Hallo, was Neues von mir. Titel wird noch überarbeitet.
Gelangweilt zappte Luna durch die Kanäle. Rendezvous mit Joe Black. Brad Pitt in der Hauptrolle. Ein alter Klassiker, da war Brad noch jung und knackig. In den zwanzig Jahren, die seit dem Dreh vergangen waren, hatte er gewaltig nachgelassen, was nicht zuletzt am Kiffen und übermäßigem Alkoholkonsum und natürlich seiner Scheidungsschlacht mit Angelina Jolie lag.
Luna blieb einige Zeit bei dem Film hängen. Gerade küsste Joe Black die Hauptdarstellerin, die natürlich jedes Klischee eines romantischen Liebesfilms bediente. Ebenso Joe Black alias der Tod. Schmalz pur.
Die Menschen waren ja völlig ahnungslos.
Luna trank einen Schluck Cola. Diese koffeinhaltige Limonade war eine der besten Erfindungen, seit es Amerikaner gab. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine gut gefüllte Schale mit Chips. Luna selbst hatte sich auf der großzügigen Couch aus sandfarbenen Leder ausgestreckt. Ein gemütlicher Abend nach einem Arbeitstag, so wie tausende Menschen in dieser kleinen Stadt irgendwo auf der Welt den Tag ausklingen ließen. Lunas Füße steckten in gestreiften Socken.
Sie mochte gestreifte Socken. Sie strahlten etwas Lebendiges aus.
Ihr Blick schweifte durch die ordentlich aufgeräumte Wohnung. Gardinen, aus zartem weißem Stoff bauschten sich frisch gewaschen vor blank geputzten Fenstern. Nicht ein Körnchen Staub lag auf den Möbeln aus hellem Holz. Es war nicht Lunas Wohnung. Sie hatte einmal einem jungen Mann gehört, der nicht mehr unter ihnen weilte. Vor seinem Fortgang hatte er Luna erlaubt hier zu leben, bis man seinen Weggang bemerkte. Nicht, dass sie unbedingt eine Erlaubnis dazu benötigt hätte, aber so machte man das eben unter den Menschen.
Anthony Hopkins alias Bill Parrish hielt gerade eine Ansprache vor den Aktionären seiner Firma. Luna stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund und achtete darauf, dass keine Krümel auf den eierschalenfarbenen Teppich fielen. Als ob der Besitzer je zurückkommen würde.
Ihre ...Luna überlegte. Wie nannte man solche Leute? Klienten? Das Wort schien ihr ein wenig zynisch und doch fiel ihr kein besserer Begriff ein. Wenn man so wollte, waren es ihre Klienten. Jeder würde einmal eines Tages ihr Klient werden. Die einen früher und die anderen später, denn Luna war der Tod.
Sie fand es ein wenig befremdlich, dem Tod ein Geschlecht zu geben. Aber es so waren eben die Menschen. Der Tod. Die Franzosen sagten La Morte, da war sie weiblich. La petite Morte gefiel ihr, obwohl das ja eigentlich zum genauen Gegenteil führte.
Sie trug einen weiblichen Namen, den ihr vor etlichen Jahren eine alte Frau gegeben hatte. Nach ihrer Tochter, die schon lange vor der Mutter gestorben war. Die alte Frau sah wohl das Kind vor ihrem inneren Auge, als der Tod sie endlich von ihrem Schmerz erlöste und dieser mochte den Namen so sehr, dass er ihn für sich behielt. Dabei hatte jeder Mensch eine eigene Vorstellung vom Tod. Meistens gab man ihr einen Körper und ein Gesicht. Körperlichkeit war etwas Vertrautes und wenn die Menschen sich auf diese letzte Reise begaben, war ihnen Vertrautes sehr wichtig.
Seltener gab man ihr das Äußere von Tieren. Der Hund, die Katze, die Herrchen oder Frauchen ins Jenseits führen sollte. Erstaunlicherweise akzeptierten die meisten ihrer Klienten, wenn sie sie abholten und gingen mit.
Von all ihren Klienten faszinierten die Menschen Luna am meisten.
Auf der einen Seite schufteten sie sich zu Tode für das Bisschen, das sie Leben nannten, auf der anderen Seite planten sie ihre Zukunft, ohne zu wissen, ob Luna nicht schon einen Moment später auf ihrer Schwelle stehen würde. Sie glaubten immer, so unendlich viel Zeit zu haben, dabei waren die paar Jahre, die ihnen vergönnt waren nicht mehr als ein Windstoß. Umso überraschter waren sie dann, wenn der Tod an ihre Tür klopfte.
