Jahr: 2019

»Neun von zehn Büchern schreibe ich nicht zu Ende«

Wenn in diesem Jahr zwei Literaturnobelpreise vergeben werden, ist der Argentinier einer der heißesten Anwärter. Die novellenhaften Werke des von Patti Smith und David Foster Wallace verehrten Autors sind so voller Fantasie, dass man kaum mehr von magischem Realismus sprechen kann. Ein Gespräch über seinen besonderen Stil und die Möglichkeit von Zeitreisen mit dem in Buenos Aires lebenden Schriftsteller César Aira.

Ganz unten

Der britische Fotograf Richard Billingham erzählt in seinem Filmdebüt »Ray & Liz« die erbärmliche Geschichte seiner Familie. Seine Bebilderung der Verhältnisse ist kompromissloser als Ken Loachs »Ich, Daniel Blake« und reflektierter als Fatih Akins »Der Goldene Handschuh«.

»Wenn alles schwanzgemacht ist, was bin dann ich als Frau im Verhältnis zu diesem Schwanz?«

Marlene Stark und Anna Gien haben einen der ungewöhnlichsten Romane des Frühjahrs geschrieben. Im Ringen um Macht und Anerkennung setzt ihre Erzählerin »M« erst den eigenen Körper und dann die Körper ihrer Bekannten aufs Spiel, denn alle Lechzen nach Erlösung und Befriedigung. Ein Gespräch über ihren Roman »M«, den »erotisierten Zoo« der Kunstszene, die »Totalzerfickung aller stabilen Lebensmodelle« und die Frage nach dem Schwanz.

»Daten bereitstellen könnte eine neue Form der Arbeit sein«

Der Berliner Bürgerrechtler und Jurist Bijan Moini wagt sich in seinem literarischen Debüt »Der Würfel« an den Entwurf einer positiven Zukunft, in der alle Daten transparent sind. Sein utopischer Roman ist die perfekte Blaupause, um über unsere nahe Zukunft nachzudenken. Wir sprachen mit ihm über den Wert und das Potential von Daten und darüber, wie diese richtig eingesetzt zum Wohl Allgemeinheit beitragen könnten.

Israelischer Film »Synonymes« gewinnt Goldenen Bären

Mit Nadav Lapid hat erstmals ein Israeli den Preis für den besten Film gewonnen. Die beiden Darsteller-Bären gehen an die beiden Hauptdarsteller im chinesischen Drama »So Long, My Son«. Auch zwei deutsche Regisseurinnen wurden mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Insgesamt konkurrierten lediglich 16 Filme um die acht Berlinale-Bären.

Ein einfaches Leben

So früh war das Rennen um die Bären noch nie zu Ende. Nachdem der chinesische Beitrag »One Second« von Zhang Yimou wegen »technischer Probleme« kurzfristig gestrichen wurde, beschließt dessen Landsmann Wang Xiaoshuai mit dem sehenswerten Drama »So long, my son« bereits am Donnerstag den Wettbewerb der 69. Berlinale. Die chinesischen Beiträge im Festival haben einen starken Eindruck hinterlassen. Umso schwerer wiegen die Ausfälle und belasten die chinesische Filmbranche.

Würge(r)kino

Mit hohen Erwartungen ist Fatih Akins Verfilmung von Heinz Strunks Roman »Der Goldene Handschuh« in den Wettbewerb der Berlinale gegangen. Der Film weist in seinem Handwerk Parallelen zu Takis Würgers viel kritisiertem Roman »Stella« auf.

Gott ist eine starke Frau

Die mazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska ist ein Eigengewächs der Berlinale. Vier mal war sie bereits in der Sektion Panorama zu Gast. Mit »God exists, her name is Petrunya«, einem heiteren Manifest gegen religiöse Borniertheit und toxische Männlichkeit, ist sie erstmals im Wettbewerb vertreten.

Lola rennt im Hamsterrad

Die Österreicherin Marie Kreutzer ist mit »Der Boden unter den Füßen« im Wettbewerb vertreten. Ihr Film porträtiert eine Unternehmensberaterin und ihren Berufszweig. Der stellt sich als genauso trist wie man ihn immer vermutet hat heraus.

Schrei nach Liebe

Nora Fingscheidt feiert mit »Systemsprenger« ein beeindruckendes Spielfilmdebüt auf der Berlinale. In ihrem Beitrag porträtiert sie ein wildes Mädchen, für das in den etablierten Kinder- und Jugendhilfestrukturen kein Platz ist.