Es ist: 15-12-2020, 17:39
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Schatten - Prolog
Beitrag #1 |

Schatten - Prolog
Prolog
Es gab keinen neuen Morgen. Langsam, aber stetig sank sie in die Dunkelheit. Sie schien auf sie zu warten. Lullte sie ein und flüsterte ihr süße Versprechen ins Ohr. Versprechen frei von Schmerz, frei von Leid und Elend, frei vom Licht. Sie sehnte sich nach der Dunkelheit. Wünschte sich ihre Stille herbei. Sie wartete auf die vollkommene Dunkelheit, darauf, dass sie selbst vollkommene Dunkelheit wurde. Die Stunden zogen dahin. Es dauerte Tage, Jahre, eine Ewigkeit schien es zu dauern. Sie schrie verzweifelt und voller Qual, als sie gewahr wurde: Sie sank nicht mehr. Ein Blick nach oben: Sie hing an einem Strang. Einen einzelnen Strang, dünn wie Spinnweben und doch unzertrennlich. Einen Strang aus Licht. Er brannte in ihren Augen, versengte ihre Haut und verscheuchte die Dunkelheit, welche sie sich so sehnlichst herbeiwünschte. Erneut schrie sie und versuchte den Strang aus dünnstem Licht zu zerreißen, doch er ließ sie nicht los. Je mehr sie sich anstrengte desto kräftiger schien das Licht zu werden, als nährte es sich von ihrem Widerwillen, von ihrer Qual, von ihrer Angst. Eine Stimme, welche nicht von dieser Welt zu sein schien sprach mit lautem, tosendem und abschreckendem Ton: „Sowie eine einzelne Kerze den gesamten Raum erleuchten kann, so wird ein Lichtstrahl die Dunkelheit aus deinem Herzen vertreiben!“ Sie schrie erneut auf und während sie schrie wurde das Licht heller und die Dunkelheit verschwand vollends. Es wurde heller und heller. Das Licht umhüllte sie nun und es wurde immer greller, blendete und sah durch und durch abscheulich aus. Sie schloss ihre Augen, schlug die Hände über sie und wünschte sich das Abbild der Dunkelheit herbei. Doch sie sah nur Licht, grelles Licht und mitten im Licht stand sie und genoss die Strahlen. Sie sah sich an und unterdrückte den Impuls hochzuwürgen. Sie sah scheußlich aus. Äußerlich schien sie die gleiche zu sein, doch ihr Lächeln war hässlich und in ihren Augen sah sie ein Feuer, welches in ihrem innersten alles hohl gebrannt zu haben scheint. Wie konnte dies geschehen? Wo war die wunderschöne Dunkelheit? Sie sah sich ausholen und als ihre Hand sich nach ihr ausstreckte wurde es noch heller, noch greller. Alles verschwand in diesem grässlichen Licht.

"I´m a superintelligent alien being!"
"You are an idiot you know that right?"
"Of course!...Everyone knows that."

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Beitrag #2 |

RE: Schatten - Prolog
Hallo Anoitos Icon_smile

Schön, dass du uns in deinen Prolog hineinschnuppern lässt.

Bitte nicht vergessen, dass es sich hier um eine Textkritik handelt, von der du so viel annehmen kannst, wie du willst.

Auch wenn dein Prolog relativ kurz ist, liest er sich langatmig. Das liegt einerseits an den fehlenden Absätzen und andererseits daran, dass er sehr redundant ist, d.h. du wiederholst dich oft. Das Wiederholen von Worten wie Licht und Dunkelheit macht sie nicht stärker, im Gegenteil. Der Text könnte um einiges eindrucksvoller wirken, wenn du kurze (was du hast) und prägnante (an der Treffsicherheit der Worte happert es noch) Sätze hast.

Ein großes Problem sehe ich in dem Text auch, da du von verkehrten Assoziationen umgehst - die Dunkelheit schützt, das Licht tut weh. Die gängigen Assoziationen wären genau umgekehrt. Es spricht nichts dagegen, wenn du die Bedeutungsfelder neu auflädst, nur dann müssen auch konsequente Argumente dafür gebracht werden.

Zwei konkrete Stolperfallen für mich:

Zitat:aber stetig sank sie in die Dunkelheit. Sie schien auf sie zu warten. Lullte sie ein und flüsterte ihr süße Versprechen ins Ohr.

Ich weiß hier nicht, wer auf wen wartet. Auch finde ich es unausgewogen, wenn du am Anfang des Textes die Dunkelheit quasi personifizierst, doch im Laufe des Textes verkommt sie zu einer passiven Landschaft.
Auch finde ich in diesem Kontext die Wortwahl von "scheinen" unglücklich, wenn später das Licht als Antagonist eingeführt. Scheinen und Licht liegen semantisch näher beieinander als scheinen und Dunkelheit. Wenn du das Wort in Zusammenhang mit der Dunkelheit verwenden willst, solltest du es anders in Szene setzen.

Zitat: Sie sah sich an und unterdrückte den Impuls hochzuwürgen. Sie sah scheußlich aus. Äußerlich schien sie die gleiche zu sein, doch ihr Lächeln war hässlich und in ihren Augen sah sie ein Feuer, welches in ihrem innersten alles hohl gebrannt zu haben scheint.

Gibt es einen Spiegel? Wie ist es möglich, dass sie ihr eigenes Lächeln sieht und auch ein Feuer in ihren Augen? Das wirkt wie ein Perspektivenbruch und stört den Lesefluss.

Ich finde den Ansatz interessant, dass die Dunkelheit als positiv und das Licht als negativ empfunden werden, nur sprachlich gelingt es in meinen Augen nicht ganz, diese doch eindrucksvollen Bilder umzusetzen. Ich hoffe, du kannst etwas mit meiner Einschätzung anfangen. Icon_smile

Eine kleine Sniffu-Dröhnung

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