Einige wehrten sich verbissen und sahen etwas Schreckliches in ihr und nicht nur einen Teil, der zum Leben gehörte wie die Geburt. Naiv wie ein Kind versuchten sie das Unbekannte, den schwarzen Schatten und auch den Sensenmann, wie sie genannt wurde, zu bekämpfen.
Aber letztendlich verloren sie doch immer. Dem Tod konnte niemand entkommen. Schon wieder der Tod. Als gäbe es nur einen einzigen Tod. Er war genauso individuell wie das Leben auch.
Bei entsprechender Kooperation gab es durchaus Spielraum das Ableben persönlich und sogar angenehm zu gestalten. Mit einem älteren Herrn war sie sogar noch in die Bar Whisky trinken gegangen. Er starb, den Kopf an den vollen Busen einer drallen Blondine gelehnt und mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht.
Bei den Flüchtigen musste sie zu drastischeren Mitteln greifen, aber zum Glück kam das nur selten vor. Anthony Hopkins war auch einer der leichteren Sorte. Nachdem er dem Tod einige Tage abgerungen hatte, um noch seinen fünfundsechzigsten Geburtstag zu feiern, verabschiedete er sich im Film von seiner Tochter. Zum Sterben romantisch. Luna trank ihr Cola aus und sah sich in der peinlich sauber aufgeräumten Wohnung um. Der Vorbesitzer hatte kaum Freunde gehabt. Eigentlich überhaupt keine. Er lebte sehr zurückgezogen. Zu der Familie bestand ebenfalls wenig Kontakt. Als Luna an seiner Tür klopfte, erschien ein rosiger Schimmer auf seinen blassen Wangen. Er bat noch darum, seine ohnehin sehr saubere Wohnung noch einmal gründlich putzen zu dürfen. „Damit hier alles sauber ist, wenn die mich finden“, wie er sich ausdrückte. Seine ausdruckslosen Augen leuchteten auf, als Luna ihm nicht nur diesen Wunsch gewährte, sondern auch noch fragte, wie er denn sterben wolle.
„Kann ich mir das wirklich aussuchen?“, fragte er freudig verwundert. Luna hatte nur mit den Achseln gezuckt. „Du bist ja noch recht jung“, hatte sie geantwortet. „So viel Zeit kann ich dir noch einräumen. Aber allzu lange darf es auch nicht dauern“, fügte sie hinzu, um seinen Enthusiasmus zu dämpfen. Sie musterte ihn ohne besonderes Interesse. Er war ein Klient wie jeder andere auch. Noch nicht alt, keine dreißig, aber tagtäglich starben weitaus jünger. Sein aschblondes Haar begann sich zu lichten. Doch die Aussicht, dass sein einsames Leben bald ein Ende haben sollte, schien dem dünnen Körper mit den hängenden Schultern noch einmal Energie zu verleihen. Eifrig machte er sich daran, seine Zwei-Zimmer-Wohnung, die er in den letzten Jahren kaum verlassen hatte, zu putzen. Dann duschte er ausgiebig, rasierte sich und zog einen dunklen Anzug an, der wohl schon lange im Schrank hing. Ein Hauch von Aftershave vermischte sich mit dem penetranten Geruch von Mottenkugeln.
Luna konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihr Klient stand vor ihr und man hätte meinen können, er zur Konfirmation, statt in den Tod. Er war aufgeregt wie ein Backfisch vor seinem ersten Rendezvous. Er verabschiedete sich von Luna wie von einer sehr alten Freundin. Sein toter Körper wurde eine Woche später von Spaziergängern im Wald gefunden.
Joe Black ging mit Anthony Hopkins davon. Wenige Sekunden später schloss Brad Pitt die Hauptdarstellerin in die Arme. Der Film war zu Ende.
