gelingt es ihr, die Poesie ihrer Lyrik in ihre Prosa zu übertragen und die Erzählkunst ihrer Romane in ihre Gedichte einfließen zu lassen. Mit ihrem neuen Roman »Die Kieferninseln« stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Wir sprachen mit ihr über die Faszination des Träumens, die Kraft der Melancholie und die Sysiphusarbeit des Schreibens.

Schädel, die am Meeresgrund verbleichen

Der österreichische Schriftsteller Franzobel verlässt mit »Das Floß der Medusa« seine Heimat. Eine gute Entscheidung, denn seine ansteckende Erzählung einer Seefahrt in den Untergang stand nicht nur völlig zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, sondern ist nun mit dem Bayerischen Buchpreis 2017 ausgezeichnet worden.

Das schöne Funkeln in den Augen

Maria-Christina Piwowarski von ocelot – not just another bookstore ist positive gestimmt. Dem Kulturpessimismus im unabhängigen Buchhandel setzt sie Kundenorientierung, Empfehlungskompetenz und Kooperation statt Konkurrenzdenken entgegen. Dass die Kultbuchhandlung in Berlin-Mitte inzwischen Teil eines größeren Verbunds und damit nicht mehr wirtschaftlich unabhängig ist, verschweigt sie nicht.

Raus aus der deutschen Enge

Der große Buchpreis geht in dieser Woche in die nächste Runde. Unabhängig davon, wer es mit seinem aktuellen Werk auf die Shortlist schafft, steht eines schon von vorneherein fest: die Vielfalt der deutschen Gesellschaft bildet auch dieser Buchpreis nicht ab. Dabei gibt es einige ausgezeichnete Werke, denen es gelingt, mehr Vielfalt in die deutsche Literatur zu bringen und aus der eingefahrenen deutschen Perspektive zu führen. Ihren Autoren gehört die Zukunft.

Hinreißend und bedrückend

In Sebastiáo Lelios Drama »Eine fantastische Frau« ist mit Daniela Vega eine außergewöhnliche Schauspielerin zu entdecken, die mit großer Würde die Rolle von Marina Vidal ausfüllt. Marina hieß vor Jahren Daniel und sucht nun in der neu gewählten Rolle der Frau ihren Platz in der machistischen chilenischen Gesellschaft.

Daseinspanorama zwischen zwei Welten

Was heißt es, ein Iraner in Deutschland zu sein? Shida Bazyar wagt in ihrem Debüt  »Nachts ist es leise in Teheran« einen großen Sprung, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Er führt ihre Helden von der iranischen Revolution zu den Protesten gegen die schlechte Bildungspolitik in Deutschland. Dabei erzählt sie die Geschichte einer Familie, die in zwei Generationen Flucht, Heimweh, Ankommen und Aufbruch erlebt.

Humboldts Vermächtnis

Die Humboldt-Jahre sind angebrochen. Im Juni dieses Jahres konnten wir den 250. Geburtstag von Wilhelm von Humboldt feiern, am 14. September 2019 werden wir den 250. Geburtstag seines jüngeren Bruders Alexander begehren. Das Interesse an den beiden speist sich daraus, dass sie Namensgeber des Humboldt Forums sind. Das größte und wichtigste kulturpolitische Projekt der Bundesrepublik Deutschland ist zugleich auch ein höchst umstrittenes. Weil sich hinter dem Label Humboldt nur wenig Inhaltliches, Substantielles verbirgt. Bénédicte Savoy, Professorin am Collège de France und an der TU Berlin sowie Leibniz-Preisträgerin, kritisierte jüngst in der Süddeutschen Zeitung, dass der Widerspruch zwischen den hehren Ansprüchen und der traurigen Realität offensichtlich sei. »Es sind Schlagwörter, die da verkauft werden«, so die Kunsthistorikerin im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. »Humboldt, Provenienz, Multiperspektivität, Shared Heritage. Tiefsinnige Wörter, aber was wir brauchen, ist intellektuelles Gestalten.« Vielleicht linderte eine Orientierung am Leben und Werk der beiden die konzeptionelle Not des Humboldt Forums. Darauf hat auch Gründungsintendant Neil MacGregor verwiesen, als er seine konzeptionellen Vorstellungen im November 2016 präsentierte. Seit Monaten findet sich auf den Bestsellerlisten …