Gehen wir aufrecht, weil wir Menschen sind oder sind wir Menschen, weil wir aufrecht gehen? Der Philosoph Kurt Bayertz präsentiert den aufrechten Gang als philosophischen Topos, das die Reflektion über den Menschen und seine Position in der Welt von der Antike bis in die Neuzeit prägt. »Und während die anderen Wesen gebeugt zu Boden blicken, gab er dem Menschen ein hoch erhobenes Antlitz, ließ ihn den Himmel betrachten und sein Gesicht stolz zu den Sternen erheben. So nahm ein eben noch roher, ausdrucksloser Erdenkloß, verwandelt, die bis dahin unbekannten Züge des Menschen an.« Mit diesen Worten beschrieb der römische Dichter Ovid in seinen Metamorphosen den Wesenszug des Menschen, dessen Aufgabe es in der Welt war, nach oben blickend den Kosmos als Werk eines himmlischen Schöpfers zu betrachten. Ovids These, dass der Mensch nicht nur geschaffen sei, weil die Welt ohne ein denkendes Wesen, sondern auch, weil sie ohne ein den Himmel betrachtendes Wesen nicht vollständig gewesen sei, ist nur eines von zahlreichen Erklärungsmustern für den aufrechten Gang des Menschen, der sich durch die Geschichte des …