Luna stand auf und ging in die Küche. Eigentlich musste sie nicht essen, aber sie hatte die Nahrung der Menschen zu schätzen gelernt und Spaghetti schmeckten wirklich lecker. In der hintersten Ecke des Küchenschranks fand sie sogar noch eine Flasche Rotwein. Mit dem Ärmel wischte sie die dicke Staubschicht ab. Dornfelder. Trocken kam zum Vorschein. Luna schenkte sich ein Glas ein und trank, während sie Spaghetti Bolognese zubereitete. Später hatte sie es sich wieder auf der Couch gemütlich gemacht. Cola war gegen Rotwein ausgetauscht und Joe Black wurde durch eine Reportage über Kasachstan ersetzt. Ein Blick durchs Fenster sagte Luna, dass es drinnen gemütlicher war als draußen. Dunkle Wolken verdeckten den Himmel und gleich darauf prasselte Regen aufs Dach. Ein typischer Apriltag.
„…ist bekannt für seine Pferde“, näselte die körperlose Stimme des Reporters. Luna mochte Pferde. Ihre Freunde, die Apokalyptischen Reiter besaßen wunderschöne, feurige Tiere.
Ihr nächster Auftrag führte sie nach Kasachstan:
Einmal hatte ein Klient sie gefragt, woher sie denn wüsste, wen sie mitnehmen dürfte. Der Mann saß unschuldig in der Todeszelle und seine Hinrichtung sollte in wenigen Augenblicken erfolgen. Luna hatte nur mit den Achseln gezuckt. Woher wusste der Wind, aus welcher Richtung er wehen sollte? Aber dann hatte sie sich ein kleines Büchlein besorgt und die Namen notiert. Nachdem einige, vornehmlich ältere Herrschaften sich über die auffällige pinke Farbe beschwert hatten, war sie zu einem gedeckteren Ton gewechselt. Es war anstrengend die Klischees der Menschen zu bedienen.
„Dann mal auf nach Kasachstan“, sagte sie zu sich selbst. Die kleine, gemütliche Wohnung würde sie vermissen. Es hatte Spaß gemacht, für eine kleine Weile Mensch zu spielen, aber nichts war für die Ewigkeit.
Gelangweilt zappte Luna durch die Kanäle. Rendezvous mit Joe Black. Brad Pitt in der Hauptrolle. Ein alter Klassiker, da war Brad noch jung und knackig. In den zwanzig Jahren, die seit dem Dreh vergangen waren, hatte er gewaltig nachgelassen, was nicht zuletzt am Kiffen und übermäßigem Alkoholkonsum und natürlich seiner Scheidungsschlacht mit Angelina Jolie lag.
Luna blieb einige Zeit bei dem Film hängen. Gerade küsste Joe Black die Hauptdarstellerin, die natürlich jedes Klischee eines romantischen Liebesfilms bediente. Ebenso Joe Black alias der Tod. Schmalz pur.
Die Menschen waren ja völlig ahnungslos.
Luna trank einen Schluck Cola. Diese koffeinhaltige Limonade war eine der besten Erfindungen, seit es Amerikaner gab. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine gut gefüllte Schale mit Chips. Luna selbst hatte sich auf der großzügigen Couch aus sandfarbenen Leder ausgestreckt. Ein gemütlicher Abend nach einem Arbeitstag, so wie tausende Menschen in dieser kleinen Stadt irgendwo auf der Welt den Tag ausklingen ließen. Lunas Füße steckten in gestreiften Socken.
Sie mochte gestreifte Socken. Sie strahlten etwas Lebendiges aus.
Ihr Blick schweifte durch die ordentlich aufgeräumte Wohnung. Gardinen, aus zartem weißem Stoff bauschten sich frisch gewaschen vor blank geputzten Fenstern. Nicht ein Körnchen Staub lag auf den Möbeln aus hellem Holz. Es war nicht Lunas Wohnung. Sie hatte einmal einem jungen Mann gehört, der nicht mehr unter ihnen weilte. Vor seinem Fortgang hatte er Luna erlaubt hier zu leben, bis man seinen Weggang bemerkte. Nicht, dass sie unbedingt eine Erlaubnis dazu benötigt hätte, aber so machte man das eben unter den Menschen.
Anthony Hopkins alias Bill Parrish hielt gerade eine Ansprache vor den Aktionären seiner Firma. Luna stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund und achtete darauf, dass keine Krümel auf den eierschalenfarbenen Teppich fielen. Als ob der Besitzer je zurückkommen würde.
Ihre ...Luna überlegte. Wie nannte man solche Leute? Klienten? Das Wort schien ihr ein wenig zynisch und doch fiel ihr kein besserer Begriff ein. Wenn man so wollte, waren es ihre Klienten. Jeder würde einmal eines Tages ihr Klient werden. Die einen früher und die anderen später, denn Luna war der Tod.
Sie fand es ein wenig befremdlich, dem Tod ein Geschlecht zu geben. Aber es so waren eben die Menschen. Der Tod. Die Franzosen sagten La Morte, da war sie weiblich. La petite Morte gefiel ihr, obwohl das ja eigentlich zum genauen Gegenteil führte.
Sie trug einen weiblichen Namen, den ihr vor etlichen Jahren eine alte Frau gegeben hatte. Nach ihrer Tochter, die schon lange vor der Mutter gestorben war. Die alte Frau sah wohl das Kind vor ihrem inneren Auge, als der Tod sie endlich von ihrem Schmerz erlöste und dieser mochte den Namen so sehr, dass er ihn für sich behielt. Dabei hatte jeder Mensch eine eigene Vorstellung vom Tod. Meistens gab man ihr einen Körper und ein Gesicht. Körperlichkeit war etwas Vertrautes und wenn die Menschen sich auf diese letzte Reise begaben, war ihnen Vertrautes sehr wichtig.
Seltener gab man ihr das Äußere von Tieren. Der Hund, die Katze, die Herrchen oder Frauchen ins Jenseits führen sollte. Erstaunlicherweise akzeptierten die meisten ihrer Klienten, wenn sie sie abholten und gingen mit.
Von all ihren Klienten faszinierten die Menschen Luna am meisten.
Auf der einen Seite schufteten sie sich zu Tode für das Bisschen, das sie Leben nannten, auf der anderen Seite planten sie ihre Zukunft, ohne zu wissen, ob Luna nicht schon einen Moment später auf ihrer Schwelle stehen würde. Sie glaubten immer, so unendlich viel Zeit zu haben, dabei waren die paar Jahre, die ihnen vergönnt waren nicht mehr als ein Windstoß. Umso überraschter waren sie dann, wenn der Tod an ihre Tür klopfte.
Einige wehrten sich verbissen und sahen etwas Schreckliches in ihr und nicht nur einen Teil, der zum Leben gehörte wie die Geburt. Naiv wie ein Kind versuchten sie das Unbekannte, den schwarzen Schatten und auch den Sensenmann, wie sie genannt wurde, zu bekämpfen.
Aber letztendlich verloren sie doch immer. Dem Tod konnte niemand entkommen. Schon wieder der Tod. Als gäbe es nur einen einzigen Tod. Er war genauso individuell wie das Leben auch.
Bei entsprechender Kooperation gab es durchaus Spielraum das Ableben persönlich und sogar angenehm zu gestalten. Mit einem älteren Herrn war sie sogar noch in die Bar Whisky trinken gegangen. Er starb, den Kopf an den vollen Busen einer drallen Blondine gelehnt und mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht.
Bei den Flüchtigen musste sie zu drastischeren Mitteln greifen, aber zum Glück kam das nur selten vor. Anthony Hopkins war auch einer der leichteren Sorte. Nachdem er dem Tod einige Tage abgerungen hatte, um noch seinen fünfundsechzigsten Geburtstag zu feiern, verabschiedete er sich im Film von seiner Tochter. Zum Sterben romantisch. Luna trank ihr Cola aus und sah sich in der peinlich sauber aufgeräumten Wohnung um. Der Vorbesitzer hatte kaum Freunde gehabt. Eigentlich überhaupt keine. Er lebte sehr zurückgezogen. Zu der Familie bestand ebenfalls wenig Kontakt. Als Luna an seiner Tür klopfte, erschien ein rosiger Schimmer auf seinen blassen Wangen. Er bat noch darum, seine ohnehin sehr saubere Wohnung noch einmal gründlich putzen zu dürfen. „Damit hier alles sauber ist, wenn die mich finden“, wie er sich ausdrückte. Seine ausdruckslosen Augen leuchteten auf, als Luna ihm nicht nur diesen Wunsch gewährte, sondern auch noch fragte, wie er denn sterben wolle.
„Kann ich mir das wirklich aussuchen?“, fragte er freudig verwundert. Luna hatte nur mit den Achseln gezuckt. „Du bist ja noch recht jung“, hatte sie geantwortet. „So viel Zeit kann ich dir noch einräumen. Aber allzu lange darf es auch nicht dauern“, fügte sie hinzu, um seinen Enthusiasmus zu dämpfen. Sie musterte ihn ohne besonderes Interesse. Er war ein Klient wie jeder andere auch. Noch nicht alt, keine dreißig, aber tagtäglich starben weitaus jünger. Sein aschblondes Haar begann sich zu lichten. Doch die Aussicht, dass sein einsames Leben bald ein Ende haben sollte, schien dem dünnen Körper mit den hängenden Schultern noch einmal Energie zu verleihen. Eifrig machte er sich daran, seine Zwei-Zimmer-Wohnung, die er in den letzten Jahren kaum verlassen hatte, zu putzen. Dann duschte er ausgiebig, rasierte sich und zog einen dunklen Anzug an, der wohl schon lange im Schrank hing. Ein Hauch von Aftershave vermischte sich mit dem penetranten Geruch von Mottenkugeln.
Luna konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihr Klient stand vor ihr und man hätte meinen können, er zur Konfirmation, statt in den Tod. Er war aufgeregt wie ein Backfisch vor seinem ersten Rendezvous. Er verabschiedete sich von Luna wie von einer sehr alten Freundin. Sein toter Körper wurde eine Woche später von Spaziergängern im Wald gefunden.
Joe Black ging mit Anthony Hopkins davon. Wenige Sekunden später schloss Brad Pitt die Hauptdarstellerin in die Arme. Der Film war zu Ende.
Luna stand auf und ging in die Küche. Eigentlich musste sie nicht essen, aber sie hatte die Nahrung der Menschen zu schätzen gelernt und Spaghetti schmeckten wirklich lecker. In der hintersten Ecke des Küchenschranks fand sie sogar noch eine Flasche Rotwein. Mit dem Ärmel wischte sie die dicke Staubschicht ab. Dornfelder. Trocken kam zum Vorschein. Luna schenkte sich ein Glas ein und trank, während sie Spaghetti Bolognese zubereitete. Später hatte sie es sich wieder auf der Couch gemütlich gemacht. Cola war gegen Rotwein ausgetauscht und Joe Black wurde durch eine Reportage über Kasachstan ersetzt. Ein Blick durchs Fenster sagte Luna, dass es drinnen gemütlicher war als draußen. Dunkle Wolken verdeckten den Himmel und gleich darauf prasselte Regen aufs Dach. Ein typischer Apriltag.
„…ist bekannt für seine Pferde“, näselte die körperlose Stimme des Reporters. Luna mochte Pferde. Ihre Freunde, die Apokalyptischen Reiter besaßen wunderschöne, feurige Tiere.
Ihr nächster Auftrag führte sie nach Kasachstan:
Alexej Bondarenko
Achtundsechzig Jahre,
wohnhaft in der Stadt … Luna kniff die Augen zusammen. Schon allein der Name der Stadt in Gedanken zu lesen, machte ihr einen Knoten in die Zunge. Qu..Quo… Quost… Quostanay. Innerlich stöhnte Luna auf. Allein dafür hatte er schon den Tod verdient. Leberkrebs sollte die Todesursache sein, zu viel Alkohol. Die Menschen unterschieden nie zwischen dem Tod und seiner Ursache. Eine Krankheit konnte, musste aber nicht zwangsläufig zum Tod führen. Meist waren Alkoholiker ganz lustige Gesellen, die gerne noch einen letzten Drink nahmen, bevor sie mit Luna gingen. Sie rechnete nicht mit Schwierigkeiten. Einmal hatte ein Klient sie gefragt, woher sie denn wüsste, wen sie mitnehmen dürfte. Der Mann saß unschuldig in der Todeszelle und seine Hinrichtung sollte in wenigen Augenblicken erfolgen. Luna hatte nur mit den Achseln gezuckt. Woher wusste der Wind, aus welcher Richtung er wehen sollte? Aber dann hatte sie sich ein kleines Büchlein besorgt und die Namen notiert. Nachdem einige, vornehmlich ältere Herrschaften sich über die auffällige pinke Farbe beschwert hatten, war sie zu einem gedeckteren Ton gewechselt. Es war anstrengend die Klischees der Menschen zu bedienen.
„Dann mal auf nach Kasachstan“, sagte sie zu sich selbst. Die kleine, gemütliche Wohnung würde sie vermissen. Es hatte Spaß gemacht, für eine kleine Weile Mensch zu spielen, aber nichts war für die Ewigkeit.